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Dominik T.

UNITED SATANIC APACHE FRONT: Fuck

Rev. Steven J. Leyba: Fuck Your Freedom


UNITED SATANIC APACHE FRONT: Fuck
Genre: Industrial
Verlag: Adversary...
Medium: CD
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Ohohoh, hier ist jemand mächtig wütend, das war mein erster Eindruck beim Betrachten des Booklets und beim Hören der Musik. Um wen und um was geht's? Es geht um REV. STEVEN JOHNSON LEYBA, einen Apache-Indianer und Aktionskünstler aus dem "Umfeld" der CHURCH OF SATAN, der musikalisch mit ein paar Freunden unter dem Namen UNITED SATANIC APACHE FRONT firmiert und hier mit "Fuck Your Freedom" nach “Addressing The Corporate Fascist State: Selected Performance Recordings 1996-2002” sein zweites Album vorlegt. Thema einmal mehr: Sein Hass als "Native American" auf die Regierung, die Gesellschaft seines Landes, anders ausgedrückt, eine spezifische Form von "Antiamerikanismus", in der Kritik selbst "us-amerikanisch" und von einem "linken" Standpunkt ausgehend, doch dazu später. 
Zunächst sind vielleicht ein paar Worte zur CHURCH OF SATAN vonnöten: Wie in jeder Partei oder auch beim großen, imaginiertem Konterpart, der katholischen Kirche, gibt es in der COS durchaus so etwas wie verschiedene "Flügel". Es gibt "Libertäre", einige, die zumindest so erscheinen, als ob sie einen "faschistischen Stil" verkörpern möchten und auch dementsprechend eher klassisch antiliberal- elitäre Gesellschaftsvorstellungen haben und schlussßendlich eben auch solche wie STEVEN JOHNSON LEYBA, der immer viel "antirassistisches" Vokabular benutzt und dem man nachsagt, nicht nur mit der TOM OF FINLAND FOUNDATION, GENESIS P'ORRIDGE und H.R. GIGER gute Beziehungen zu pflegen, sondern auch mit den Überresten der BLACK PANTHERS PARTY. Der Übervater ANTON LAVEY war hier eine große Integrationsfigur, der für viele Ikonoklasten aller Coleur der westlichen Welt, ganz egal ob BOYD RICE, MARYLIN MANSON, MICHAEL MOYNIHAN (BLOOD AXIS), JIM THIRWELL (FOETUS) oder KING DIAMOND (MERCYFUL FATE) zeitweise sehr wichtig war.
LAVEY selbst war dann auch ein reiner Ästhet, eine Art "Waldgänger", der sich politisch nur sehr Allgemein (misantrophisch) äußerte und sich in der Tradition solcher Amerikaner wie H.J. MENCKEN oder  P.T. BARNUM sah, wahrlich kein politisches Programm, obwohl die CHURCH OF SATAN seit den 80ern auch explizit bestimmte politische Forderungen stellt, die aber im Kontext der USA zu sehen sind. Ende der Neunziger gab es einmal im internationalen "Hausorgan" der C.O.S., dem Magazin BLACK FLAME, eine Art Machtwort in Sachen "offizielle" Politik: BLANCHE BARTON,  die letzte Frau LaVeys und Mutter seines jüngsten Sohnes "Satan Xerxes Carnacki" (!!) schrieb in einem Essay sinngemäß, dass man sich doch bitte verpissen soll, wenn man bei jedem Hakenkreuz anfängt zu heulen, aber auch das war natürlich vor allem in einem ästhetischen Kontext zu sehen. REV. LEYBA verpisste sich offensichtlich nicht, denn Swastikas sind bis heute ein wichtiges Motiv in seinen brutalen Gemälden. Wie viele, u.a. auch der späte JHONN BALANCE (COIL), setzt er sich für die Rehabilitierung dieses Symbols ein. 

