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Micha W.

Summoning: Oath Bound

Eskapismus in Perfektion


Summoning: Oath Bound
Genre: Black Metal
Verlag: Napalm Records
Erscheinungsdatum:
31. März 2006
Medium: CD
Preis: ~14,00 €
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Es war Mitte der 90er, als ich erstmals mit Summoning in Kontakt kam: Ein Freund lieh mir "Dol Guldur" aus, und was ich vernahm, jagte mir einen Schauer über den Rücken. Nie zuvor hatte ich solch erhabene, solch majestätische und würdevolle Musik gehört, die zudem dazu einlud, sich in ferne (Gedanken-)Welten hinfortzuträumen. Die Begeisterung für diese Neuentdeckung hielt mich mehrere Monate fest in ihrem Griff und ließ auch mit den nachgeschobenen "Nightshade Forests" nicht nach; erst mit dem Folgealbum, "Stronghold", stellte sich ein gewisser Grad der Ernüchterung ein, wirkte ebenjenes doch ein wenig unmotiviert und ließ einen Großteil des Zaubers der Vorgängeralben missen. So verstrichen die Jahre und anderthalb weitere Alben, ohne dass ich die Entwicklung des Duos weiter bewusst verfolgt hätte, bis das Cover des neusten Werkes der Österreicher, "Oath Bound", meine Neugier erregte, ähnelt es in der Gestaltung doch allzu sehr derjenigen des Albums, das vor knapp einer Dekade meinen musikalischen Horizont nicht unwesentlich erweitert hatte. Der von Bäumen gesäumte See, die wuchtige Felsformation, die sich im Hintergrund aus Nebelschwaden erhebt, all dies lässt im Betrachter die Erwartung entstehen, es mit dem wahren Nachfolger "Dol Guldurs" zu tun zu haben – eine Verheißung, die sich in der Tat erfüllen soll.

"Bauglir" besitzt mit seinen Flöten, Blechbläsern und dem Schlagwerk schon alle Zutaten, die ein gelungenes Summoning-Intro ausmachen, und stellt eine angemessene Pforte dar, durch die hindurchgetreten der Hörer sich auch schon bald findet – hineinversetzt in eine archaische Fantasywelt, die nach eigenem Gutdünken auszuschmücken ist. Keine Frage, Summoning sind ein Phänomen, und dies in zweierlei Hinsicht: Zum einen ist ihre Musik hochgradig assoziativ und benötigt nicht mehr als den reinen Klang, um eine Szenerie vor dem inneren Auge zu erschaffen, wie sie lebendiger nicht sein könnte; zum anderen sind sie zusammen mit den Schweizern von Samael die einzige Formation, die sich in den Gefilden des düsteren Metals bewegt und soviel Keyboard einsetzen kann, wie sie will, ohne jemals peinlich oder weichgewaschen zu klingen. Natürlich haben auch die E-Gitarren ihren festen Platz im Klangbild Summonings, doch dienen sie vielmehr einem "atmosphärischen Hintergrundrauschen", als dass sie melodieführend wären. Das einzig "wahre" Black Metal-Moment des Duos ist wohl der Gesang, ein Kreischen von mitunter mitreißender Inbrunst, das vereinzelt von einem Chor unterstützt wird, der anders als bei diversen Viking Metal-Formationen in keiner wie auch immer gearteten Form aufgesetzt oder deplaziert wirkt.

Bombastisch, pathosgeschwängert, mitreißend, all das ist "Oath Bound", eines jedoch ganz gewiss nicht: innovativ. Dies als Makel aufzufassen, wäre allerdings verfehlt. Einerseits steht Bands mit festen Konzepten ohnehin nur ein eingeschränkter Spielraum zur Verfügung, und andererseits sind Summoning mit ihrem neuen Werk zu alter Größe, alter Stärke, alter Erhabenheit zurückgekehrt und bieten dem Hörer das, was seit jeher ihr Anspruch war und was sie am besten können: Eskapismus in Perfektion. Danke dafür.


 
Micha W. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Summoning

Themenbezogene Artikel:
» The Encyclopedia Of Dutch Black Metal


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Zusammenfassung
"Oath Bound" erfüllt alle Anforderungen, die an ein Summoning-Album gestellt werden können, mit Bravour. Zweifelsohne ist es das stärkste Album seit "Dol Guldur" und sein wahrer Nachfolger.

Inhalt
1.Bauglir
2.Across The Streaming Tide
3.Mirdautas Bras
4.Might and Glory
5.Beleriand
6.Northward
7.Menegroth
8.Land Of The Dead
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