Mastiphal – Sowing Profane Seed (Demo 1994/MCD 1997 Baron Records)
Nach dem Boom in Norwegen setzte auch in anderen europäischen Ländern eine neue Black Metal-Welle ein, welche sich meist mehr oder minder von ihren skandinavischen Vorbildern inspirieren ließ und der schwarzmetallischen Tonkunst frönte. Zu den bekanntesten Vertretern Polens zählen ohne Zweifel Behemoth und Graveland, ferner auch Infernum und Sacrilegium. Während Behemoth nach dem genialen „From the pagan vastlands“-Demo zu einer erfolgreichen aber auch stinklangweiligen Band mutierten und noch belanglosere Nebenprojekte wie Damnation (billiger Death Metal) gründeten und Rob Darken seine Großeltern mit Polska-Nazi-Image schockierte, wuchsen im Untergrund andere Bands heran, die leider im Sumpf unzähliger Black Metal- Veröffentlichungen zwischen 1993 – 1995 untergingen. Zu den wirklich besten und finstersten Bands gehörten Mastiphal aus Katowicz (nicht zu verwechseln mit Mastiphal aus Gdansk, ebenfalls Nebenprojekt von Behemoth), ein 5-köpfiges Gespann, welches 1993 gegründet wurde und aufgrund von Personalschwierigkeiten lediglich bis 1996 aktiv war. Man publizierte lediglich zwei Demos, „Nocturnz Landscape“ (1993 ohne Label), „Sowing profane seed“ (1994, 1997 als MCD mit mehr Tracks wiederveröffentlicht) und 1996 die CD „For a glory of all evil spirits, rise for victory“ (Faithless Productions). Dennoch verdient dieses Black Metal-Projekt nochmals eine Erwähnung, zumal ihr Material später als „Best of“ auf Vox Mortiis Records wiederveröffentlicht wurde und nahezu alles Demo-Material wie auch reguläre Tracks beinhaltete. Mastiphal kann getrost als symphonischer Old School Black Metal bezeichnet werden, der unüberhörbar von frühen Darkthrone-Platten („Ablaze in the northern sky“ und „Under a funeral moon“) beeinflusst war, aufgrund des Gesangs und Keyboardeinsatzes auch an frühe Emperor erinnerte. Dennoch spielten die fünf Musikanten einen absolut eigenständigen und rauen Stil, das Demo „Sowing profane seed“ zeichnet dabei auch ein glasklares Konzept aus, was beinahe schon als rituelle Performance bezeichnet werden kann. Man zelebriert durch die fünf Tracks einen nächtlichen Hokuspokus, belebt die finstersten Sagen/Mythen und beschwört die unheiligen Geister der tiefsten Wälder herauf, dass die Poeten der Romantik vor Freude aus den Gräbern hätten aufsteigen müssen, um an dem nächtlichen Spektakel fernab von Gottes Segen teilzunehmen. Das Intro „A dawn of pagan deeds“ ist wegweisend, Winde, finstere Chöre und allerlei nächtliches Geflüster, Gekrächze und Beschwörrungen läuten das überlange, zweiteilige Stück „Sowing profane seed“ und „Worship…“ ein – meist schleppend langsam (fast schon wie ganz frühe Samael), mit gelegentlichen Ausbrüchen, sägenden Gitarren, phantastischen Keyboardschleiern und einem entseelten, geifernden Gesang, welcher die musikalischen Szenerie zu einem perfekten Alptraum steigert. Auf der B-Seite geht es nicht minder düster zur Sache, „Confirmation“ ist insgesamt flotter, aber ebenso bösartig und unheilig, „In the shadow of Nastrand“ ist fast schon eine Hymne mit Ohrwurmcharakter, welche zwar auf einer recht schlichten aber äußerst intensiven Keyboardmelodie aufbaut. „Calling“ beendet dieses Ritual und lädt zu einer sofortigen Wiederholung des Spektakels ein. Trotz der Melodien und erzeugten Atmosphäre überzeugen Mastiphal auf ganzer Linie mit ihrem rohen und kompromisslosen Sound, nichts für Klangfetischisten und Liebhaber sauberer Produktionen, hier regiert bloßer Purismus, ganz im Sinne alter Darkthrone Platten. Textlich widmet man sich allerdings nicht typischen satanischen Inhalten, sondern setzt auf antireligiöse und unchristliche Inhalte – verpackt in mystische Metaphern mit heidnischem Hintergrund. Eine wahrhaftige Faust in das Antlitz Gottes. P.S.: Neben Mastiphal betrieben einige Musiker das Projekt Darzamat, welches nach der Auflösung von Mastiphal zur Hauptband wurde und bis heute aktiv ist. Ich habe von diesem Projekt zwar noch nichts gehört, nach eigenen Angaben und dem Sichten verschiedener Rezis bewegt sich Darzamat in anderen Gefilden – der Black Metal-Ursprung ist nur noch als bloßes Fundament zu verstehen, insgesamt zeigt sich dieses Projekt wohl sehr progressiv und von vielerlei verschiedenen Stilistiken und Einflüssen inspiriert. Sicherlich eine Hörprobe wert! Verweise zum Artikel: » Mastiphal » Darzamat Themenbezogene Artikel: » Black Metal weltweit (1) » TRUE NORWEGIAN BLACK METAL » Darkspace – Darkspace I » Black Funeral - Az-i-Dahak Themenbezogene Newsmeldungen: » Das Hammerfest in Plauen am 22. Oktober 2005 » Trist, Alkahest Division, Moondance Magazin,...
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers bzw. Interviewpartners wieder. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Betreiber dieser Seite.
|
Zusammenfassung
Trotz der Melodien und erzeugten Atmosphäre überzeugen Mastiphal auf ganzer Linie mit ihrem rohen und kompromisslosen Sound, nichts für Klangfetischisten und Liebhaber sauberer Produktionen, hier regiert bloßer Purismus, ganz im Sinne alter Darkthrone- Platten. Textlich widmet man sich allerdings...
Inhalt
Tracklist:
a01 Intro - A dawn of pagan deeds a02 Aim I Sowing profane seed II Worship ... b03 Confirmation b04 In the shadow of Nastrand b05 Outro - Calling |