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Roy L.

Exalot :: Analogue Flowers

hello from the 80ies...!?


Exalot :: Analogue Flowers
Genre: Electro
Verlag: Faria Records
Erscheinungsdatum:
2005
Medium: CD
Preis: ~12,00 €
Kaufen bei: Faria...


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Zählen wir doch mal spaßeshalber auf, was uns die 80er so alles eingebrockt haben: zuerst der endgültige Siegeszug elektronischer Klangerschaffung und das vorläufige Ende der goldenen Folkrock-Ära, der (angebliche) Tod der inniggeliebten Schallplatte, ein furchterregender Mode-Chic, der die Antonyme der Worte "Eleganz" und "Stil" grenzenlos auszuloten schien. Ganz zu schweigen davon, dass diese Dekade eine Generation gebar - meine Generation -, die ihr rationales Unglück perfide im multimedialen Blubberbad der Bequemlichkeiten und Orientierungslosigkeiten ertränkt und auf diese Weise nicht unwesentlich dazu beitragen wird, dass es in ein paar Jahren mit noch größeren Schritten die Involutionsleiter abwärts geht. Aber verrennen wir uns hier nicht, die 80er hatten auch ihre Schokoladenseite, man denke an diese riesige Industrial-Welle, die losgetreten war, als sich THROBBING GRISTLE von der Bühne verabschiedeten, man denke auch an Nick Cave, die ganze Berliner Szene und man denke, gottbewahre, nicht zuletzt an die Geburtsstunde des Neofolk. Aber wozu das alles? Ich meine, wer würde schon freiwillig zu David Hasselhoff, Miami Vice und überhaupt allen hochgekrempelten Hemdsärmeln zurückwollen, außer ein paar ganz Versessenne vielleicht. Für die ist EXALOTs "Analogue Flowers" das passende Ticket zu dieser gewagten Zeitreise.
Das zweite Album dieses russischen Projektes erschien, ebenso wie das Debüt, bei Faria Records, ein junges Label aus St. Petersburg, das wir neulich bereits mit ihrer derzeit aktuellen Veröffentlichung "The Rustling Of Leaves" von OÖPHOI vorgestellt haben. EXALOT hört sich jedoch um einiges synthetischer und spaciger an als das Werk des italienischen Droneexperten. "Analogue Flowers" ist ein irgendwie ziemlich aufdringlicher Trip in die Computermusik der 80er Jahre. Man wird von naiv verspielten Sequenzen geradezu überschüttet und am Ende flimmern einem stechendbunte, esoterische Landschaften mit geometrischen Phantastereien vor den Augen. Das alles ist dann noch in eine durch und durch positive gute Laune Aura gehüllt, mit so einem funkelnden, astrologischen Beigeschmack. So müssen sich amerikanische Spießerpartys auf einem Raumschiff anhören, ein anderer Vergleich wäre zu irdisch. Na gut, ganz so schlimm ist es auch wieder nicht, das Album hat ein paar gute, atmosphärische Passagen, in denen der Sound mit weichen, ruhigen Tasten schon eher in ätherischen Ambient übergeht, wie in "Las Ten". Jedes der zehn Stücke wurde übrigens laut Pressetext mit alten sowjetischen Analogsynthesizern aufgenommen. Mag durchaus so sein... aber in zu vielen Stellen setzt sich ein verdächtiges C64- und MIDI-Gedudel in den Vordergrund, dass es kaum auszuhalten ist. "Analogue Flowers" ist wie das vertonte Kindheitstrauma, das die ersten Computerspiele mit all ihren flutschigen, wibbernden, wabernden Monitorlautsprechersounds hinterließen. Das böse Erwachen lässt sich aber noch bis zum letzten Track Zeit, der wie einer dieser vorprogrammierten Calypso Keyboardsongs anmutet. Davon abgesehen will ich dieses quietschbunte Album gar nicht mal so schwarz malen. In Häppchen genossen kann man dazu vermutlich ganz angenehm die Sinne entspannen, aber 80 Minuten lang, nee Freunde, das mag aushalten wer will.
Man sollte das beste draus machen und beim Hören eines der großartigen utopischen Bücher des kürzlich verstorbenen polnischen Schriftstellers Stanislaw Lem zur Hand nehmen um sich in eine richtige Astronautenstimmung zu bringen. Dabei muss ich EXALOT auch zugute halten, dass bei "Analogue Flowers" alles atmosphärisch adäquat aufeinander abgestimmt wurde. Es passt alles zusammen, die hypnotischen "Space Odissey" Schwingungen, die Esoterik 3D-Grafiken auf dem Cover und dieser unheimlich fantasieanregende Hauch von Retro-Science-Fiction. EXALOT ist daher wahrscheinlich eher eine Angelegenheit für die Spezialisten in dieser Fachrichtung. Eine merkwürdige Veröffentlichung, bei der mich der furchterregende Verdacht beschleicht, die 80er würden doch noch existieren, irgendwo auf einem Raumschiff, das im Orbit die Erde umkreist. Beten wir, dass es dort oben bleibt und nicht abstürzt.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Faria Records
» Exalot


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Zusammenfassung
"Analogue Flowers" ist die atmosphärisch stimmige "extended version" des Commander Keen 4 Soundtracks in CD-Format. Wer so etwas länger als eine Viertelstunde hören und aushalten kann, der ist hier in der falschen Anstalt...

Inhalt
Flowers
Azimuth Dial
Mixtorum
Space Odissey
Aurora Polaris
Saturn 80
Space Life
Zelvid 2
Las Ten
Modern

80min

FAR-03 | limitiert auf 500 Kopien in Foldout-Cover + 3 Inserts
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