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Dominik T.

NATO

NATO


NATO
Genre: Pop
Verlag: Underheaven
Medium: CD
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NATO aus Georgien ist nach dem russischen Pop-Duo T.A.T.U, die bekanntlich als Lesben vermarktet wurden ohne welche zu sein, das zweite Produkt des geschäftstüchtigen Ex – Kinderarztes und Frank Farian Russlands IVAN SHAPOVALOV. Vielleicht ist es besser man schreibt: War das Produkt dieses ominösen Mannes, denn kaum ist die Karriere für NATO richtig gestartet, beendete man die Zusammenarbeit schon wieder. NATO oder ihre Eltern, denn hinter diesem doppeldeutigen Namen verbirgt sich ein angeblich 16jähriges Mädchen, war das von Shapovalov entworfene Image nicht ganz geheuer, verständlicherweise, könnte man hinzufügen. Worum geht es? Nachdem die beiden Mädels von T.A.T.U. öffentlich erklärten, daß sie leider gar nicht lesbisch sein, sondern beide einen Freund hätten und damit gegenüber Shapovalov, der sich rechtlich zusichern liess, dass über die eigentlichen sexuellen Vorlieben Schweigen herrschen sollte, Vertragsbruch begingen, besann sich Shapovalov auf eine neue Geschäftsidee. Er präsentierte der Popwelt, kurz nachdem den Russen noch der Schock des Geiseldramas in Moskau 2002 und vor allem dem Massaker von Beslan in den Gliedern steckte, eben jene NATO als ein Mädchen in traditioneller Bhurka- Kleidung, d.h. komplett verschleiert. Ohne, dass dies so direkt ausgesprochen wurde, war klar, hier wurde das Bild einer “Schwarzen Witwe” evoziert. Dazu muss man wissen, daß sich im Kampf gegen das Putinrussland tschetschenische Warlords gerne mit einer ganz besonders perfiden Idee ihre Gegner in Angst und Schrecken versetzen: Den Selbstmordanschlag durch Frauen, und zwar ausschliesslich. Bisher starb kein tschetschenischer Mann auf diese Weise, aber rund 40 Frauen, womöglich liegt das zum Teil auch daran, dass zu wenig Männer durch den “herkömmlichen” Krieg übrig sind, daher ja auch der Name “Schwarze Witwe”, bin aber natürlich kein Experte bei diesen Fragen. Wie auch immer, fest steht, Shapuvalov wusste, was er auslöst, wenn er der Popwelt, speziell in Rußland, ein Mädchen präsentiert, von der nur die schönen, grossen, dunklen, braunen Augen zu sehen sind. In dem Stil ging es dann auch zügig weiter. Zur ersten Single “Chorjavon” wurde vorab ein Videoclip gedreht, in dem NATOS Gesicht bzw. was man davon noch sieht in verschiedene Nachrichtensendungen reingeschnitten ist, Begriffe wie “Al Quaida”, “Terrorism” oder “Oil” sind kurz zu sehen und in einer Szene sieht es tatsächlich so aus, als ob sich die Sängerin in die Luft sprengt. Der Clip lief einige Male bei VIVA und MTV. 
Ivan Shapovalov hatte ursprünglich vor NATO am 11. September 2004 mit einem grossen Konzertspektakel in Moskau der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Konzertickets sollten wie Flugtickets aussehen. Nun, dazu kam es nicht. Die Behörden verboten dieses Happening. Seitdem ist es seltsam still um NATO. Im Internet tauchten noch Photos des Mädchens auf, auf denen sie unverschleiert und lässig eine Zigarette haltend zu sehen ist, was ganz im Widerspruch zu Shapovalovs Aussage steht, der nicht müde wurde zu behaupten, daß NATO nur verschleiert das Haus verlässt. Lange Zeit war nur die Single „Chorjavon“ erhältlich, in Deutschland bei CHEYENNE erschienen, die sich auch um BRO´SIS und NO ANGELS kümmern. Irgendwann 2005 erschien dann ganz ohne Pressewirbel und als sei allen Beteiligten im Nachhinein die Geschichte peinlich das Vollzeitalbum, allerdings