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Dominik T.

V.I.: Forseti lebt

Eine FORSETI Solidaritäts-Kompilation


V.I.: Forseti lebt
Genre: Neofolk
Verlag: Auerbach...
Medium: CD
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Der traurige Anlass dieser Kompilation dürfte sich herumgesprochen haben, dennoch hier noch einmal: ANDREAS RITTER (FORSETI) erlitt im Mai 2005 einen Herzstillstand. "Der Erlös dieser Veröffentlichung soll ihm bei der Bewältigung seiner jetzigen Lebensphase helfen." (siehe: www.noltex.de). Die Benefiz-Kompilation, benannt nach einem frühen Lied ANDREAS RITTERs, wurde gemeinschaftlich von UWE NOLTEs (ORPLID, SONNENTAU, BARDITUS) Musikverlag NOLTEX und AUERBACH-Tonträger realisiert - Ersterer als alter Weggefährte von FORSETI, der auch schon Lyrik für das Projekt schrieb, und Letztere als enge Freunde und Vertriebspartner. Idee war es, Freunde von FORSETI einzuladen, vornehmlich solche, die auch schon mit ANDREAS RITTER zusammen auf der Bühne standen, und sie um einen möglichst exklusiven Beitrag zu bitten. Der Aufforderung sind viele nachgekommen, im Einzelnen: SONNE HAGAL, SONNENTAU, B'EIRTH, OF THE WAND AND THE MOON, DEATH IN JUNE (2x), WALDTEUFEL, LUX INTERNA, NORTHMAN, FIRE + ICE, DARKWOOD und PRIMUS INTER PARES - überwiegend illustre Namen, die auf einem Neofolk-Internetportal wohl keiner weiteren Vorstellung bedürfen. Somit direkt ein paar Worte zu den einzelnen Beiträgen.
Lasst mich aber bitte voranschicken, dass jeder Tonträger mit Musik darauf auch im normal üblichen Sinne rezensiert und gegebenfalls kritisiert werden sollte. Tut man das nicht und vermengt das moralisierend mit dem traurigen Anlass der Kompilation, führt man das ganze Unternehmen, überhaupt Musik der Öffentlichkeit zum Kauf anzubieten, ad absurdum.
1. SONNE HAGAL - "Song At The Well":  Die Rathenauer Formation gehört mit u.a. ORPLID und eben FORSETI zu den Gründerprojekten der "Neuen Deutschen Folklore", die sich vom EIS UND LICHT-Verlag aus Ende der Neunziger anschickte, erst in Deutschland dann aber auch in ganz Europa, Übersee und neuerdings sogar in China, der traditionellen "World Serpent Family"- Angelsachsen- Neofolklore eine ebenso interessante, eben eher deutsche Folklore anbeizustellen. SONNE HAGAL haben sich seit ihren musikalischen Anfängen, die bisweilen hanebüchen waren, beständig weiterentwickelt und sind heute bei ihrem ganz eigenen Stil angekommen. Ihre letzten zwei Veröffentlichungen, also die "Dygel" 7" auf EIS UND LICHT und die MCD "Nidar", die noch als erste Fremdveröffentlichung auf GRUNWALD, dem hauseigenen FORSETI-Label vor dem Unglück 2005 erschien, zeigten SONNE HAGAL erstmals eigentlich ohne Schwächen. Dieses hohe Niveau wird auf "Song At The Well" gehalten. Anfangs war ich, ob des tiefen, etwas schräg wirkenden Gesang verunsichert. Nun ist es für mich eines der besten Lieder der Band, ein dunkles, trauriges, aber auch sehr liebevoll klingendes Folkstück mit klagenden Geigen und behutsam parallel laufenden Effekten, die wie ein Gewitterdonnern klingen. Ein schöner Einstieg von dem Projekt, welches musikalisch mit FORSETI sicher am engsten zusammenarbeitete.   
