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Claudia K.

The Dresden Dolls - Yes, Virginia


The Dresden Dolls - Yes, Virginia
Genre: Kabarett
Verlag: Roadrunner...
Erscheinungsdatum:
April 2006
Medium: CD
Preis: ~14,00 €
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I´m trying hard
not to be ashamed
not to know the name
of who is waking up beside me
or the date, the season or the city...

Sex, Alkohol, Drogenrausch, Prostitution, Holocaustleugner, Abtreibung, das notwendige Böse, feinsinnige Ironie – und eine gute Portion bittersüßer Melancholie. Dieses weite, düsterbunt in Moll gehaltene Panorama spannen die Dresden Dolls mit ihrem neuen Album Yes, Virgina auf. Die Dresden Dolls, das sind Amanda Palmer und Brian Viglione aus Boston, USA, die seit ihrer Gründung im Jahre 2000 mit ihrer ungewöhnlichen Musik, die allen Einordnungsversuchen in die gängigen Schubladen einen Strich durch die Rechnung macht, für Aufsehen sorgen. Als Brechtian Punk Cabaret bezeichnen sie sich selbst – einen Begriff, den sie selbst für sich geprägt haben, ehe die Presse ihnen eine Klassifikation zuweisen konnte. Und tatsächlich, ihr Stil ist eine abenteuerlich anmutende und mitreißende Mischung aus Kabarett á la Brecht/Weill - die Dreigroschenoper läßt immer ein wenig grüßen - Punk und Rock.

Mit Yes, Virginia liegt nach A is for accident, einer Sammlung von Liveaufnahmen aus den Jahren 2001-2003 und dem darauf folgenden Dresden Dolls Album, dem eigentlichen Debut der Dolls, die zweite reguläre Albumveröffentlichung vor, deren Titel sich auf den bekannten Briefwechsel zwischen der achtjährigen Virginia O'Hanlon und Francis P. Church, dem Chefredakteur der Zeitung The New York Sun, aus dem Jahr 1897 bezieht. Die kleine Virginia, verunsichert, da ihre Freunde das Gegenteil behaupten, fragt darin, ob es den Weihnachtsmann wirklich gäbe. Yes, Virginia, there is a Santa Claus. He exists as certainly as love and generosity and devotion exist, and you know that they abound and give to your life its highest beauty and joy, antwortet Church. Der Bezug auf diesen Briefwechsel, der als einer der englischsprachigen Weihnachtsklassiker gilt, ist im Kontext des Albums vielleicht als ein poetischer Lichtschimmer zu verstehen, als Kontrapunkt zu den melancholisch-ironischen Schattenseiten des Lebens und der Liebe, die in den Songs vorgestellt werden – und ganz sicher auch als eine kleine Doppelbödigkeit, die mit der Bedeutung des Namens Virginia - Virgin (Jungfrau) spielt. Eine schöne Ironie, handeln die Lyrics doch unter anderem von Prostitution, vom morgendlichen Aufwachen neben einem Fremden, von einem einsamen Orgasmus und  von Abtreibung, letzteres sehr schön und halb ironisch verschlüsselt in der Textzeile how about a nine-month long vacation and a two-foot coffin.

Musikalisch sind die Dolls, im Vergleich zum Vorgängeralbum, glatter geworden. Der unverkennbare Stil des Duos – Amandas sehr eigene und sehr ausdrucksvolle, zuweilen fast manische anmutende  Stimme, ihr virtuoses Klavierspiel, die mitreißende Percussion - ist geblieben, wirkt jedoch insgesamt etwas weniger eckig. Einen mangelnden Abwechslungsreichtum kann man dem Album dabei allerdings nicht unterstellen. Stücke in gewohnt rockiger und mitreißender Manier wechseln sich mit emotionalen Balladen ab – der schrille, frappierende Kabarett- Charakter, der das Debut ausgezeichnet hat, tritt jedoch zugunsten von rockigen und zum Teil auch poppigen Elementen ein wenig in den Hintergrund. Ist Yes, Virginia also nur ein etwas lauer Aufguß des Dresden Dolls- Debut? Taucht da vielleicht sogar das Wort Mainstreamkompatibel am Horizont auf? Ich möchte sagen: jein. Der unverkennbare Stil der Dolls bleibt, wie gesagt, erhalten, die herausragenden Stücke Sex Changes und My Alcoholic Friends rocken in bester Manier und erinnern an die Dolls des Debüt-Albums. Der Wechsel zwischen rockigen Nummern und emotionalen Balladen wie Delilah und Mrs. O (ja, richtig, eine Version der Mrs. O, die wir schon von der A is for accident kennen, begegnet uns hier wieder), die Amanda mit großer gefühlmäßiger Beteiligung vorträgt, ist höchst gelungen, die Texte sind gewohnt ironisch und hintergründig. Und dennoch: Die verblüffende und aufwühlende Qualität ihres Vorgängers erreicht die Yes, Virginia trotz allem leider nicht ganz, und trotz allen Abwechslungsreichtums, trotz der liebevollen Gestaltung von Digipack und Booklet, hinterläßt dieses Album bei mir einen leisen Eindruck von: Da fehlt doch etwas. Es ist rund, es ist stimmig – vielleicht ein Stück zu rund. In dem Maße, in dem der Kabarett-Charakter etwas (wenn auch nicht gänzlich) in den Hintergrund tritt, büßt das Album leider auch einen Teil des ganz und gar außergewöhnlichen Charmes ein, der das Debut ausgezeichnet hat, und an dessen Stimmung und Atmosphäre die Virginia einfach nicht ganz herankommt – was vielleicht aber auch gar nicht möglich ist. Dennoch sind die Dolls nach wie vor eine Besonderheit in der Musiklandschaft, und auch die Virginia ist noch ungewöhnlich genug, um ganz klar aus dem Meer der Veröffentlichungen hervorzustechen. Mainstreamkompatibel also? Nunja… Sicherlich nicht generell. Aber im Vergleich zu ihrem Vorgänger durchaus schon, das muß man leider sagen, ein Stück angepaßter, poppiger, ein Stück weniger eckig. Schade eigentlich. Andererseits scheinen die Dolls dies als Teil ihres Entwicklungsprozesses zu sehen – und vielleicht auch als kleines Aufbegehren gegen die selbstauferlegte musikalische Einordnung. Diesen Schluß lassen die Zeilen mit denen Sing, das letzte Stück auf der Virginia, ausklingt, zumindest nicht abwegig erscheinen: Life is no cabaret, we don´t care what you say, we´re inviting you anyway, you motherfuckers you´ll sing someday. Es scheint fast, als wollten die Dolls dem Hörer damit ein wenig die Zunge herausstrecken. Was auch immer dies für die Zukunft bedeutet, ob die gänzliche Abwendung vom Kabarett, oder auch etwas ganz anderes, müssen kommende Veröffentlichungen zeigen – lassen wir uns überraschen.


 
Claudia K. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Dresden Dolls


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Zusammenfassung
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Inhalt
1. Sex Changes
2. Backstabber
3. Modern Moonlight
4. My Alcoholic Friends
5. Delilah
6. Dirty Business
7. First Orgasm
8. Mrs. O.
9. Shores Of California
10.Necessary Evil
11.Mandy Goes To Med School
12.Me & The Minibar
13.Sing
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