nur in Russland. Bezeichnenderweise muss man über NATOS Musik nicht viele Worte verlieren, obwohl sie, ehrlich gesagt anspruchsvoller als T.A.T.U. ist. Klagender Gesang, im Text der Singleauskopplung „Chorjavon“ geht es um den vermutlich fiktiven Tod von vier Brüdern, vorgetragen in verschiedenen Sprachen wie farsisch, russisch, georgisch oder auch aserbaidschanisch, treffen auf westliche, krachige Discobeats, wie sie von T.A.T.U. und 10000 anderen nur allzu bekannt sind und manchmal auch auf fette RAMMSTEIN-Gitarren. Natalya hat eine interessante Stimme, klingt vielleicht etwas nach der quängelnden Tochter von OFRA HAZA (die weibliche Stimme bei der Neuaufnahme des SISTERS OF MERCY Smashers „Temple Of Love") und die Musik kann in ihren besten Momenten als MUSLIMGAUZE Remix von T.A.T.U. durchgehen, mehr erwarte ich zumindest nicht von Popmusik, die vorhatte die Charts dieser Welt zu erobern. Sollte sich NATO nicht entschliessen auf englisch zu singen, ist es mit der internationalen Karriere mit Sicherheit vorbei. Farsische Texte funktionieren eben für westliche Ohren wahrscheinlich nur mit „Terroristenimage“, außerdem ist die Musik auch nicht sonderlich "happy". Vielleicht findet sie ja vielleicht ein paar Fans bei Independentliebhabern, wenn sie ohne Shapovalovs Hilfe überhaupt weitermachen will bzw. kann. Die NATO Seite im Internet – www.nato.su gibt es zwar noch, dort regt sich aber schon lang nichts mehr und der dort abgespielte Song „Tvalebi’ ist mit Abstand der schlechteste auf dem Album. Es erscheint fast so als sei die Geschichte, die „gefährlich“ werden wollte, vorbei, bevor sie richtig angefangen hat. Was bleibt ist ein Mädchen, das in den wenigen Momenten, in denen sie selbst mal etwas sagen durfte, versicherte, dass NATO nur eine in Georgien gebräuchliche Kurzform ihres echten Namens Natalya sei (was übrigens stimmt), ganz so als wäre ihr die Doppeldeutigkeit des Namens nicht klar, oder Ivan Shapovalov, der in Interviews seine Kreation so zu erklären versuchte: "Wenn eine Gesellschaft Angst vor einem verschleierten Maedchen hat, hat sie ein Problem - und das ist nicht meine Schuld (...) NATOS Musik wird den Menschen helfen, ihre Angst zu verlieren."
Inwieweit Shapovalov skrupellos ein unschuldiges Mädchen missbrauchte um eine vielleicht gutgemeinte Botschaft zu vermitteln, lässt sich als Aussenstehender gar nicht beurteilen, das Ganze hätte aber eine gewisse makabre Analogie zu den echten ‚Schwarzen Witwen’, denn in Russland starben sie meist nicht durch eigene Hand. Eine Schwarze Witwe aus Tschetschenien muß nicht einmal wissen, wie der Zünder funktioniert – sie betätigt ihn nicht. Ihr wird der Gürtel umgebunden und dann wird die Bombe aus der Entfernung gezündet...
Noch eine etwas suspekte Kleinigkeit, die sich der Verfasser zumindest nicht erklären kann: Auf dem Backcover der CD steht „sponsored by“ und dann folgen die Originalfirmenlogos von u.a. Google, Jacobs Cafe, BP, Apple, NBC, Visa Card, CNN, DHL, Coca Cola, Nike, BMW, Ford und BusinessWeek.
Über z.B. Amazon.de bekommt man nur die "Cheyenne Rec." Maxi- CD, die noch aus der Zeit stammt, als man Willens war mit NATO groß durchzustarten. Die Vollzeit CD habe ich durch Ebay erworben und diese ist ein Russland- Import, erschienen auf einem Label namens „Underheaven“, über welches ich nichts herausfinden konnte. Vorsicht, die Cover der Vollzeit CD, sowie der Maxi, sind identisch.



 
Dominik T. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» natomusic.de


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