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Dominik T.
INADE: Samadhi State
Kategorie: Rezension
Erstellt: 07.05.2006
Wörter: 768
Artikelbewertung:
positiv:50% negativ:50%
Nach der Veröffentlichung der fulminanten 4CD- Box "Colliding Dimensions", die vor allem auch als eine Retrospektive ihres bisherigen Schaffens - 1995-2005 - intendiert war, fürchteten einige, daß damit auch das Kapitel INADE an sich abgeschlossen sei. Seit einigen Wochen weiß nun jeder, diese Befürchtung war unbegründet. Es ist nicht nur so, daß INADE in Leipzig wieder zwei kleine Konzerte gaben, nein, mit "Samadhi State" ist nun auch wieder neues musikalisches Material auf CD erhältlich. "Samadhi State" ist dabei weniger als direkter Nachfolger des vielgerühmten "The Crackling Of The Anonymous"- Albums von 2001 zu verstehen, vielmehr ist es "lediglich" ein Album, welches anlässlich ihres ersten Konzertes in Japan zur Sommersonnenwende 2005 zunächst nur (kurzzeitig) auf dem japanischen Markt erhältlich war und nun via LOKI FOUNDATION auch in Europa und dem Rest der außerjapanischen Welt zu erstehen ist. Die geheimnisvollen japanischen Schriftzeichen auf dem sonst schlicht in Schwarz gehaltenen Cover des Digipacks unterstreichen den Kontext der Veröffentlichung nochmals durchaus stilvoll. Weiteren Labelinformationen kann entnommen werden, daß das gebotene Material auf Kompositionen beruht, die bereits um 2000/2001 entstanden sind, aber 2005 nochmals grundsätzlich überarbeitet wurden. Inwieweit das zu hörende Material auf Fragmenten bereits veröffentlichter INADE- Stücke basiert, entzieht sich meiner Kenntnis ("Samadhi State Part III" könnte mit dem gleichnamigen Titel auf der COLD LANDS Zusammenstellung "Land:(schaft)" identisch sein), tut aber auch nichts zur Sache, denn INADE präsentieren sich hier durchaus in einem Gewand, das einige Neuerungen aufweist: Es ist zunächst deutlich mehr Vokaleinsatz zu vernehmen, der auch weniger als früher lautmalerischen Zwecken dient, sondern tatsächlich zu verstehen ist (teilweise als Sample eingespielt, deutsch und englisch) und damit auch inhaltlich etwas transportiert. "Ghost Sector", das erste Stück, begrüßt den Hörer etwa mit den ersten Zeilen aus FRIEDRICH NIETZSCHES "Alle Lust will Ewigkeit"- Gedicht (aus dem Zarathustra) "Aus tiefem Traum bin ich erwacht"...Traumhaft, im wahrsten Sinne des Wortes! Weiterhin fällt auf, daß auf diesem Album der pulsierende und auch leicht zum Bombastischen hin tendierende Dark- Ambient, der so typisch für INADEs bisheriges Schaffen war, etwas zu Gunsten eines stärker meditativ ausgerichteten Drone- Sounds korrigiert wurde. Eine Entwicklung, die ich nur begrüßen kann, denn wenn es etwas gab, was "The Crackling Of The Anonymous" nicht ganz perfekt erscheinen ließ, dann war es das Quentchen zu viel an "großen Gefühlen". Bombast verträgt sich zudem überhaupt nicht mit ernsthaften esoterischen Inhalten, die zweifellos gerade bei diesem Werk Grundlage der Musik sind. INADE erschaffen hier eine Klangwelt, die, darauf weisen zumindest die Titelnamen "Samadhi State 1-4" hin, mit verschiedenen Stufen des Seins korrespondieren. "Samadhi" ist dabei ein Begriff, der vor allem in der Yoga- Philosophie gebräuchlich ist und die Ablösung des alltäglichen Ichbewußtseins hin zum transzendentalen Selbst bezeichnet. Eine genauere Erklärung, nebst FRANZ HARTMANN Zitat, findet sich im Innencover des Albums. Trotz allem esoterischen Gehalt ist "Samadhi State" jedoch vor allem ein ästhetischer und intellektueller (möglicherweise nachträglicher) Nachvollzug einer Meditationspraxis, sie ist also nicht selbst "Meditationsmusik" (gibt es das überhaupt jenseits von Eso- Werbestrategien? Ich denke Nein.), dafür ist sie deutlich zu aufwühlend. Dieses aufwühlende Element, besonders eindrücklich zu erfahren im dritten Stück "Samadhi State Part Two" inkl. spirituellem Singsang (Nein, nicht die RAISON D'ETRE Mönche!), ist überhaupt dasjenige, was sich als die Konstante bei INADE beschreiben ließe. Eine Konstante, zu der sich eine Entsprechung nur bei BAD SECTOR findet, wenn auch INADE diese fiebrigen Klänge, die für das italienische Projekt typisch sind, gar nicht verwendet. Es bleibt also festzuhalten, daß trotz leichter Änderungen im INADE- Klangkosmos "Samadhi State" in keinster Weise einen Bruch mit der Vergangenheit darstellt. Es ist absolut davon auszugehen, daß jeder INADE- Liebhaber auch dieses Album schätzen wird. Genauso wird diese CD jeden zufriedenstellen, der bisher Tonträger der LOKI FOUNDATION zu schätzen gelernt hat. Es ist einfach so, daß dieses Label ganz objektiv einen Ambient- Stil geprägt hat, der nicht nur der Konkurrenz in diesem Bereich doch noch einiges voraus hat, sondern auch sofort wiederzuerkennen ist. Verhehlen möchte ich allerdings abschließend nicht, daß mich das letzte Stück "Samadhi State part four" zunächst einigermaßen schmunzeln ließ, auch wenn das vielleicht nicht im Sinne des Erfinders ist. Nach dronigem Beginn fängt nämlich ab Minute 1:35 ein aufreizend simpler Elektro-Drumbeat an zu tönen. Unweigerlich fragte ich mich, ob das nicht etwas demotivierend für einen Yogi ist, wenn ihn am Ende seiner Reise dieser Rhythmus erwartet. Ein rechtschaffender Christ würde sich auch beschweren, wenn er im Himmel mit TRIOS "Da Da Da" empfangen wird. Je mehr ich aber nun darüber nachdenke, desto mehr beschleicht mich das Gefühl, daß INADE recht haben könnten. Irgendwie ist vielleicht doch alles "good old fashioned copulation" (Crowleymass). INADE wollten damit sicherlich ausdrücken, daß die Einheit mit der kosmischen Weltenseele als höchster Samadhi- Zustand jenseits aller musikalischen Beschreibung liegt. Man wird sehen...oder auch nicht. Fazit: Tolles Album!
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Verweise zum Artikel:
» INADE (offiziell)
» INADE (inoffiziell)
» LOKI FOUNDATION
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