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Dominik T.

CELTIC FROST: Monotheist

Are You Still Morbid???


CELTIC FROST: Monotheist
Genre: Metal
Verlag: Century Media
Medium: CD
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Die mir gestellte Aufgabe ist etwas kompliziert: Rezensieren Sie CELTIC FROST "Monotheist" - nach sechszehnjähriger Pause (16!)  das Comeback- Album dieser Black- und überhaupt Metal-Legende - auf den Seiten eines Internetmagazins von und für eine Szene, deren Konsumenten zwar zu rund einem Drittel innerhalb der Death/Black Metal-Szene ihre erste subkulturelle Initiation erlebten, die aber auch nicht wenige Szenegänger aufweist, die etwas oberschlau "den" Heavy Metal im Allgemeinen für besonders "proletenhaft" halten. Mittlerweile sind auch zu "Monotheist" die meisten Rezensionen der Heavy Metal/Dark Wave-Fachpresse geschrieben, und das Echo ist so zwiespältig, wie ich es schon lange nicht mehr bzw. noch nie erlebt habe. Man muss dazu wissen, dass CELTIC FROST durchaus so etwas wie die THROBBING GRISTLE des härteren Metals sind, dementsprechend war man ungeheuer gespannt auf diese Rückkehr. Wenn sich dann das Album als etwas anderes entpuppt, als man erwartet hatte, ist es wohl allgemein menschlich, wenn sich die aufgeladene Spannung in bodenloser Enttäuschung Luft macht, aber ebenso verständlich sollte dann die gegenteilige Reaktion sein: Die Enttäuschung darüber, dass andere enttäuscht sind, immerhin ist bei beiden Reaktionen die Liebe zu CELTIC FROST der eigentliche Motor. Ich zähle mich in diesem Glaubenskrieg zur letzteren Fraktion, oder, um es deutlich zu sagen, ich verstehe angesichts manch einer Kritik die Welt nicht mehr. Ich verstehe einfach nicht, wie es möglich ist, die Größe dieses Albums nicht zu erkennen und möchte am liebsten in Anfällen akuter Intoleranz  vor jedem Kritiker mit meinen Füßen aufstampfen und brüllen "Warum hast Du das getan?" So viel als einleitende Stimmungsbeschreibung.

 Kleine CELTIC FROST Geschichte und Würdigung

CELTIC FROST starteten 1982 in ihrem Heimatland Schweiz als HELLHAMMER. Zusammen mit den Ruhrpottlern von SODOM waren sie die ersten, die das von VENOM ("Black Metal", 1981) entfachte Feuer musikalisch und konzeptionell weitertrugen. Somit entstammen sie einer Zeit, in der die gebotene Roheit des Sounds zumindest im Rock- Bereich noch so aufregend neu war, dass die später geläufige  Binnendifferenzierung Trash Metal / Death Metal / Black Metal  nicht den Journalisten und schon gar nicht den Musikern nötig erschien. CELTIC FROST gehören also mit zu den Gründervätern des "harten" Metals.  Beglaubigt wird dies auf dem beiliegenden Promozettel durch Zitate diverser berühmter Musiker. DAVE GROHL etwa bestätigt die Wichtigkeit von CELTIC FROST für NIRVANA.
Bekanntlich steht Heavy Metal allgemein trotz aller Provokationsversuche im Verdacht, im Vergleich zum "revolutionär-subversiven" Punk hinter der Maske all seines Geposes im Grunde furchtbar bieder und "spießig" zu sein. Dieser Verdacht hat mit der heutigen Realität wenig bis gar nichts mehr zu tun, ist aber idealtypisch immer noch wirksam. CELTIC FROST waren schon zu HELLHAMMER- Zeiten eine Band, die im Vergleich zu ihren Artgenossen (VENOM, SLAYER, SODOM, POSSESSED usw.) stärker an der Auflösung des traditionell-hausbackenen Heavy Metal-Gestus' arbeitete. Die Tatsache, dass heutige Ausläufer des Black Metal zunehmend in Publikationen Anerkennung erfahren, die ihren Fokus eher im Bereich der experimentellen Musik haben (Beispiele wären SUNN O))), XASTHUR, DRAUGAR usw. im THE WIRE oder THE SOUND PROJECTOR), hat nicht unwesentlich mit eben diesen frühen Vorarbeiten von CELTIC FROST zu tun. Von HELLHAMMER gedankliche Brücken zum VELVET UNDERGROUND' schen "Sister Ray" zu schlagen, ist nicht so schwer, und selbst so eine absolute Nebensächlichkeit wie der Umstand, dass der "Shouter" TOM G. WARRIOR, der sich heute lieber TOM G. FISCHER nennt, in einem Live-Video zum CF-Hit "Circle Of The Tyrants" ein schneeweißes Rüschenhemd trug, ein Kleidungsstück also, welches viele Jahre später bei Black Metal / Dark Wave-Grenzgängern sehr beliebt werden sollte, mag ein Hinweis darauf sein, dass sie physiognomisch irgendwie "anders" und ihrer Zeit weitaus mehr voraus waren als die damalige, direkte Black / Death /  Trash-Konkurrenz. Dies wird wohl auch Alien-Erschaffer H.R. GIGER instinktiv gefühlt haben, als er ihnen 1985 das Cover zur LP "To Mega Therion" (Ich setze hier Links zu den damaligen Originalrezensionen des "Rock Hard", vieles war da noch nicht abzusehen.) stiftete.
Essentiell für CELTIC FROST und das ganze Metalgenre sind ihre Frühwerke bis 1985, sowie "Into The Pandemonium" von 1987, welches mit einer ganzen Reihe höchst ungewöhnlicher Arrangements den Grundstein für spätere "avantgardistisch" angehauchte Metalbands legte (ARCTURUS, OPETH, TIAMAT, MY DYING BRIDE, MONUMENTUM, THERION und Tausende von anderen bauen darauf auf). Auf dem Album wurde übrigens phantasievollerweise auch "Mexican Radio" von WALL OF VOODOO gecovert.
1988 leisteten sich CELTIC FROST einen Scherz, indem sie auf ihrem Album "Cold Lake" zur tuntigen Glam-Rock-Band a la POISON mutierten, inkl. eines offenen Hosenstalls auf dem Coverphoto (ohne das der Schwanz rausschaut), ein Streich, der ihnen in der Black/Death Metal-Subkultur bis heute nicht vollends verziehen wurde und natürlich manch einen homophoben Spruch provozierte (Möglicherweise wollten sie auch ernsthaft einen radikalen Imagewechsel.). 
1990 folgte dann das Studioalbum "Vanity/Nemesis", mit dem sie, im Sinne ihrer alten Fans, wieder halbwegs überzeugen konnten. "Kult" sind dennoch nur die CELTIC FROST bis 1987. TOM G. FISCHER/WARRIOR gründete dann 1995 das Projekt APOLLYON SUN, welches recht "Industrial-lastig" daherkommt, allerdings nicht im TG- Sinne...Ab der Jahrtausendwende mehrten sich nun die Anzeichen, CELTIC FROST könnten mit einem großen Wurf zurückkehren …

