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Mysticum - In the streams of inferno

Let the kingdom come...


Mysticum - In the streams of inferno
Genre: Black Metal
Verlag: Full Moon
Erscheinungsdatum:
1996
Erstellt: 20.09.2006
Preis: ~15,00 €
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Zu den zweifelsohne extremsten Projekten in der skandinavischen Black Metal-Geschichte gehört die aus dem norwegischen Asker stammende Drei-Mann-Formation Mysticum. In den frühen 90ern gegründet von Prime Evil, Cerastes und Mean Malmberg hat Mysticum dabei als eine der ersten Bands einen relativ großen Bogen um den typischen norwegischen Black Metal gemacht und den eigenen Stil als elektronischen, später als Industrial Black Metal bezeichnet, was von damals bis heute für zweigeteilte Meinungen sorgte, insbesondere durch den Einsatz eines Drumcomputers fühlte sich mancher Die Hard-Satansjünger vom Mysticum-Sound abgeschreckt, man bedenke, dass ein Großteil der Metal Fans eine scheinbar angeborene Abneigung gegenüber elektronischen Klangerzeugern besitzt. Außerdem existierte zu der Zeit in der norwegischen Szene neben dem Darkthrone`schen „No mosh, no fun“ – Prinzip auch das ungeschriebene Gesetz, dass weder Keyboards, geschweige denn Drumsequenzer  etwas im echten Black Metal zu suchen hätten. Witzigerweise entpuppten sich ziemlich schnell namhafte Bands wie Emperor, Enslaved oder alte Satyricon als erfolgreichste Bands, die sehr wohl auch auf elektronische Klangerzeuger setzten und trotz einem Hauch mehr Melodie ebenso bedrohliche und eiskalte Songs  zu schreiben vermochten. Mysticum gingen noch einen Schritt weiter, durch den Einsatz des Drumcomputers waren Live Gigs lange Zeit undenkbar, selbst Hellhammer (Mayhem, Borknagar) war nicht in der Lage, das komplizierte und komplex elektronisch erzeugte Drumming in handgemachtes Trommeln umzusetzen.
So blieb denn drei Musikern der ganz große Durchbruch eigentlich immer verwehrt, wenngleich sie in Kennerkreisen bis heute sehr großes Ansehen genossen und noch genießen.

1993 veröffentlichte man drei Demos, ("Wintermass"; eine Split mit Manes und "Medusa's Tears"), 1994 eine Split mit den damals nahezu unbekannten Ulver, 1995 lediglich ein Demo mit dem für BM untypischen Titel „Piss off!“ und 1996 endlich das erste Vollzeit- Album „In the streams of inferno“ auf Fullmoon Productions aus den USA. Danach wurde es einige Jahre sehr still um die drei Satansjünger, ehe man 2003 nochmals eine EP mit Audiopain veröffentlichte. Insgesamt also ein relativ dünnes Output, insbesondere, wenn man bedenkt, dass Demos und das Vollzeitalbum größtenteils immer wieder dieselben Lieder in unterschiedlichen Versionen beinhalteten. Aufmerksam wurde ich auf Mysticum durch den Sampler „Nordic Metal – A tribute to Euronymous“ (Necropolis Records, USA), auf welchem sie mit den Stücken „Let the kingdom come (auch „Kingdom comes“) und „In your grave“ vertreten waren. Beide Stücke sind ebenfalls auf dem Album „In the streams of inferno“ enthalten, wenngleich erneut in leicht abgeänderten Versionen. Wie bereits erwähnt, dürften sich bis heute die Gemüter am Sound von Mysticum zerreiben, man wird es lieben und verehren oder sucht einfach das Weite.

