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Tony F.

Karnnos - Undercurrents & lost ...


Karnnos - Undercurrents & lost ...
Genre: Neofolk
Verlag: Cynfeirdd
Vertrieb: Cynfeirdd
Erscheinungsdatum:
Februar 2006
Medium: CD
Preis: ~14,00 €
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KARNNOS ist eine Band aus Portugal, die trotz der Veröffentlichung von zwei Alben auf dem französischen Cynfeirdd-Label, einer Single auf HauRuck! (mit dem wuchtigen "Still we hunt, still we chase") und diverser Samplerbeiträge hierzulande dennoch recht unbekannt zu sein scheint. Vor einigen Wochen ist nun mit "Undercurrents and lost horizons" ein neues Album auf Cynfeirdd erschienen. 

Die Musik von KARNNOS kann man getrost in die Sparte Folk einordnen, wobei man allerdings nicht in die Fahrwasser des Neofolk gerät, sondern eine recht ursprüngliche Folk-Musik kreiert, die sehr stark von der portugiesischen Heimat der Musiker geprägt ist. Man greift aber weniger auf den für Portugal typischen Fado zurück, sondern bewegt sich eher in heidnischer Folk-Tradition mit keltischem Einschlag. Die Stücke sind entsprechend mit Gitarre, Akkordeon, Violine, Flöte, Trommel und der portugiesisch/spanischen Version des Dudelsacks instrumentiert. Letzterer wird sonst nur in alten, traditionellen Liedern Portugals oder Spaniens eingesetzt. Daneben werden allerdings auch elektronische Klänge und Samples zurückhaltend verwendet, die das Klangbild aber nie dominieren bzw. unorganisch klingen lassen, sondern es eher auffüllen. Über dem Ganzen liegt die sonore Stimme von dem Kopf der Band, Johan Aernus, die in der Regel einen passenden, nicht statischen Sprechgesang aber auch Chöre oder kurze Gesangseinlagen dazusteuert. 

Die Musik von KARNNOS ist eher ruhig gehalten und sehr auf Atmosphäre hin ausgerichtet. Hypnotisierende Klanglandschaften und melancholische Melodien, die oft repetitiv eingesetzt werden, bestimmen daher das Klangbild. Die Musik schafft somit einen passenden klanglichen Hintergrund zu den bergigen Landschaften im Norden Portugals, die fernab von Meer und Strand an vielen Stellen vergessene mythische Orte zu bieten haben. 

Alben von KARNNOS sollte man mehr oder weniger an einem Stück hören, um die Gesamtatmosphäre zu erspüren. Daher fällt es mir schwer, einzelne Stücke hervorzuheben. Das Album wird von dem ruhigen und stimmungsvollen Instrumental "Burial passage mound" eingeleitet, das von einer sich im Hall verlierenden Flöte getragen wird. Danach folgt mit "Womb of the forests" ein sehr typisches, vielleicht auch kantiges KARNNOS-Stück mit einem dominierendem Dudelsack, der sich über Akkordeon-Klänge legt, während sich archaische Chöre den Weg bahnen. Nach zwei eher ruhigeren mehr von der Gitarre geprägten Stücken folgt mit "Outermost Oak" für mich der erste Höhepunkt des Albums. Dieses Stück war bereits auf dem nur als Subskriptions-Exemplar von Cynfeirdd zu bekommenden "Songs for Alienor"-Sampler enthalten und bringt mit seiner Melancholie alle Stärken der Band zur Geltung. Nach einem eher ambienten Stück folgt dann allerdings mit "Bound of fire" mein absolutes Lieblingsstück des Albums. Repetitive, melancholische Violinen-Akkorde, die mit einem zurückhaltenden Dudelsack gegenpointiert werden, schwingen sich zusammen mit den Hintergrundchören und der Stimme von Johan Aernus in sehnsuchtsvolle Höhen auf. Nach drei weiteren Stücken klingt die Platte schließlich mit dem ruhigen "Undercurrents and lost horizons" aus. 

KARNNOS ist definitiv wieder eine sehr atmosphärische und gute Platte gelungen, der man die Naturbezogenheit und die heidnischen Wurzeln ohne Zweifel anhört. Dennoch reicht für mich das Album nicht ganz an den erstklassigen Vorgänger "Dun Scaith" heran. Insgesamt hat man den Eindruck, dass die unterschiedlichen bandinternen Probleme, die sich während der dreijährigen Entstehungszeit gezeigt haben, auch auf das Album durchgeschlagen sind. Das ein oder andere Stück hätte aus meiner Sicht sicherlich griffiger sein können und einige Songideen hätten durchaus noch weiter und gewinnbringender ausgeführt werden können. Insgesamt ist das Album aber sicher denjenigen zu empfehlen, die dem süd-europäischen Teil unserer Szene nicht abgeneigt sind, oder die den Neofolk-Horizont gerne noch etwas erweitern möchten. Das Artwork ist wie bei Cynfeirdd üblich wieder sehr stimmig ausgefallen, wobei die blaßrote Schrift auf grau-schwarzem Hintergrund allerdings keine wirklich gute Entscheidung war.

 
Tony F. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Cynfeirdd

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» KARNNOS: Dream Continent

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» KARNNOS & THE JOY OF NATURE mit neuen Alben

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Zusammenfassung
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Inhalt
Burial Passage Mound
The womb of the forests
Where the gone return as wind
Untitled to walk at dawn
Outermost oak
Stone of destiny
Bound of fire
The well of night
Dark waters of the Sidhe
The seer vision
Undercurrents and lost horizons
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