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Dominik T.
ROME: Berlin (MCD)
Neues Projekt auf Cold Meat Industry
Kategorie: Rezension
Erstellt: 22.07.2006
Wörter: 952
Artikelbewertung:
positiv:-44% negativ:144%

LICHTTAUFE besitzt natürlich wie wohl jedes Online-Magazin einen internen Bereich, in dem wir Redakteure unsere Arbeiten koordinieren, Rezensionen vorab ankündigen und dergleichen. Thema war in diesem Bereich kürzlich auch dieses neue COLD MEAT-Projekt, welches bei uns allein durch die stark auf Szenemechanismen setzende Ankündigung aus der Villa Ekö etwas Stirnrunzeln aber auch (belustigende) Neugierde auslöste. ROME werden hier als ein an "Tod" und "Liebe" gemahnendes, "apokalyptisches", gar "zynisches" Singer-Songwriter-Projekt vorgestellt, welches jedoch mysteriöserweise weder aus Rom noch aus Berlin stammt (Wie aufregend und geheimnisvoll das doch ist!). Nachdem ich das nun las, stand bei mir fest, dass es hier schlicht um ein kalkuliertes Abcashen geht, ein "Projekt", das CMI wohl angesichts des momentanen SPIRITUAL FRONT-Erfolges gerade recht kommt und sich zudem noch vortrefflich auf der Einkaufsliste eines jeden ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO-Fans platzieren lässt, so zumindest mein Vorurteil. Ich kündigte also intern nach dem ersten, schwerst vorurteilsbeladenen, oberflächlichen Anhören eine gnadenlos vernichtende Kritik an. Mittlerweile bin ich etwas besänftigt und habe diese knapp 18-minütige MCD auch schon mehrmals konzentriert gehört, so dass ich mein Urteil leicht revidieren kann.
ROMEs Musik ist eine Mixtur aus allen Genres, die zur näheren Neofolkverwandtschaft gezählt werden können und die sich als erfolgsversprechend erwiesen haben. Während die männliche Stimme eher dunkel-gruftig klingt, ist das musikalische Grundgerüst kein bisschen folkig oder Singer/Songwriter nahe (Man muss sich fragen, warum CMI hier etwas behaupten, das sich für jeden Konsumenten mit Ohren direkt als falsch herausstellt.), sondern basierend auf Loops, Samples aller Art, dunklem ambienten Grollen und, damit auch die richtige "nihilistische" Stimmung aufkommt, Klaviergeglimper und - ja, ich gebe es zu - doch einer Neofolkklampfe, allerdings im sehr spärlichen Einsatz. All das bewegt sich mehr als deutlich in einem Radius zwischen früheren DER BLUTHARSCH, "Take Care and Control"-DEATH IN JUNE und den Labelkollegen von ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO oder COPH NIA. Sicherlich wird bei all den wenig originellen Zutaten versucht atmosphärisch eine eigene Nische zu besetzen, so ist man weniger "Stahlgewitter"-orientiert als die frühen DER BLUTHARSCH, vermeidet Bombast und geht auch nicht den "blasphemisch-erotisch-dekadenten" Weg von O.R.E.; was man versucht ist ein "Generation X"-Gefühl zu erzeugen - "Once we learned to speak we learned to fail" heißt es in "Like Lovers", dem ersten von sechs Stücken. Auf der Rückseite des Digipacks sind einige junge Menschen aus den 20ern (?) in Badehose bzw. Badeanzug photographisch abgebildet (während gymnastischer Übungen), eine Ästhetik, die wir auch schon gut von ALBIN JULIUS und Co kennen. Dazu der Spruch "Dies ist keine Richtung - Nur reine Bewegung". Begriffe wie "Subversion" oder "Revolution" fallen nicht, aber doch ist wohl deutlich, hier wird versucht das "Ende der Ideologien" zu behandeln. Noch die RAF setzte unter ihre "Abschiedserklärung" das bei ROSA LUXEMBURG entwendete Zitat: "Die Revolution sagt ich war ich bin ich werde sein", heute wirkt das anachronistisch, weil dieser ideologisch motivierte Revolutionsaktionismus einem ästhetisch-toleranten Nebeneinander gewichen ist. Die Revolution wurde zur "Inneren Bewegung". Ideologien und Überzeugungen dienen nur manchen noch dazu Mitmenschen in die Luft zu jagen, vielmehr sind sie ein Mittel das "Eigene" ausschmückend hervorzuheben oder "Haltung" zu haben (Was in etwa das Selbe ist). ROME benutzen am Anfang von "The Orchards" ein schön gewähltes Filmsample: "Du bist großartig, Du hast immer Haltung". Auf diese Interpretation und speziell die RAF kam ich übrigens, weil ich unter den zahlreichen und auffallend geschickt gewählten Stimm- und Filmsamples an der sich die ROME-Musik mehr schlecht als recht entlang hangelt, auch ULRIKE MEINHOF wiederzuerkennen glaube. Im Song "Une Autre Vision" lässt sie uns mehrmals wissen: "die sollen ja nicht wissen, dass man wieder alles kriegt".
