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Roy L.

Thelema :: Tantra

walking with Aiwass on the Vamacara


Thelema :: Tantra
Genre: Gothic
Verlag: In The Night...
Erscheinungsdatum:
Mai 2006
Medium: CD
Preis: ~10,00 €
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Kollege Tischleder hatte neulich das immer noch recht frische Comeback-Album "Burnt Memories" (SmallVoices, 2006) der italienischen Okkultisten THELEMA vorzüglichst besprochen, weshalb wir uns mit einem wiederholten Aufwärmen diversester Hintergrundinformationen zu dieser langjährigen Kultband weitestgehend zurückhalten können. Nur so viel: THELEMA begannen, wie im Grunde offensichtlich ist, als hundertprozentig Crowley-inspiriertes Projekt, u.a. auch mit inzwischen so gut wie unauffindbaren rituellen Tape-Aufnahmen, gingen dann Mitte der Achtziger über Spittle Records an die Öffentlichkeit in einem gemäßigteren Post-Punk-Gewand, um nur wenige Jahre später personell etwas zu zerfasern und auf Musica Maxima Magnetica szenerelevanten Grufti-Industrial und Quasi-Neofolk zu produzieren. In dieser Zeit gab es eine riesige, tiefgreifende  Fluktuation unter den italienischen Bands und Leute von DEATH SS, GERSTEIN, T.A.C. schauten öfter mal bei THELEMA vorbei oder waren gar längerfristig in das Projekt verwickelt, das über die Jahre hinweg eigentlich nur Massimo Mantovani und Giorgio Parmigiani als Konstanten kannte. Das ging bis etwa 1997 gut, danach schien THELEMA endgültig die Luft auszugehen und unter dem Staub der Zeit begraben zu werden, der sich jedoch seit Ende letzten Jahres vielmehr als Phoenixasche entpuppte und für neuerliche Feuervogelausflüge nahrhaften Boden bot. Pünktlichst zum Release dieser Rückkehr-LP erschien bei In The Night Time - wir haben dieses italienische Retro-Gothic- Label kürzlich mit dem Debüt des hauseigenen Projektes ECHOES OF SILENCE vorgestellt - das mehr oder weniger lang gesuchte, 1985 aufgenommene Auftaktalbum "Tantra", erstmals in digitalisierter und (angeblich) remasterter Form. Darüber hinaus wurde der CD neben einigen unerfreulichen Druckfehlern bei den Liedtexten im Booklet noch eine halbe Stunde Bonusmaterial beigegeben, das neben zwei Samplertracks und der "Rosa Alchemica" 7" noch zwei alte, sicher nicht allzu essentielle Outtakes enthält. Wie sich THELEMA Mitte der Achtziger anhörten, ist im Grunde mit wenigen Worten umrissen. Vieles gemahnt an den frühen New Wave-Stil von DEATH IN JUNE, ist dabei aber weniger oder besser gesagt überhaupt nicht streng "faschistisch" angehaucht, sondern eher von einer crowleyianischen, magischen Lockerheit durchdrungen, manchmal sogar ein bisschen schräg und krachig oder dank unseres berüchtigten Gregorio Bardini auch mal etwas seltsam orientalisch, was sich dann sehr gut zu den osirischen Inhalten fügt. Tatsächlich ließ die Band schon damals mindestens genauso viel Gespür wie später durchblicken, Songs mit unermesslichem Hitpotential wohldosiert zu platzieren, wie die beiden genialen Stücke "Magick" und "Rosa Alchemica" eindrucksvoll beweisen. Einige Passagen mit unverstärkten Saiten, die dann schwer nach Akustikgitarre klingen, wie in dem balladesken "The Face Of The Angel" sorgen für einen freilich ganz subtilen folkigen Unterton, Abwechslung bieten ebenso das vergleichsweise harte "Samekh" und die Up-tempo Beschwörung "The Book Of The Law", die von fast schon psychedelischen Flötenfäden umwoben ist. Der Rest ließe sich dann als fader Gothic-Rock in klassischer Spaghetti-Besetzung mit ein bisschen Keyboard charakterisieren, ein Album unter vielen, aber ich will