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Micha W.

Leopold von Sacher-Masoch: Venus...

... im Pelz


Leopold von Sacher-Masoch: Venus...
Genre: Literatur
Verlag: Edition...
Erscheinungsdatum:
März 2004 (Erstausgabe 1869)
Medium: Buch
Preis: ~25,00 €
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Der galizische Gutsherrensohn Severin von Kusiemski ist vor allen Dingen eines: ein Dilettant. Er dilettiert in der Musik, der Malerei, der Literatur, und er dilettiert nach eigener Aussage sogar „im Leben“. So wundert es nicht, dass er sich wenig um seine Pflichten als zukünftiger Erbe kümmert und sich stattdessen in ein altes Bauernhaus eingemietet hat, um seiner kulturellen Begeisterung konkrete Form zu geben. Nur die zwergenhafte Hofsbesitzerin und eine zurückgezogen lebende, jung verwitwete Russin, Wanda von Dunajew, teilen das abgelegene Anwesen mit ihm. Regelmäßig stattet er einer in den nahen Wiesen aufgestellten Venusstatue Besuch ab, träumt dort vor sich hin und malt sich aus, wie es wäre, der Geliebte der Venus zu sein - und wenn nicht der Geliebte, so doch wenigstens ihr Sklave, um auf diese Weise in ihrer Gegenwart verweilen zu dürfen. Einen Pelz - für Severin der Inbegriff gleichzeitiger Lust und Grausamkeit - sollte sie tragen, wenn sie unbarmherzig gegen ihn wäre, und stets die Peitsche zur Hand haben. Je grausamer sie wäre, desto bedingungsloser wäre er ihr erlegen. Als Wanda durch ein Missgeschick von Severins Träumereien erfährt und ihn daraufhin nachts als Venus im Pelz erschreckt, ist dies der Beginn einer Freundschaft, die sich schon bald von beiden Seiten aus in Liebe verwandelt. Die eher zartbesaitete und harmoniebedürftige Russin ist zwar fasziniert von den Wünschen ihres Geliebten, doch zögert sie, seiner Bitte nachzugeben, auch weiterhin die despotische Venus im Pelz für ihn zu sein, der er dienen und deren Sklave er sein dürfte. Schließlich willigt sie widerstrebend ein, und die beiden reisen nach Florenz, um ihre Beziehung dort in aller Anonymität leben zu können. Wanda, die gewissenhaft Severins Wunsch umzusetzen versucht, geht zusehendst in ihrer Rolle als Tyrannin auf...

Es wird wohl nicht allzu viele Bücher geben, mit denen sich ihre jeweiligen Autoren einen Bärendienst erwiesen haben - "Venus im Pelz" ist dieser Kategorie allerdings definitiv zuzurechnen. Dass der Roman, wie zu erwarten war, bei seinem Erscheinen 1869 einen Skandal auslöste, ist dabei eher das geringere Übel, zumal wenn man von der Prämisse ausgeht, dass jede Form der Aufmerksamkeit, die einer Person des öffentlichen Lebens geschenkt wird, gute Aufmerksamkeit ist; nein, das für Sacher-Masoch, einen angesehenen und erfolgreichen Autor seiner Zeit, eigentlich Fatale an dem Roman war der Umstand, dass von nun an ein gewisses sexuelles Phänomen als "Masochismus" in das Vokabular des Abendlandes Einzug fand. Auch wenn "Venus im Pelz" zweifelsohne stark autobiographische Züge trägt und der Autor mit Severin und dessen Wünschen ein Alter Ego par excellénce geschaffen hat, so wehrte er sich zeitlebens - und letztlich vergebens - gegen diesen seinem Namen entlehnten Terminus.
Doch zum Werk selbst: Wer hier auf explizite Sexszenen hofft, sollte die Finger gleich davon lassen. Natürlich, es ist ein erotischer Roman, doch entfaltet sich die Stimmung weniger in möglichst detailreich beschriebenen (sadomasochistischen) Akten, als vielmehr in dem gleichermaßen ritualisierten und stilisierten Verhalten der beiden Hauptcharaktere im Umgang miteinander. Sie wollen einander bedingungslos, und dennoch versagt sich ein jeder die Nähe seines jeweiligen Gegenübers, indem er/sie als Sklave respektive Herrscherin auf größtmögliche Distanz geht, ohne dem anderen aber den Rücken zu kehren – mit dem Ergebnis beidseitigen Lustgewinns. Wenn "Venus im Pelz" der erotischen Literatur zuzurechnen ist, ist das Werk doch nicht minder ein sorgsam komponierter Entwicklungsroman. Er erzählt von der Wandlung von der "einfachen" Frau zur Despotin, davon, seine mitunter befremdlich anmutenden Sehnsüchte verwirklicht zu sehen. Dies geschieht auf eine herrlich ironische Weise, die deutlich macht, dass Sacher-Masoch sein Thema zwar ernst, aber nicht zu ernst genommen hat. So weisen die Ausführungen über das Geschlechterverhältnis einen ebenso hintersinnigen Unterton auf wie etwa diejenigen über (die christliche) Religion und das griechisch-antike Pantheon. Gerade diese behutsam abgewogene Mischung aus subtiler Erotik, Ironie, Charakterstudien und einer Vielzahl intertextueller Bezüge macht den eigentlichen Reiz des Romans aus. So ist "Venus im Pelz" nicht nur für Masochisten ein Genuss.

 
Micha W. für nonpop.de



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Zusammenfassung
Leopold von Sacher-Masoch: "Venus im Pelz". Edition Büchergilde, 2004. 202 Seiten. Gebundene Ausgabe.

Inhalt
"Venus im Pelz" ist ein wundervoll hintersinniger Entwicklungsroman, dessen Reiz aus der behutsam abgewogenen Mischung aus subtiler Erotik, Ironie, Charakterstudien und einer Vielzahl intertextueller Bezüge besteht. Nicht nur für Masochisten ein Genuss.
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