Mit „In the streams of inferno“ hat man eigentlich einen äußerst programmatischen Titel gewählt, der komprimiert wiedergibt, was einen knapp 38 Minuten lang erwartet. Mysticum zeichnen sich nicht nur durch extreme Raserei aus: Insgesamt begleitet das Album vom Sound her eine grauenhafte und frostige (allerdings auch beabsichtigte) Monotonie. Das liegt zum einen am dreckigen und schwammigen Gitarrensound, der mehr Rehearsal- als Studiosound ist, zum anderen an den elektronischen Drums, die dem Zuhörer beinahe die Gedärme aus dem Wanst zu prügeln scheinen. Der Gesang könnte nicht extremer sein (erinnert an den von Emperor zu Demo- und „In the nightside eclipse“-Zeiten), Shouter Cerastes kreischt sich durch die Tracks hinweg den letzten Funken Menschlichkeit aus der Seele, was Dank des wenig geizigen Einsatzes von Echo/Hall dämonisch und unirdisch sondergleichen wirkt. Hinzu kommen Keyboardschleier in Form von Sirenen und verschiedenen Chören, die aber nicht in Funktion eines Überspielens fehlender kompositorischer Fähigkeiten stehen, sondern der ohnehin infernalen Stimmung noch das i-Tüpfelchen aufsetzen. Nach dem Intro „Industries of inferno“ schmettert das erste Mysticum-Geschoss mit Titel „The rest“ in die Gehörgänge, wer sich unter Techno goes Black Metal nichts vorstellen kann, erfährt hier Läuterung, stampfende, von Trommelwirbeln durchsetztes Drumming, rhythmische Zwischenparts und dann der Ausbruch in diabolische Raserei, einmalig und unvergleichbar. „Let the kingdom come“ dürfte der ultimative Mysticum-Song überhaupt sein, hier fließt alles zusammen, Midtempo Parts, ohrenbetäubende Double Bass-Attacken, elektronische Blast Beats und fast schon doomige Zwischenparts mit einem nicht mehr zu überbietenden Gehalt schwarzmetallischer Tiefe. Dieses Stück bescheinigt den drei Kerlen, fit für Satan zu sein. Ähnlich intensiv, wenngleich etwas getragener ist „Wintermass“, danach kracht  es nochmals Breitseite, „Where the raven flies“ wird durch Sirenengeheul eingeleitet und findet seinen Höhepunkt im rhythmischen Midtempo, psychedelisch und beschwörerisch. „Crypt of fear“ und das (un-)göttliche „In your grave“ belegen nochmals die Kompromisslosigkeit von Mysticum, sind allerdings wesentlich schlichter und mehr „geradeaus“ komponiert, was dem Gesamteindruck aber keinen Abbruch tut. Das Outro „In the last of the ruins we search for a new planet” wirkt nach der halbstündigen Folter fast schon wie ein Zeichen der Erlösung, minimalistisches Rauschen und diverse Soundeffekte bilden ein relativ schlichtes doch atmosphärisch dichtes Klangkonstrukt, das ein wenig unheimliche Stille und Atmosphäre heraufbeschwört – wie es halt wäre, wäre die Welt im Chaos versunken...

Ältere Black Metal-Kenner werden das Album ohnehin kennen, für den Rest gilt, aufstöbern und bedenkenlos zugreifen. Bitte nicht vom Begriff Industrial Black Metal täuschen lassen, Mysticum hat absolut nichts gemeinsam mit den peinlichen MZ 412, die sich ja auch irgendwo zwischen BM und Industrial ansiedelten. Es empfiehlt sich, Ausschau nach der CD „Lost Masters Of The Universe“ von 2004 zu halten, diese beinhaltete die alten Demos, „In the streams of inferno“ wurde 2004 mit einem Bonustrack wiederveröffentlicht. Vorsicht, das Bootleg „Demons never sleep“ von 2003 ist fast nicht anhörbar, ehe man dafür viel Geld ausgibt. Und wer sparen will und etwas Geduld hat, wartet bis zum Update der offiziellen Homepage von Mysticum, dort wird es demnächst sämtliches Material zum kostenlosen Download geben.

Hail Satan!


 
für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Mysticum (Offiziell)
» Mysticum II
» Full Moon Productions
» Necropolis Records


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Zusammenfassung
Eine der intensivsten und extremsten Platten aus Norwegen, Black Metal goes Industrial. Trotz oder gerade wegen des Drumcomputers intensiv, roh und brutal. Ein wahrhaftiges und zeitloses Inferno...

Positiv aufgefallen
Sämtliches Material von Mysticum wird in Kürze auf der offiziellen Homepage der Band zum kostenlosen Download angeboten.

Inhalt
01. Industries Of Inferno
02. The Rest
03. Let The Kingdom Come
04. Wintermass
05. Where The Raven Flies
06. Crypt Of Fear
07. In Your Grave
08. In The Last Of The Ruins We Search ...
09. Eriaminell [2004 Re-release Bonus]
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