Rezension

"Monotheist" ist zunächst einmal als Heavy Metal-Tonträger beinhart und unverkennbar im CELTIC FROST-Stil, der weder Black noch Death Metal ist, aber vor allem in diesen Genres seine Anhänger findet. Das Album weist einige Spielereien auf , die heute vor allem dank  "Into The Pandemonium" in der Metalwelt kein bisschen ungewöhnlich mehr sind (Frauengesang, Streicher, elektronische Spielereien). Genau wie auf diesem Klassiker, ist das Tempo fast durchwegs schleppend, ohne dass man das Gefühl hat, einem Doom Metal-Werk zu lauschen.

CELTIC FROST ist es hier also tatsächlich gelungen, so etwas wie ein "Into The Pandemonium"-Album für die Gegenwart zu erschaffen, obwohl oder gerade weil das Album ungleich brutaler und sehr modern klingt. "Modern" ist eine Vokabel, die auch ich im Black Metal-Kontext eher als Tadel einsetze, anders hier, und es kommt noch dicker. Streckenweise spielen CELTIC FROST auf "Monotheist" einen Stil, dem man eine gewisse Nähe zum "New Metal" a la SLIPKNOT oder MACHINE HEAD attestieren muss. Keine Sorge, auch ich bin ein leidenschaftlicher Hasser dieser Rumhops-Bands, umso rätselhafter, dass ein moderner, "fetter" Sound, für den Starproduzent bzw. Musiker PETER TÄGTREN (HYPOCRISY, PAIN) verantwortlich zeichnet, hier hervorragend funktioniert. TÄGTREN, der auch schon das DESTRUCTION-Comeback als Produzent in den Sand setzte, traue ich diese Überraschung allerdings nicht zu. Nein, das Mysterium, dass CELTIC FROST hier vieles von dem präsentieren, was mich normalerweise panisch wegrennen lässt (inkl. der neuen Optik, TOM G. FISCHER mit Skimütze, wie sie die New York Hardcore Jungs tragen) muss irgendetwas mit ureigener CELTIC FROST'scher Genialität zu tun haben. Ein Freund aus der LICHTTAUFE-Redaktion, der hier mehr "Insiderkenntnisse" besitzt, informierte mich später: Sowohl TOM G. FISCHER als auch MARTIN AIN (der auch zur Urbesetzung von HELLHAMMER/CF gehört) seien große Anhänger von SUNN O))) und BOHREN AND THE CLUB OF GORE, und tatsächlich, wenn man darauf achtet, hat hier wohl tatsächlich eine "dronige" Beeinflussung stattgefunden. Selbst eine metallische Variante von MASSIVE ATTACK kann einem bisweilen in den Sinn kommen.
Vermutlich liegt in diesen Einflüssen die Lösung des Paradoxons, dass "Monotheist" trotz Lava-artiger Riffs keine Pot-Doom-Vibes ausstrahlt und auch trotz modernster Produktion und Skimütze kein "New Metal – Motherfucka"-Gefühl aufkommt, begraben. Diese Aneinanderreihung von  Widersprüchen ließe sich übrigens auch fortsetzen, trotz partiellem Frauengesang in drei Stücken kein Gothic Metal, obwohl die Grundatmosphäre guten SISTERS OF MERCY-Songs nahe kommt, trotz Industrial-Einfluss der Sorte MZ 412 (nur besser) nichts, was man schon mal bei MINISTRY, KILLING JOKE oder gar  MYSTICUM gehört hat usw.
Das Album wird von einem "Tryptichon" abgeschlossen, d.h. einer dreiteiligen Komposition. Beim ersten Teil "Totengott", eher ein Noise-Industrial- Ambient Stück wird eine "böse", keifernde Stimme eingesetzt. Hier ist für mich der erste Moment des Albums erreicht, bei dem sich CELTIC FROST klar einem Genre zuordnen lassen: dem zeitgenössischen Black Metal. Es folgt das 14minütige "Synagoga-Satanae", ein Meisterwerk an Dichte und klaustrophober Dunkelheit. Etwas schwach allein, der letzte und dritte Teil, "Winter" (Requiem), ein rein Geigen-dominiertes klassisches Stück, welches an ARVO PÄRT erinnern und zum Schluss wohl der "Avantgarde" die Krone aufsetzen soll, mich erinnert es eher an einen typischen Hollywood-Düster-Soundtrack.     