2. SONNENTAU - "Dein Garten blüht noch": SONNENTAU gehören eher in den Bereich der Musik von  "Liedermachern". Im Deutschen assoziiert man damit eher eine Form meist politischer Bewusstseinsbildung mit musikalischen Mitteln, das ist hier natürlich nicht gemeint, "Singer/Songwriter" passt vielleicht besser. Ist auch nicht wichtig, entscheidend ist vielmehr, dass man der Musik anhört, dass sie auf anderen kulturellen Wurzeln fußt als klassischer Neofolk. Ein unterschiedliches "Lebensgefühl" als das der Neofolk-Uniformisten erklärt vielleicht auch, warum das Publikum bei dem bisher einzigen Liveauftritt von SONNENTAU beständig weiter schwaddelte, statt zuzuhören. "Dein Garten blüht noch" ist die Vertonung melancholischer NOLTE-Lyrik, kompositorisch umgesetzt und gesungen von dem Abenteurer ANDREAS ARNDT . Man sollte mit derart deutscher, nicht Subkultur-getränkter Musik etwas anfangen können (sprich, das Spektrum des FOLKER-Magazins interessant finden), um SONNENTAU  schätzen zu lernen, sonst wird man dieses von Gitarren und Klavier  begleitete Lied als "fremd" empfinden. 
3.  B'EIRTH - "Watch The Water Spill": B'EIRTH ist natürlich der sympathische Tramp von IN GOWAN RING, die seit jeher die Schnittstelle zwischen us-amerikanischem Neofolk und Spät-60er Jahre Folk-Psychedelia besetzen. Das B'EIRTH hier unter eigenem Namen auftritt, macht aber durchaus Sinn, denn "Watch The Water Spill" klingt etwas anders, weniger "Moos- behangen" als IN GOWAN RING. Ein unheimlich schönes, warmes Lied, hat dieser Mensch mit schon genialen Zügen, hier gezaubert. Bitte hört euch mal um, bisher war jeder der Meinung, sein Beitrag sei zweifellos der beste der Kompilation, und ich möchte mich dem anschließen. Vor allem der Gesang ist ganz stark. Interessant ist an diesem, dass er hier erstmals ganz famos an den folkigen TIM BUCKLEY (der Vater des bekannter gewordenen, aber uninteressanten JEFF BUCKLEY) erinnert - ein Name, der wie ein Geheimnis von Wissenden seit Jahrzehnten unter Musikliebhabern sich zugeflüstert wird. Es ist höchste Zeit, dass B'EIRTH auch zu einem solchen Geheimtipp wird, dessen Name sich Kenner mit ganz unterschiedlichen Prägungen weltweit zuraunen. Danke für dieses Lied.
4.  OF THE WAND AND THE MOON:  Leider war ich nie ein :OTWATM:-"Fan". Ihr Beitrag,  "JA BOGA NE VIDEU!" (Keine Ahnung, was das heißt), ist im typischen :OTWATM:-Stil gehalten, den ich als einschläfernd empfinde, zumal er rein instrumental gehalten ist, nur eine Kinderstimme hört man. ANDREAS RITTER spielte wohl Teile des Liedes 2002 noch selbst mit den Dänen ein.
5. DEATH IN JUNE - "Rocking Horse Night": Tja, eine Akustik-Neueinspielung eines alten Songs, der im Original auf "The World That Summer" (1985) zu finden war. Man kann sich bei der Gelegenheit daran erinnern, dass DOUGLAS P. ein phantastischer Sänger ist, ein großartiger Songwriter war/ist (?), ein famoser Lyriker war/ist (?) und überhaupt DEATH IN JUNE doch "eigentlich" unserer aller Lieblingsband ist, ansonsten empfinde ich so eine Neueinspielung jedoch als wenig spektakulär. Insgesamt finden sich solche Akustik-Versionen von DIJ-Klassikern auch auf  dem Live- Album "Something Is Coming" (1993). "Discogs" belehrt mich auch gerade, dass die LP-Ausgabe dieses Albums auch "Rocking Horse Night" beinhaltete. Womöglich kommt die hier präsentierte Fassung dem sehr nah?