Nach dem Tode LaVeys haben viele berühmte Mitglieder und Repräsentanten der "Kirche" ihr Interesse verloren, so werden heute auf der Internetpräsenz der Church Of Satan die Homepages von z.B. MARYLIN MANSON, MARC ALMOND, der Death Metal Band ACHERON oder auch KING DIAMOND nicht mehr verlinkt, (teilweise wurden sie auch niemals verlinkt). Einer von mehreren Hinweisen darauf, dass nunmal der Glamour am schwinden ist. BOYD RICE scheint sich, seit er Gralsucher geworden ist, auch nicht mehr so richtig motivieren zu können... STEVEN JOHNSON LEYBA ist heute zusammen mit den anderen Malern COOP und DIABOLOS REX (der neuerdings mit BRIAN LUSTMORD zusammenarbeitet) einer der wenigen Künstler der COS, die weit über diesen Satanismus-Kontext hinaus bekannt sind. 
Wenn sich STEVEN JOHNSON LEYBA musikalisch äußert, darf man meist eine Art "Industrial" erwarten, der alles in allem an eher wenig spannende Projekte wie AESTHETIC MEAT FRONT, NO FESTIVAL OF LIGHT, CHTHONIC FORCE oder auch in den noisigeren Passagen an MASTER/SLAVE RELATIONSHIP erinnert. Live soll es dann recht "krass" zugehen, weil Leyba auch ein begeisterter Extrem-Masochist ist. Nun ja, so entscheidend ist das alles eigentlich auch nicht, denn die UNITED SATANIC APACHE FRONT ist vor allem ein Agitationsprojekt, d.h. es kommt vor allem auf die pausenlosen Hass- und Frustrations-Monologe LEYBAS an, auf die (meist politische) Propaganda. Die hat es dann durchaus in sich und LEYBA schreibt selbst im Booklet, dass sich bei ihm seit dem 11.9.2001 einiges aufgestaut hat. 
Er beschreibt in sogenannten "Hasspredigten" wie Künstler wie er unter dem "Patriot Act" zu leiden haben, verflucht Bush und seine Bande (natürlich sind es "Faschisten"), die Außenpolitik (Israel), die Innenpolitik, den christlichen Fundamentalismus und überhaupt alles mehrmals durchaus eindrucksvoll und glaubwürdig. Ständig hört man das obligatorische "Fuck". Zusätzlich schimmert immer mal wieder LEYBAS spezielle Perspektive als Apache-Indianer durch (schon auf dem Vorgängeralbum beschrieb er die Zustände in den Reservaten): "I am still Apache and Apache still means ENEMY! Hail Satan!" heißt es im Booklet.  Bei aller Radikalität bleibt bei mir dennoch das Gefühl, dass LEYBA eigentlich nur akzeptiert oder noch besser "geliebt" werden will von seinem "Amerikkka", letztlich ist er so etwas wie ein sich um einiges drastischer ausdrückender MICHAEL MOORE. Da ist wenig schlecht dran, aber ein wirklicher "Antiamerikanismus" ist das nicht, ihnen geht es um ein "besseres" US- Amerika, weniger darum die Gründungsmythen von God's Own Country, seinen weltumspannenden kulturellen und politischen Einfluss zu reflektieren (wie es z.B. GILAD ATZMON tut, hier z.B.), obwohl LEYBA als "Rothaut" dem stellenweise in seinen Predigten schon sehr nahe nahekommt.
Abschließend möchte ich nun noch auf einige interessante Querverbindungen und Einflüsse hinweisen, die vielleicht "Fuck your Freedom" zusätzlich interessant machen könnten. REV: LEYBA ist seltsamerweise ein Fan von BILLY JOEL, er zitiert ihn in "Fuck The Christians". Musikalischer Mitstreiter auf diesem Album ist u.a. LX RUDIS, der bereits mit NEGATIVLAND und WINSTON TONG (TUXEDOMOON) zusammenarbeitete. Zweimal hört man die holländische Poetin MONIQUE LORRAIN, die wohl aus dem Umfeld von PENNY RIMBAUD (CRASS) stammt, in den "Antiamerikanismus" miteinstimmen, angeschnitten wird die Nahost Politik, der Energieverbrauch, die unrühmliche Rolle bei den Diktaturen in Lateinamerika etc. Das Stück "Copenhagen Address" entstand in Zusammenarbeit mit den dänischen Konzert Organisatoren BRAGAGILD, die ja u.a. schon FORSETI, SONNE HAGAL, OTWATM und auch ein NURSE WITH WOUND- Konzert organisierten. 
Fazit: Interessante Hörerfahrung. "Fuck Your Freedom" ist eine Art Hörbuch. Zu hören ist ein völlig frustrierter, wütender "Satanisten-Indianer", der sein Land nicht mehr wiedererkennt, es sicher auch schon immer ablehnte und zugleich in ihm gerne heimisch geworden wäre. LEYBA ist, auch wenn manche Passagen der Rezi eventuell anders wirken, ein schon älterer, sicher sehr angenehmer Zeitgenosse, der momentan in den Niederlanden wohnt, also sein shitty country erstmal verlassen hat, und im Booklet auch noch seinen bevorzugten Frauentyp beschreibt (zusammengefasst: bitte keine weißen Amimädels, die mit einem saudummen Grinsen "Hi" sagen), passend (?) zum recht wuchtig wirkenden "Suck My Dick"-Gemälde auf dem Cover. Kann man Kaufen!  
P.S. Neuigkeit aus der Satanisten Welt: Es gibt Streit zwischen LEYBA und der CHURCH OF SATAN! wie wird es weitergehen?


 
Dominik T. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» REV. STEVEN JOHNSON LEYBA
» Leyba@myspace


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Zusammenfassung
"Fuck Your Freedom" ist eine Art Hörbuch. Zu hören ist ein völlig frustrierter, wütender Satanisten-Indianer", der sein Land nicht mehr wiedererkennt. Industrial Noise in Cultural Terrorist Machart!

Inhalt
TRACK LISTING
1. Pilgrims
2. Miami 2017 (Seen the Lights Go Out on Broadway)
3. Where Have All The Flowers Gone
4. Look At Us-Peltier-A.I.M. Song
5. America, Fuck Your Freedom
6. Sometimes
7. Copenhagen Address
8. A Species Renounced
9. Ethical Rape
10. Psalm 666
11. Fuck the christians
12. I'm A Terrorist
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