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Roy L.

Echoes Of Silence :: s/t

into the darkness, into the darkness...


Echoes Of Silence :: s/t
Genre: Gothic
Verlag: In The Night...
Erscheinungsdatum:
Mai 2006
Medium: CD
Preis: ~7,00 €
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Wenn es überhaupt eine Band gibt, die, ohne es zu wollen, für den im nachhinein entstandenen Goth-Rock verantwortlich gemacht werden könnte, dann ist das zweifelsohne JOY DIVISION. Die nordenglische Kultformation um Neo-Nihilismus-Ikone Ian Curtis hat mindestens eine Generation schwarzgekleideter Jugendlicher entscheidend geprägt. Von den frühen 80ern bis Anfang der 90er schossen vor allem in Europa unzählige Gruppen wie Pilze aus dem Boden, die alle neben dem aus Post-Punk neusynthetisierten Musikstil größtenteils eine düstere Counterculture Geisteshaltung teilten. Inzwischen hat sich das einstige New Wave & Gothic-Phänomen im Strudel subkultureller und kommerzieller Verstrickungen verloren und auch die klassisch-minimalistische Bass/Gitarre/Schlagzeug-Besetzung ist heutzutage ziemlich aus der Mode gekommen, ja sogar die Elektro-Schiene der Gruftikultur hat ihren erotischen Tiefkühl-Charme einbüßen müssen und "Angst-Pop" ist ja auch nicht gerade die glorreichste Errungenschaft des derzeitigen Retro-Wahns.
Immerhin haben sich in letzter Zeit Labels wie In The Night Time und Infrastition (Neuauflagen von CLAIR OBSCUR, ASYLUM PARTY, BAROQUE BORDELLO, NORMA LOY...) profilieren können, die den alten Stil bewahren, ohne das Klischee des künstlichen Aufwärmens allzu sehr zu tangieren. Bei ECHOES OF SILENCE handelt es sich um das Projekt des In The Night Time-Chefs Carlo Cassaro, der vor nicht zu langer Zeit auch in das kurzlebige Runes And Men-Label involviert war. Anscheinend hat dieser Mann eine seltsame Vorliebe, seine Tonträgerverlage nach DEATH IN JUNE-Titeln zu benennen, zumindest beweist dies auch seinen nicht gänzlich unwesentlichen Neofolk-Hintergrund, der ihn für Lichttaufe interessant macht.
Dass das hier vorliegende unbetitelte Album tatsächlich das Debüt der Italiener darstellt, könnte man beim ersten Reinhören durchaus bezweifeln. Die neun Songs sind allesamt professionell arrangiert und wenn auch nicht gerade sehr eigenständig, so versprühen sie doch mit nostalgischem Unterton viel stimmungsvolle Tanzbarkeit. Von den kühldistanzierten Basslinien über das staubtrockene Schlagzeug bis hin zum ernstlich dunklen Trauergesang, der jedes Mal schreiend den gesungenen Refrain wiederholt, ist alles auf JOY DIVISION ausgerichtet. Nur die Gitarre unternimmt bisweilen rockig-verzerrte Ausflüge, die eher im späteren Gothic-Rock angesiedelt sind. Aber gerade die ruhigeren Stücke wie "Silence", "Running" und "Fatalities" befinden sich in einer derartig gefährlichen Nähe zu Klassikern wie "Autosuggestion", "New Dawn Fades" usw., dass man zwar einerseits über eine solch gut intonierte Reaktivierung der Genrearchaiker erfreut ist, letztendlich aber doch jegliche Originalität vermissen muss. Davon abgesehen sind ECHOES OF SILENCE lange noch kein adäquater Ersatz für JOY DIVISON. Der jungen Band fehlt noch ein bisschen diese aristokratische Coolness, die kryptisch metaphysischen Auswüchse, die hier textlich auf eine archetypisch gruftiromantische Melancolia reduziert wurden. Allein schon daher soll ECHOES OF SILENCE nicht als bloße JOY DIVISON-Kopie gelten. In seinen aggressiveren und gitarrenlastigeren Phasen wie bei "Changes" und "Calling" erinnert mich persönlich das Album auch an die frühen Aufnahmen der deutschen Band SWEET WILLIAM, die von Ende der 80er bis Mitte der 90er teilweise ewiglange, düstere Gitarren- und Schlagzeugorgien komponiert haben. Aber ich bin ja auch kein wirklicher Gothic-Rock-Kenner und habe hier nur ganz bescheidene Erfahrungen, wie ich beschämt eingestehen muss.
Das größere Problem dieser Debütveröffentlichung liegt allerdings nicht im Mangel an Eigenständigkeit. Man bekommt hier ein klanglich überaus homogenes Programm serviert, das allen Rezensenten derbe Qualen bereiten muss und im Grunde auch auf EP-Länge hätte reduziert werden können. In den neun Stücken, die so einsilbig wie ihre Titel sind, wird zwar etwas auflockernd zwischen Midtempo und Downtempo umhergesprungen, stilistisch aber bleibt alles in einer Ebene und kein rettender Geistesblitz hält hier einen halbwegs inspirierenden Funken bereit.
Alldem zum Trotz liefern ECHOES OF SILENCE mit ihrer ersten Veröffentlichung ein Album, das sehr viel Spaß macht, wenn man sich so für zwischendurch auf eine Dreiviertelstunde Gothic-Rock einlassen möchte und überhaupt bin ich ja im freudigsten Sinne erstaunt, dass heute immer noch Bands derartig heftig von JOY DIVISION und anderen New Wave und Post-Punk-Vorvätern beeinflusst werden.

 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Echoes Of Silence
» In The Nighttime


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Zusammenfassung
Debütalbum dieser italienischen Gothic-Rock-Band, das in bester New Wave und Post-Punk-Tradition steht und streckenweise sehr stark an JOY DIVISION erinnert. Trotz eindimensionalem Verlauf und fehlender Eigenständigkeit ein gut tanzbares und erfreuliches Hörvergnügen für zwischendurch.

Inhalt
Cold
Silence
Changes
The Waiting
Bodies
Running
Calling
Last Night
Fatalities

45min

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