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Roy L.

Recondita Stirpe :: s/t

folk identitario


Recondita Stirpe :: s/t
Genre: Neofolk
Verlag: Misty Circles
Vertrieb: HauRuck!...
Erscheinungsdatum:
Juli 2006
Medium: CD-R
Preis: ~8,00 €
Kaufen bei: HR!S.P.Q.R....


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Wenn es darum geht, eine Subkultur am Leben zu halten, so wird man wohl niemals umhinkönnen, mit zweischneidigen Klingen ins Feld zu ziehen. Einerseits ist der Nachwuchs in Sachen Neofolk so rar gesät, dass man jeder echten Neuentdeckung mit Samthandschuhen auf den Fersen sein möchte, auf der anderen Seite kommen die meisten jungen Bands im Genre schlichtweg nicht über ihr allzu berechenbares Epigonendasein hinaus, was ja dann nicht nur die Musik anbelangt, sondern ihre gesamte Attitüde. Hier hat sich ein regelrecht langweiliger Darstellungskult entwickelt, der zum Typus der "Debütveröffentlichungen" erstarrt ist, bei denen alle einschlägigen Register gezogen werden. Solche Platten zu rezensieren ist folglich immer eine durchaus unangenehme Aufgabe, weil es nicht zuletzt auch so etwas Schulmeisterliches hat, jemandem bewusst auf die Finger zu klopfen.
Bei RECONDITA STIRPE hält sich das glücklicherweise in Grenzen. Die Band, die wie IANVA, FABRIZIO DE ANDRE' und LUIGI TENCO aus Genua stammt, wurde in italienischen Szenekreisen bereits etwas künstlich "gehyped", die große Offenbarung, die dort verheißungsvoll angekündigt worden ist, sollte man sich von diesen ersten fünf Stücken allerdings nicht versprechen. Der Initiator des Projektes ist im wesentlichen Diego Banchero, manchem vielleicht als Bassist der Goth-Rocker MALOMBRA bekannt. Gitarrist Mirko Giorgini macht dem Foto nach auch einen eher reiferen Eindruck und so scheint RECONDITA STIRPE im Grunde keine gar so junge Band zu sein, sondern vielmehr eine frischformierte Truppe mehr oder weniger erfahrener Musiker. Deren unbetiteltes Debüt hält vor allem sehr viel klassischen Neo-Folk ohne übertrieben große stilistische Wagnisse bereit. Die ersten drei Titel, "Fire On Us", "Devotion" und das italienisch gesungene "Recondita Stirpe" entfalten allesamt eine zum Verwechseln ähnliche Atmosphäre, sie lassen sich zuvorderst als heroisch, episch, überhöht von schwülstigem Pathos, durchzogen von einer kämpferisch-tragischen "dagger & rose"-Melancholie charakterisieren. Der Refrain wirkt dabei immerzu sehr impulsiv, ja sogar leidenschaftlich emporgehoben, auch wenn der Gesang mehr als alles andere zu wünschen lässt. Trotzdem, so etwas bleibt auf seltsame Weise hängen, nach dem zweiten, dritten Hören etwa kann man mitsingen und ein bisschen auch die schrecklich hochnäsigen Vorurteile ablegen. Wäre nicht hier und da so viel kopiert und nachgeahmt, man hätte an dieser Musik die größte Freude, eine Schwäche für überschwänglichen, italienischen "Animo" natürlich vorausgesetzt. Letztendlich aber merkt man den Kompositionen ihr nicht zu kaschierendes Konservendasein an. Gerade die Perkussionen machen einen unheilbar synthetischen Eindruck, die Keyboards drängen sich dahinklimpernd auf, das gesampelte Akkordeon und die künstlichen Trompeten wollen vermutlich zu sehr nach IANVA klingen und die Ausflüge ins Schnarrentrommeln-Militärische, besonders bei "Devotion", kommen eher peinlich und deplaziert daher. Mit den Gitarren hingegen haben sich die Italiener in Sachen Schlagkräftigkeit sehr viel Mühe gegeben.
Insgesamt aber haben RECONDITA STIPRE ihre eigentliche Richtung noch nicht gefunden. Sie schwanken noch ein wenig zwischen den ersten düster-ästhetischen ARGINE, die ja  ebenfalls noch etwas linkisch produziert waren und den dekadenten Osteriaklängen von CALLE DELLA MORTE, wollen aber beides zu einer Art hingebungsvollen, heldisch-trunkenen Mobilmachung verquicken. Dass es der Band an frischen Ideen und kurzzeitig aufblitzender Eigenständigkeit jedoch keineswegs mangelt, das beweist das herrlich sperrige "Raskolnikov", vermutlich eine Dostojewskij-Hommage, die im Vergleich zu den anderen Titeln so gut wie überhaupt nicht in die Neofolk-Kerbe schlägt. Fast ein wenig osteuropäisch, fast schon etwas schunkelnd-straßenmusikantisch - sogar ein Fünckchen AIN SOPH blickt hier durch - in jedem Fall aber sehr rustikal, wie ein befremdlicher Volkstanz mit solemnem, bitterem Unterton schreitet dieses nahezu völlig elektronische Stück trotzig durch die Reihen der ansonsten sehr klischeehaften Possierlichkeiten dieser CD-R. Dazu das freche, gleichzeitig herrisch-strenge Stimmchen von Carolina Cecchinato, das auf französisch richtig süß klingen kann und großartig zu dieser schnoddrigen Melodie passt. Bitte mehr davon beim nächsten Mal! Den letzten Titel "Lords Of The Unknown" hätte man sich dagegen ganz sparen können, er erreicht das doch recht annehmbare Niveau der anderen Lieder bei weitem nicht und sorgt zudem für einen unrunden, etwas aufdringlichen Abschluss. Vor allem der Gesang entblößt sich an dieser Stelle als geradezu fürchterlich.
RECONDITA STIRPE, was übrigens etwa so viel wie "verborgenes Geblüt" bedeutet, möchten, arg simplifizierend ausgedrückt, in einer Art von "folk identitario"-Stimmung die italienische Tradition aufrechterhalten und mit feierlicher Miene zelebrieren. Ähnlich haben es ja auch IANVA und HR!S.P.Q.R. im Sinn, in Zeiten globalisierter Wertorientierungen die nationale Identität auf dem Wege der Musik neu zu kultivieren und zu etablieren. Ob hinter dem Quartett tatsächlich ein, für die Königsklasse prädestinierter Szeneadel steckt, bleibt fürs erste noch offen. Die angepriesene Neofolk-Hoffnung südlich der Alpen kann ich hierin freilich auch noch nicht erkennen. Dazu sind auch professionellere Projekte wie IANVA, CALLE DELLA MORTE und INNER GLORY noch viel zu präsent und zu frisch, um bereits abgelöst zu werden. Qualitativ nimmt diese namenlose EP einen Rang im oberen Mittelfeld ein, mit einem gewissen Potential zur Überdurchschnittlichkeit. Man sollte die Genuesen für die Zukunft aber immerhin im Hinterkopf behalten.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Recondita Stirpe
» Misty Circles


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Zusammenfassung
Kraftvoll-impulsiver, südländischer Neofolk, der allerdings sehr synthetisch daherkommt und wenig Überraschungen bereithält. Qualitativ nimmt diese namenlose EP einen Rang im oberen Mittelfeld ein, mit einem gewissen Potential zur Überdurchschnittlichkeit. Sollte man sich merken.

Inhalt
Fire On Us
Devotion
Recondita Stirpe
Raskolnikov
Lords Of The Unknown

21min

MCR 62 | limitiert auf 100 Kopien in 7"-Folder
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