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Tony F.

DANDELION WINE: An Inexact Science


DANDELION WINE: An Inexact Science
Genre: Pop
Verlag: Ars Musica...
Vertrieb: Ars Musica...
Erscheinungsdatum:
September 2006
Medium: CD
Preis: ~15,00 €
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DANDELION WINE ist ein Duo aus Australien, welches nach meinen Informationen mit "An inexact science" sein mittlerweile zweites Vollzeitalbum vorlegt. Die Musik kann man grob dem experimentellen Pop zuordnen, der herrlich befreit von irgendwelchen Szenezuordnungen funktioniert. Eine musikalische Nähe kann man sicher noch aufgrund des weiblichen Gesangs zum Ethereal-Pop und definitiv eine Anschlussmöglichkeit zum Dark Wave konstatieren. Man mag mich jetzt schlagen, aber eine gefühlte Nähe zu den späten DEAD CAN DANCE in Bezug auf die musikalische Herangehensweise meine ich hier und da auch herauszuspüren. 


Das Klangbild ist in erster Linie akustisch geprägt. Piano, Gitarre, Bass, Flöte, Dulcimer und Perkussion stellen das Grundgerüst dar, über dem der ausdrucksstarke, ideenreiche und nicht glattgebügelte weibliche Gesang schwebt. Darunter wird zudem ab und zu ein elektronischer Teppich gelegt. Die, so viel kann man sagen, deutlich bessere erste Hälfte des Albums wird von dem mich gerade in den Strophen sehr stark an SIEBEN erinnernden "Stable" eröffnet. Den Vergleich zu SIEBEN ziehe ich allerdings in diesem Fall und in späteren Fällen zum ersten Album "Forbid The Sun´s Escape", an dem noch SALLY DOHERTY gesanglich mitwirte. Die ruhigeren, von Bass, Flöte und Gesang getragenen Strophen werden von einer wunderschönen Gesangslinie über einem druckvolleren Klangbild im Refrain abgelöst. "Found" beginnt wesentlich elektronischer mit wabernden Keyboardklängen und einem treibend-perkussiven Rhythmus. Im folgenden baut sich das Stück durch den Gesang und vor allem durch die verzerrten Gitarrenklangteppiche immer weiter auf, bis es in den verzerrten Gitarrenklängen ausläuft. "Muscle Memory" funktioniert nach dem ähnlichen Muster - nur noch konsequenter. Ein monotoner Piano-Lauf wird von mitlaufenden und sich nacheinander ergänzenden Akustikgitarren- und Violinenklängen nach und nach begleitet, bevor nach einem letzten ruhigen, sich ausbreitenden Intermezzo der Druck durch den dazustoßenden Bass, Noise-Elemente und schließlich einen druckvollen Rhythmus bis zum Schluss stetig gesteigert wird. Der weibliche Gesang ist zunächst lieblich, stimmt eine fast kinderversartige Weise an, um dann anschließend das Intermezzo sanft zu begleiten. Gleichzeitig mit dem ausufernden musikalischen Aufbau lässt sich der Gesang ebenfalls aus. Die kinderversartige Weise wird zuletzt fast furienartig hervorgepresst. Dies ist sicherlich eines der besten Stücke des Albums. 


Dem eher ruhigen, bis auf eine heftigere Gitarrenattacke in der Mitte unauffälligeren, in weiten Strecken von der Flöte getragenen "Malphacyte" folgt das herausragende "Tulip Eyes", welches mich wieder stärker an SIEBEN erinnert. Gerade der stampfende Rhythmus und der akzentuierte Violineneinsatz drängen einem den Vergleich auf. "Black Glitter" beginnt mit einem entspannten Schlagzeugrhythmus, über dem sich Akustikgitarren und Bass entspinnen, bevor sich der Gesang ab der Hälfte des Liedes in einem wunderschönen, melancholischen, mehrstimmigen Chorus bis zum Ende hin verliert. Leider verspürt man ab dem siebten Stück dann irgendwie einen musikalischen Bruch, der dem Gesamteindruck der Platte nicht unbedingt gut tut. "Starry Messenger" ist zunächst ein ordentlicher Song, bevor er sich am Ende in eine fünfminütige, instrumentale Klangschleife verwandelt. Mit "Little Pieces (i)" setzt man gleich ein nur aus wabernder Elektronik und ätherischem Gesang bestehendes, im Grunde nicht schlechtes Stück dahinter, bevor sich "Little Pieces (ii)" noch einmal zu einem wirklichen Song mausert. Das abschließende "For The Next Time The Whole World Floods With Tears" ist dann wieder ein fast siebenminütiges Instrumental, das wiederum von elektronischen Klangteppichen dominiert wird. 


Aus meiner Sicht erfährt das Album durch die stärkere Ballung von instrumentalen Klangteppichen am Ende der Platte eine unnötige Zweiteilung oder auch einen gewissen Spannungsabfall. Eine geschicktere Songreihenfolge oder zumindest das Zurücknehmen der instrumentalen Elemente hätte im Sinne einer geschlossen wirkenden Einheit hier Gutes bewirkt. Ohne wenn und aber muss man allerdings feststellen, dass DANDELION WINE hier ein sehr intessantes, ideenreich und gut produziertes Album vorgelegt haben, welches mit hervorragendem Songwriting überzeugt und szeneübergreifend Freunde finden sollte.

 
Tony F. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Dandelion Wine


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Zusammenfassung
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Inhalt
Stable
Found
Muscle Memory
Malphacyte
Tulip Eyes
Black Glitter
Starry Messenger
Little Pieces (i)
Little Pieces (ii)
For The Next Time The Whole World Floods With Tears
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