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Axel M.

Birthday Party - Funhouse

(feat. Lydia Lunch)


Birthday Party - Funhouse
Genre: Postrock
Wörter: 734
Medium: CD / LP
Preis: ~14,00 €
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Und wieder einmal ist es mir eine Freude, der geneigten Hörerschaft einen Tonträger vorzustellen, der aus eher obskuren Quellen stammend das Licht der Welt erblickt hat: Die Platte trägt den Namen FUNHOUSE und ist ein Konzertmitschnitt (der Qualität nach zu urteilen sicherlich eine Rundfunkaufnahme) der australischen Formation BIRTHDAY PARTY. Das Konzert war im Juli des Jahres 1982 in der Diskothek Aladin in meiner Heimatstadt Bremen.

THE BIRTHDAY PARTY war ein relativ kurzzeitiges Projekt, bestehend aus Nick Cave, Mick Harvey, Rowland S. Howard, Phil Calvert und Tracey Pew, nämlich von 1981 - 1983, hervorgegangen aus den Ende der Siebziger gegründeten BOYS NEXT DOOR. Während die BOYS eher als RAMONES-Plagiat starteten, driftete der musikalische Stil immer mehr in obskuren Gitarrenpop mit teils kryptischen Texten, was konsequenterweise zu einer Umbenennung der Truppe führen mußte. Musikalisch bezeichne ich das Schaffen der BIRTHDAY PARTY als Acid-Blues, weit ab von TOM WAITS, aber genau genommen muß sich jeder selbst einen Eindruck verschaffen. Das Gro ihres Schaffens wurde bei MISSINK LINK und MUTE veröffentlicht und ist auch komplett auf CD zu bekommen.

Nick Caves Werdegang sollte hinreichend bekannt sein, startete er nach dem Split der BIRTHDAY PARTY eine mittlerweile erfolgreiche Solokarriere. Erst letztes Jahr wieder hatte er eine phantastische Doppel-LP (Abattoir Blues/The Lyre Of Orpheus) abgeliefert, natürlich auch auf MUTE - Labelchef Daniel Miller hält halt seinen Künstlern die Treue, auch wenn der Erfolg mal nicht lacht. Aber abwechslungsreich war er immer, und zwischen düsteren Liebensliedern und Mörderballaden gab er auch gerne mal eine Art Frank Sinatra der Gegenkultur ab. Wie viele der von mir geschätzten Musiker lebte er in den Achtzigern dann auch zeitweilig in Berlin, wo er Blixa Bargeld von den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN kennenlernte, der in seiner Begleitband THE BAD SEEDS bis vor kurzem noch die Gitarre schrammelte.

Pew verstarb kurz nach der Auflösung von BIRTHDAY PARTY, von Calvert habe ich nie wieder etwas gehört. Wahrscheinlich ist wohl ein Rückzug ins Privatleben, da er schon vor der Trennung wegen Desinteresses gefeuert wurde.

Rowland S. Howard und Mick Harvey verschlug es dann zu CRIME & THE CITY SOLUTION, Howard gründete später THESE IMMORTAL SOULS und Harvey arbeitete Solo und als Multiinstrumentalist bei den BAD SEEDS (sein Solowerk umfaßt übrigens auch 2 CDs, auf denen er Gainsbourg-Lieder in Englisch präsentiert - ruhig mal reinhören, auch auf MUTE). Howard musizierte auch gerne mit LYDIA LUNCH, womit wir  wieder den Bogen zum eigentlichen Thema dieser Besprechung geschlagen hätten:

Lydia ist nämlich auf dem letzten der 11 Stücke der Platte, FUNHOUSE, von den STOOGES im Original, als Gastsängerin vertreten. Alleine dieser Umstand rechtfertigt den Kauf der Platte auch für die, die sonst alles von BIRTHDAY PARTY haben, denn das Duett zwischen ihr und Cave ist der Wahnsinn. Überhaupt gehen alle bei dem Konzert richtig aus sich heraus und lassen ihrer Aggressivität freie Bahn. Es ist für mich der wohl beste Livemitschnitt der Band neben der MiniLP DRUNK ON THE POPE'S BLOOD. Ihre offizielle Live-LP IT'S STILL LIVING finde ich bezüglich Spielfreude und Qualität eher mäßig.

Die Tatsache, daß sich jemand bequemt hat, einen Livemitschnitt einer Band, die sich vor 23 Jahren aufgelöst hat, der Welt wieder zugänglich zu machen, verdient Anerkennung, und die nette Gestaltung des Covers ein übriges: schöner fester Karton mit Bildern von RICHARD KERN versehen, aus NEW YORK GIRLS und seinem Film FINGERED. Ein Zeichen für die Bedeutung der BIRTHDAY PARTY und ihren Einfluß, den sie - ähnlich wie die VELVET UNDERGROUND - auf nachfolgende Generationen von Musikern gehabt haben. Nur am Rande: DEATH IN JUNE hatten 1982 bei einem Konzert der BIRTHDAY PARTY als Eröffner aufgespielt.

Die Lieder:

Big-Jesus-Trash-Can ("He drives a trash can, and he's coming to my town!")

Dead Joe ("Welcome to the car crash!")

The Friend Catcher ("I poke around")

A Dead Song ("It is the living end, but it's still living!"

6" Gold Blade ("I stuck a six inch gold blade in a head of a girl - no laughter!")

Junkyard ("I am the king!")

Release The Bats ("Horror sex vampire")

Hamlet ("Wherefore art thou baby face!")

She's Hit ("The best cook you ever had!")

Pleasure Heads ("Sometimes Pleasure Heads must burn!")

Funhouse ("I'm calling from the funhouse, baby, with my song")

Also: Kopfhörer auf, den Verstärker bis zum Anschlag aufdrehen und versuchen, die tiefere Bedeutung der Texte zu entschlüsseln. Und das wird nicht einfach...

Axel Meese, März 2006
www.neue-aesthetik.de


 
Axel M. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Neue Ästhetik


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