6. WALDTEUFEL - "Blühe mein Herz": WALDTEUFEL ist wie immer radikale Geschmackssache, einmal mehr herrlich kauzig. Ich liebe diesen Mann! "Blühe mein Herz" ist ein von Akkordeon dominiertes Lied mit viel "Hoh Hohs", Mut machend und nicht so bedrohlich wie andere Lieder von MARKUS WOLFF und Freunden. 
7. LUX INTERNA - "The Disciple Song": Jetzt aufgepasst! Zuerst machte ich in diesem Beitrag der us-amerikanischen Wahldeutschen  bzw. Holländer den Schwachpunkt der Kompilation aus, dann bemerkte ich - den Song muss man laut oder per Kopfhörer hören, dann geht`s. Ein typischer, kraftvoller LUX INTERNA-Song. Sänger JOSHUA GENTZKE singt hier anfangs mit stimmlicher Begleitung seiner Frau. Der Beitrag ist leider etwas schwach produziert, und auch insgesamt gibt es bessere Stücke der Amis. Dennoch weit über Neofolk-Durchschnitt.
8. NORTHMAN - "Son Of The North": Nun wirds gewissermaßen lustig, denn NORTHMAN ist ein neues us-amerikanisches Neofolkprojekt von TYRSON, dem Gitarrist der oberheidnischen WALDTEUFEL. Da dieser moderne Berserker ein "Metal- Brother" ist, klingt "Son Of The North" auch stark nach einer folkloristischeren Variante von BATHORY in ihrer Wikinger-Phase. Anfangs habe ich das sogar für eine Coverversion eines mir entfallenden BATHORY-Songs gehalten, denn er würde wirklich nahtlos zu den BATHORY-Alben "Hammerheart" (1990), "Twilight Of The Gods" (1991) oder "Blood On Ice" (1996) passen, aber es ist tatsächlich doch eine Eigenkomposition mit einer Stimmung, die zumindest am Anfang des Liedes, perfekt zum idyllischen Cover des Albums passt. Dazu gibt es einige Störche zu hören. Musik, um verwegen zu schauen, sich die  Haare ins Gesicht streifen zu lassen (wachsen lassen) oder um sich heroisch auf die Brust zu schlagen, um dann Haus und Hof zu verteidigen. Anders ausgedrückt: Wimps and Posers Leave The Hall! Klasse!
9. DEATH IN JUNE - "Death Of The West": Tja, wieder eine Neueinspielung, hier gelten die gleichen Anmerkungen wie oben. "Death Of The West" ist natürlich ein Kultsong, quasi der Soundtrack unserer "Bewegung". (Keine Angst, ist nur Spaß.) Kulturpessimismus at its best! Den Rest erklärt die Antifa... Die gelungenste Version dieses Songs findet sich auf dem gleichnamigen Album von SOL INVICTUS, denn TONY WAKEFORD schrieb das Stück einst zu DEATH IN JUNE-Zeiten. Für diese Variante muss man das "Burial"-Album bemühen. Nicht zu verachten auch die schmissige Coverversion von GAE BOLG auf dem SOL INVICTUS-Tribut-Album.
10. FIRE + ICE - "Napoleon On St. Helena": Eigentlich einer der großen Namen der Neofolkmusik, ihr Beitrag klingt aber ein bisschen wie ein Rückfall in die Zeiten des mit Abstand schlechtesten FIRE + ICE -Albums "Hollow Ways" (1994), wäre dort aber ein Lichtblick. Der Song klingt leider etwas nach Demoaufnahme, hat aber auch was Frisches, fast schon Beschwingtes. Sehr authentisch folkloristisch. Ich bin etwas unschlüssig. 