nicht schwafeln und nichts entweihen, wo ich doch kaum ein paar Tage älter als "Tantra" bin. So widersinnig sich das auch anhören mag, dieses Album ist gut, allein schon weil es alt ist. Hier findet sich vieles von der konkreten Authentizität, welche die meisten zeitgenössische Veröffentlichungen vermissen lassen. Damals war es noch relativ neu und aufregend, mit Crowley zu experimentieren, den metaphysischen Übermenschen zu beschwören, vom schläfrigen Schattendasein in einen lichten, echten Wachzustand hineinspringen zu wollen und das Ganze auch noch mit düsterer Rockmusik zu verquicken, auch wenn nicht alles immer in einem so sublimen Rahmen ablief und lautstark geschriene Phrasen wie "Aleister Crowley is not dead" sich am Rande unschöner Peinlichkeiten bewegten. Trotzdem, heute ist diese gesamte ritualistische Schiene durch unzählige scheinheilige Selbstkarikaturen und Possierlichkeiten endlos pervertiert und im Grunde schon gar nicht mehr des Zuhörens wert. Ja, früher war alles besser. So ein Stil kann heute mit äußerster Präzision kopiert werden, wie das ECHOES OF SILENCE beispielsweise gar nicht so übel tun, kratzt man aber einmal unter der Oberfläche, wird man überhaupt nichts Wesentliches, nichts wirklich Substantielles vorfinden, nur reine Mimesis. Nun gut, zurück zur Musik und noch ein Wort zu den Bonusstücken: "J.C.S. (A Pagan Ritual)" ist so ein ganz typisch antichristlicher Hymnus, ähnlich wie eine endlos ausgelutschte 12"-Version auf knapp neun Minuten ausgebreitet, langatmig und unspektakulär. Die spätere Entwicklung der Band lässt der sanftromantische Folk-Pop Hit "Sweet Submission" bereits erahnen. Ein tolles Disco-Stück für frischverliebte Gruftipärchen, das nicht wenig an die besseren Fergusson-PSYCHIC TV erinnert. Die drei Titel von der damals noch vor dem Album erschienenen Single sind qualitativ eher mau, das ungewöhnlich elektronische "Hymn To Ra" lässt an richtig archaische COIL denken, "Rosa Alchemica" wirkt hier noch viel roher und punkiger und "The Dance Of The Witches" ist eben eine B-Seite, mehr nicht. Die beiden 1984er Outtakes, von denen mich das klanglich beängstigend schlechte "The Golem" aus zugegeben nicht offensichtlichen Gründen an THE INVINCIBLE SPIRIT erinnert und "Walking With Aiwass" diese rotzig coole Attitüde der ganz frühen JOY DIVISION bzw. WARSAW-Aufnahmen versprüht, dienen wohl lediglich als billiges Füllsel, um die Spielzeit noch etwas in die Höhe zu treiben. Abgesehen davon darf man sich aufrichtig freuen, dass das lang zurückliegende Debüt dieser in der italienischen Szene so bedeutenden Band endlich seinen längst überfälligen Weg auf CD gefunden hat. Ein Klassiker, keine Frage.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Thelema
» In The Night Time

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Zusammenfassung
Pünktlich zum Comeback der Kultband liegt das Debütalbum "Tantra" erstmalig auf CD vor. Okkultistischer Gothic-Rock mit viel Hit-Potential und einigen netten Einfällen. Die Bonustracks haben abgesehen von dem poppigen "Sweet Submission" nur dokumentarischen Wert. Ein Klassiker, keine Frage.

Inhalt
Magick
Your God
Call Back Your Senses
Samekh
The Book Of The Law
The Face Of The Angel
The Phoenix Mass
Rosa Alchemica
Tantra
J.C.S. (A Pagan Ritual)*
Sweet Submission*
Hymn To Ra*
Rosa Alchemica (7" - Mix)*
The Dance Of The Witches*
The Golem*
Walking With Aiwass*

71min

* = Bonustracks

NT006 | limitiet auf 500 Kopien in Jewelcase

Erstauflage:
Spittle Records | LP 1986 | SP1050 TH001 LP
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