Lange Zeit war es, zumindest was Neuveröffentlichungen angeht, ruhig um Peter Anderssons Hauptprojekt Raison D’Être geworden. Nach dem immerhin auch schon drei Jahre zurückliegenden Requiem for abandoned souls war der Boxholmer für Freunde sinistrer Ambientklänge nur noch durch diverse Wiederveröffentlichungen und Zusammenstellungen, seine unzähligen Nebenprojekte (etwa Panzar, Grismannen oder Stratvm Terror) und natürlich auch live greifbar. Wer die zurückliegenden Konzerte von Raison D’Être besucht hat, wird einen Wandel im Schaffen Anderssons bereits bemerkt haben: weg von ätherischen Klängen hin zu kreischend-rostigen Ambient-Klangkollagen. Das Ergebnis dieser Wandlung, die mit The empty hollow unfolds und Requiem for abandoned souls ihren Anfang nahm, liegt nun mit Metamorphyses endlich auch im Tonträgerformat vor. Die noch auf den Vorgängern hörbaren Choräle, früher „das“ Stilmittel Raison D’Êtres überhaupt, sind nun gänzlich metallischer Tristesse gewichen. Bereits der Titel des Silberlings verrät, daß der Künstler schon nach außen hin deutlich ein Zeichen setzen will und auch das Informationsblatt der Plattenschmiede Cold Meat Industry wird nicht müde zu betonen, daß wir es hier mit einer Transformation zu tun haben und nennt dieses Wort sicherheitshalber alleine dreimal. Im Vergleich zum bisherigen Schaffen muß der Hörer Raison D’Être in der Tat eine Metamorphose konstatieren: Nie zuvor waren Raison D’Être kälter und abweisender: Monotone Drones, rostiges Kettengerassel und sich zäh aneinanderreibende, quitschende Metallplatten scheinen den Grundstock der erschaffenen Töne zu bilden. Leicht kommen einem Bilder eines trostlosen Schiffriedhofes irgendwo an der Ostsee in den Sinn: seichte Wellen und eine frische Brise von achtern lassen rostdurchsetzte Frachter und verlassene Seelenfänger gegeneinander treiben, nur die Möwen sind Zeugen jener Töne, die der Ostwind an den Strand trägt. Nur die Möwen? Nein, ein einzelner Mann hat es sich am herbstlichen Strand in Teerjacke und mit Thermoskanne und Klappstuhl bewaffnet leidlich gemütlich gemacht, um Feldaufnahmen auf Kassetten zu bannen: Peter Andersson. Wie meine Ausführungen erkennen lassen: auch an, nun ja, nicht mehr ganz so neuen Klangufern fällt es dem Schweden leicht, Stimmung zu erzeugen. Wirklich originell, und das wollen uns Plattenfirma wie Künstler weismachen, ist Metamorphyses indes nicht. Damit steht die Platte sicherlich konsequent im Schaffen Raison D’Êtres, die sich eigentlich immer schon, wenn auch stets qualitativ überzeugend, mal mehr, mal weniger offensichtlich an Genrevorbildern bedienten (ich nenne nur Lustmord). Summa summarum eine überzeugende Scheibe, die im Hörer aber die Erkenntnis wachsen läßt, daß auch Metamorphosen mitunter nichts als die ewige Wiederkehr des Gleichen darstellen… Verweise zum Artikel: » Raison d’Être » Cold Meat Industry
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Zusammenfassung
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Inhalt
Metamorphysis Phase I
Metamorphysis Phase II Metamorphysis Phase III Metamorphysis Phase IV Metamorphysis Phase V Metamorphysis Phase VI |