11. DARKWOOD - "Deutsche Sonnwend":  Neuaufnahme eines alten Liedes, welches 1999 auf dem DARKWOOD-Debüt "In The Fields", damals noch für "World Serpent", zu finden ist. Es unterscheidet sich nicht wesentlich vom Original, ist aber akustischer, sprich, weniger elektronisch. Der Gesang ist so monoton und finster, dass ich mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen kann. DARKWOOD sind heute vielleicht das stimmigste "reine" Neofolkprojekt aus Deutschland (FORSETI außen vorgelassen), damals suchte man noch etwas nach der eigenen Identität und verlor sich auch ein wenig in der reinen Pose.
12. PRIMUS INTER PARES - "Traumpfad": P.I.P. ist das Projekt für gehobene Elektronik des ORPLID-Komponisten FRANK MACHAU. Witzig an diesem ungewöhnlichen und originellen Ausklang ist, dass sich der Beitrag ganz klar an niemand Geringerem orientiert als an BRIAN WILSON von den BEACH BOYS, einem der Jahrhundertsongwriter im Pop. Man hört dieses gesungene "Aba bah bah" und etwas Exotica-Flair kommt auch auf. Danke für diesen Mut! "Traumpfad" bleibt aber melancholisch und selbstredend "träumerisch" genug, um den halbwegs toleranten FORSETI-Liebhaber nicht vollends zu verstören. Im Gegenteil, es zeugt von Gespür, eine Kompilation zu so einem traurigen Anlass mit so viel hoffnungsvoller Stimmung schließen zu lassen. 
Fazit: Eine wirklich lohnenswerte Kompilation, auf der es die genannten Schwächen gibt. Klagen sind alles in allem Klagen auf doch hohem Niveau. Auf  "Forseti Lebt" wurde, so scheint mir, sehr auf eine wohltuende, dem Anlass angemessene Gesamtstimmung geachtet. Es gibt viele melancholische, liebevolle Stücke, aber auch das Kämpferische und vor allem hoffnungsfrohe Lieder sind enthalten, kurz, man merkt, dass hier Freunde "einem unserer Besten" helfen oder einfach etwas tun wollten. Klar ist auch, dass es noch mehr gab, die gerne auf "Forseti lebt" musiziert hätten. NOREEA etwa hätten gepasst, weil FORSETI noch mit ihnen zur Jahreswende 2004/2005 auftraten. Wichtig ist aber auch, dass diese Kompilation nicht mit einem falschen Zungenschlag aufgenommen wird, es geht ja nicht darum, ANDREAS RITTER zu betrauern, denn er lebt ja und befindet sich auch nicht in einem "Dämmerzustand". Es geht um die "Bewältigung einer Lebensphase" und darum, dass das vorherige Leben so nicht mehr zurückkommt. Hoffen wir, dass ANDREAS RITTER "Forseti lebt" selbst auch gefällt, die Auflage schnell ausverkauft ist und sich diejenigen unter uns, die sich nicht talentiert musikalisch ausdrücken können, sich von denen, die das können, auf diesem "geballten Guten Willen auf CD gepresst" gut vertreten fühlen.
P.S. Ein sehr guter Freund von ANDREAS RITTER hat auf "Myspace" eine Seite eingerichtet, auf der man etwas für FORSETI ins Gästebuch schreiben kann.


 
Dominik T. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» AUERBACH Tonträger
» NOLTEX Musikverlag
» EIS UND LICHT

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Zusammenfassung
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Inhalt
Song At The Well (SONNE HAGAL)
Dein Garten blüht noch (SONNENTAU)
Watch The Water Spill (B’EIRTH)
JA BOGA NE VIDEU! (:O.T.W.A.T.M:)
Rocking Horse Night (DEATH IN JUNE)
Blühe mein Herz (WALDTEUFEL)
The Disciple Song (LUX INTERNA)
Son Of The North (NORTHMAN)
Death Of The West (DEATH IN JUNE)
Napoleon On St. Helena (FIRE + ICE)
Deutsche Sonnwend (DARKWOOD)
Traumpfad (PRIMUS INTER PARES)
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