ROME haben also, wenn ich hier nicht überinterpretiere (was ich bestimmt tue), zweifellos ein interessantes Thema gewählt, leider hapert es an der Umsetzung, scheint mir doch alles zu aalglatt und erfolgserheischend umgesetzt zu sein, auch die Produktion klingt, was mir leider bei CMI häufiger auffällt, zu weichgespült. Entschuldigung, ich kann das nicht näher beschreiben, aber der Klang der CD klingt auf eine Weise kommerziell, die im Widerspruch zum beschworenen Nihilismus steht. Der schöngeistig gruftige Gesang tut sein Übriges dazu.
Wer innerhalb der Neofolkgrenzen eine Generation-X-Atmosphäre sucht, sollte sich z.B. die AIN SOPH-Interpretation von NAEVUS auf "Tutti A Casa!" anhören, das ist es! Ferner muss ich zugeben, gewisse Vorurteile bei ROME einfach nicht überwinden zu können. Diese kommen jedoch nicht von ungefähr, sondern sind u.a. über Jahre hinweg geprägt durch das Überfliegen von schon unverschämt langweiligen, substanzlosen und lustlosen Antworten in Interviews, für die die meisten CMI-Projekte schon negativ berühmt sind (Es ist keine Pflicht Interviews zu geben, GENOCIDE ORGAN fahren gut damit, aber wenn man es tut, sollte man es richtig machen. Ich weiß, warum ich fast noch nie ein CMI-Projekt interviewt habe). Neben rein musikalischen Gründen, basiert meine Kritik also auf einer Art "Sippenhaft", aber sollten ROME Interviews geben, liegt es an ihnen es wenigstens unterhaltsam zu gestalten und vielleicht in diesen etwas zum Projektnamen "ROME" oder dem MCD-Namen "Berlin" zu sagen, wohlgemerkt braucht man da keine "Erklärung" serviert bekommen, aber sehr schön wäre es, wenn man beim Lesen nicht einpennt. Fazit: Ein interessantes Thema, viele nette Samples, die auch gelungen miteinander verknüpft werden, da es aber schon DER BLUTHARSCH, COPH NIA, O.R.E. und tausend andere gibt, wäre eine solche Veröffentlichung nicht zwingend notwendig gewesen. Der beschworene Nihilismus kann sich aufgrund des faden Beigeschmacks von Kalkül und zu großer Nähe zum Kommerz-Gruftitum nicht wirklich entfalten. Eventuell interessant, wenn man eine Alternative zu O.R.E. sucht, was allerdings an sich schon eine etwas obskures Suchmotiv wäre, ist doch auf O.R.E. in punkto Selbst-Recycling Verlass.
Auf der Myspace Seite von COLD MEAT gibt es Hörproben von neuen ROME-Songs.
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Zusammenfassung
Ein interessantes Thema, viele nette Samples, die auch gelungen miteinander verknüpft werden, da es aber schon DER BLUTHARSCH, COPH NIA, O.R.E. und tausend andere gibt, wäre eine solche Veröffentlichung nicht zwingend notwendig gewesen. Der beschworene Nihilismus kann sich aufgrund des faden...
Inhalt
1.Like Lovers 2.The Orchards 3.Une Autre Vision 4.Clocks 5.Wake 6.Herbstzeitlöse
ca. 18 Minuten
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