Fazit: Ein Album in einer völlig eigenen Liga des Heavy Metal,  19 Jahre nach "Into The Pandemonium" eine würdige Fortsetzung dieses Klassikers. Ich bin richtig traurig darüber, dass das offenbar nicht jeder so sieht und möchte, nachdem ich bereits lesen musste, dass das charakteristische TOM G. WARRIOR/FISCHER-"Uh" vermisst wird, obwohl schon im Opener "Progeny" genau dies in den ersten zwei Minuten 2x zu hören ist, die Gründe der Ablehnung gar nicht mehr so genau wissen, scheinen sie doch eh auf Ignoranz oder ungeputzten Ohren zu fußen. Was hat manch ein Kritiker hier bloß für ein Album gehört? Vielleicht stört sie die Tatsache, auf "Monotheist" keinen Hit im Sinne alter Übersongs wie "Circle Of The Tyrants" oder "Into The Crypt Of Rays" zu hören?  Vielleicht ist das Album zu schwierig für den "Heavy Metal Normalo"? Es scheint fast so, als ob das Industrial gewohnte Ohr dem Album mehr abgewinnen kann. Die Art der hier gebotenen Aggression bzw. die nihilistische Atmosphäre des Albums hat etwas sehr Metal-Untypisches, ohne dass sich dies näher umschreiben ließe. Ob manch einer Rezension bleibe ich dennoch ratlos...Zum Glück halten sich gute und negative Bewertungen noch im Gleichgewicht.

Anfänglich habe ich CELTIC FROST, um ihre Bedeutung herauszustreichen, die "THROBBING GRISTLE des härteren Metals" genannt. Vielleicht wäre SCOTT WALKER die bessere Parallele, der macht auch was er will, veröffentlicht nur alle paar Jahre mal etwas und löst ebenfalls einen selbst aufgestellten Anspruch ein, der den Kontext seiner kulturellen Herkunft übersteigt. Leider sind jetzt bei CELTIC FROST nicht alle so begeistert wie bei SCOTT WALKER , aber CELTIC FROST haben es noch nie allen recht gemacht. Für mich das zukunftsweisendste Metalalbum seit vielen Jahren!


 
Dominik T. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» CELTIC FROST offiziell
» "Monotheist" Webseite
» TOM G. WARRIOR Blog
» HELLHAMMER Fanseite

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» Morbid Tales aus Köln


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Zusammenfassung
Ein wunderbar gelungenes Comeback- Album der Metal Legende CELTIC FROST.
Ein modernes "Into The Pandemonium" .
Zukunftsweisend und essentiell für den gesamten
"härteren" Metal-Bereich.
Leider liegen mir die Texte nicht vor, sind sicher sehr interessant!

Inhalt
1. Progeny 05:02
2. Ground 03:55
3. A Dying God Coming into Human Flesh 05:38
4. Drown in Ashes 04:23
5. Os Abysmi Vel Daath 06:41
6. Obscured 07:05
7. Domain of Decay 04:36
8. Ain Elohim 07:33
9. Triptych: Totengott 05:06
10. Triptych: Synagoga Satanae 14:23
11. Triptych: Winter (Requiem) 04:34
Total playing time 01:13:15
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