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Whitehouse - Asceticists (SLCD028)

Killing hurts give you the secrets


Whitehouse - Asceticists (SLCD028)
Genre: Industrial/Noise
Verlag: Susan Lawly
Vertrieb: Susan Lawly
Erscheinungsdatum:
Frühjahr 2006
Erstellt: 14.09.2006
Preis: ~18,00 €
Kaufen bei: Infrarot


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Ein wenig verspätet, doch besser als unerwähnt, an dieser Stelle nun die Rezi zum neuesten Whitehouse Output „Asceticists“, welches im Frühjahr diesen Jahres erschien.

Whitehouse scheint in der Noise- und Krachszene inzwischen einem nahezu inflationären Gebrauch zu unterliegen, geht es darum, sich als Fan für extreme Musik zu bekennen. Dabei ist das Projekt um William Bennett (Come; Essential Logic) und Umfeld fast schon ein Stück Industrial Historie in Reinkultur, seit über 26 Jahren (mit Unterbrechung von 1984 – 1990) malträtiert das britische Projekt die Gehörgänge seiner alten und jungen Fans mit niemals endender Heftigkeit. Whitehouse sind Industrial Pioniere, haben mit „Erector“ 1981 das erste offizielle Power Electronics (als Musiksparte) Album veröffentlicht, trugen mit dem hauseigenen Label Come Organisation (Come war Bennetts Vorgängerprojekt, alter und nicht wirklich guter Punk) wesentlich zum 80er Kassetten-Kult bei, arbeiteten mit verschiedenen Protagonisten zusammen (u.a. Maurizio Bianchi, dessen Material man auf Come Org. unter dem Namen Leibstandarte SS M.B. veröffentlichte; gemeinsam mit Steven Stapelton /Nurse With Wound veröffentlichte man den Klassiker „150 Murderous Passions“).
Die Whitehouse Besetzung wechselte ebenfalls öfters, heute gelten nur noch Gründer William Bennett und Philip Best als aktive Mitglieder, in den frühen Achtzigern waren für einige Zeit Kevin Tomkins und Paul Taylor (beide Sutcliffe Jugend, benannt nach dem berüchtigten Serienmörder Peter William Sutcliffe, der zwischen 1975 – 1980 mindestens 13 Frauen bestialisch ermordet hat, auch bekannt als „Yorkshire Ripper“) bei Whitehouse aktiv, später kam Autor und Sadist Peter Sotos hinzu, der angeblich mit 14 bereits Whitehouse Fan war. Der Name Whitehouse leitet sich von einem gleichnamigen Pornomagazin und dem Namen der Frauenrechtlerin Mary Whitehose ab, was allein schon ein witziger Background für die Whitehouse-Philosophie ist. Wie nicht anders zu erwarten, gerieten Bennett & Co. ebenfalls  ins Visier von Gutmenschstrategen aufgrund ihrer in erster Linie frauenfeindlichen und gewaltverherrlichenden Texte. Sei es drum. Wie viele andere Projekte gingen Whitehouse von Beginn an einen kompromisslosen und unabänderlichen Weg, musikalisch wie textlich suchte man die Konfrontation und Perversion mit dem Ergebnis bloßer Irritation (Irritation der herrschenden Vorstellung von Musik ist (intendiert) kulturästhetische oder gesellschaftliche Unterwanderung. Was die Ohren irritiert, soll dem Establishment wehtun: Krach als anarchistische Lust an der Destruktion). Nebst der ausgelebten Ekstase auf den regulären Platten waren frühere Whitehouse-Konzerte ebenso legendär wie berüchtigt, es heißt sogar, dass in den Achtzigern ein Whitehouse-Konzert von der Polizei vorzeitigt beendet wurde. (Ein Großteil dieser Konzerte wurde übrigens in der „Live Action“ Tape- Serie veröffentlicht.)
Der Whitehouse Sound hat sich im Laufe der Jahre nur geringfügig verändert (Live nutzen die älteren Herren heute allerdings einen Laptop, vor vielen Jahren erzeugte man als eine der wenigsten PE Bands live noch Realtime Sounds und echte Live Stücke), der Stimmeinsatz hat sich auf den letzten Platten ein wenig verändert, allerdings höhnt und lästert, beleidigt und beschimpft man nach wie vor und nicht ohne einen humoristischen Unterton. So auch „Asceticists“ im Jahre 2006, die Musik kommt etwas strukturierter und „eingängiger“ daher, ist insgesamt aber auch ein Lärmgewitter der Extraklasse ohne jeglichen Schnörkel oder Schritt zurück. Bloße Power Electronics mit dem unverkennbaren Whitehouse-Stimmeinsatz, kaputte und zerfetzte Drumloops, Hoch- und Tieftonfrequenzen, klanglich nicht mehr ganz so extrem wie die frühen Achtziger-Releases (was in dem Fall nicht wirklich messbar ist), allerdings konsequente Fortsetzung des „Cruise“- und „Bird seed“-Releases. Die sieben Tracks bringen es auf knapp 29 Minuten Spielzeit, was angesichts der gebotenen Klangkollagen vollkommen ausreicht, da innerhalb dieser Zeit alles brachial und lautstark  niedergerungen wird, was sich dem Whitehouse-Moloch entgegenstellt. Nichts für Rock`n`Roller und Weichspüler!

Burzum Fans sollten aber mal einen Blick in die "Language recovery" Lyrics werfen...


 
für nonpop.de


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Zusammenfassung
Die "Asceticists"-CD steht in konsequenter Entwicklung zu den Platten "Cruise" und "Bird seed", etwas strukturierter und nicht mehr so kaputt wie die 80er Releases. Nichtsdestotrotz ein brutales und kurzlebiges Werk der Industrialpioniere.

Inhalt
Titel:

01 Dans
02 Language recovery
03 Guru
04 Nzambi Ia Lufua
05 Killing hurts give you the secrets
06 Ruthless babysitting
07 Dumping the fucking rubbish
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