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Roy L.

GS :: Metafizyka

philosophia industrialis


GS :: Metafizyka
Genre: Ritual
Verlag: ABM
Erscheinungsdatum:
Januar 2006
Medium: CD
Preis: ~13,90 €
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Von dem polnischen Projekt GS haben bisher sicherlich die wenigsten gehört. Grzegorz Siedlecki, der hier unter seinen Initialen in Erscheinung tritt, ist allerdings kein gänzlich Unbekannter. Mit seinem nietzscheanischen Ambient/Industrial Klanglaboratorium HOROLOGIUM präsentierte er Ende vergangenen Jahres gleich fünf neue Veröffentlichungen auf diversen namhaften Labels, darunter auch Kollaborationsarbeiten mit MOLJEBKA PVLSE und ARTEFACTUM. Warum "Metafizyka" etwas geheimnisvoller unter diesem Kürzel erscheint, bleibt jedoch fragwürdig. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesen sechs unbetitelten, metaphysischen Ritualkompositionen um Konzeptwerke, denen sich der Künstler ganz introspektiv gewidmet hat.    
Man könnte GS nach den ersten Klängen leichtfertig und problemlos in die dunkle Schublade post-industrieller Munkelknaben packen und vielleicht wäre "post-industriell" dabei nicht einmal eine unglücklich gewählte Wortkonstruktion. Trotzdem ist hier irgendetwas anders, dieser anschwellende Ambientnebel da, diese metallisch ratternden Uhrwerke dort, die Art, wie die einzelnen Tonspuren ineinandergeflochten sind und im ölig dunstigen Geruch der Luft umherzukreisen scheinen. Seltsam bedrückend wirkt es, wenn die hypnotische Stimme des philosophischen Adepten im Taumel undeutlich rotierender Maschinen Spinoza's "Substantia" beschwört. Hier brechen Welten ineinander, die eine fast schon groteske Legierung abgeben. "Metafizyka" scheppert und brummelt sich seinen Weg durch die monomanischen Rhythmen alter Fabriken und schreitet durch den großräumigen Hall monumentaler Kathedralen. In den sechs gleichmäßig strukturierten Stücken ereignet sich eine trockene Vergeistigung des Schweißes, des Mechanischen und Beweglichen, die sich am Ende in eine kratzende, rauschende Transzendenz auflöst. Siedlecki's  archaischer Industriebau bildet dabei den Mantel für eine fleischlose Gedankenmaschinerie. Eine Art Gegenmaschinerie, die sich inmitten des verlassenen, automatisierten Produktionslaufs einen Flecken menschlicher Präsenz erstreitet und wie ein unantastbares Gebet in der Eigendynamik modernistischer Leidensfabriken wirkt. Andererseits entspringen der metaphysischen Meditation nur knochige Thesen, Keats Sonette, Aristoteles, Eriugena, Spinoza, die Unvollkommenheiten, Unzulänglichkeiten und Fadheit der Worte im Angesicht unverstandener Ewigkeit.
Der Veröffentlichung mangelt es auch klanglich an etwas durchdringendem, etwas schneidend-scharfem, weil sich die Kompositionen ins Abstrakte, Unkonkrete flüchten und keine wahrnehmbaren Spuren hinterlassen. Geläufigerweise hängt man solchen Platten dann den Begriff "belanglos" an, aber gerade das ist "Metafizyka" nicht. Die düsteren, zeremoniellen Gesänge lassen Parallelen zu ganz frühen AIN SOPH Tapes, vor allem "Ars Regia" (Nekrophile Rekords, 1986) durchscheinen, auch wenn ich mir diesen Vergleich eigentlich verkneifen möchte. Die unterirdischen Bässe wummern und pulsieren derart, dass einem das Blut in den Adern zu pochen beginnt und GS in manchen Passagen sogar bei GENOCIDE ORGAN oder ANENZEPHALIA Eindruck schinden könnte. Eine ganze Palette rhythmisierter "Stahlwerksinfonien" bietet dazu ein wirksames Stimulans für intervisuelle Trips im wahrhaft post-industriellen "abandoned places" Kosmos. Das alles klingt für den Moment nicht übel, aber "Metafizyka" möchte in eine ganz andere Richtung stoßen und mir erscheint es, als würden die sechs Stücke in ihrer Abfolge irgendwo auf dem philosophischen Pfad stecken bleiben und nicht weiterkönnen. Das ist ohne Zweifel sehr schade, denn dem Album hätte etwas weniger gedankenschwere Zurückhaltung und etwas mehr Aggressivität sicher nicht geschadet.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Grzegorz Siedlecki
» Ars Benevola Mater


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Zusammenfassung
Dunkler, mechanischer Ritualindustrial, mit scheinintellektuellem Beigeschmack, der dem Album leider etwas den Reiz nimmt. Für ein Konzeptwerk zu lakonisch und lieblos, aber die Verschmelzung industrieller und sakraler Klangschemen wirkt durchaus nicht uninteressant.

Inhalt
Untitled I
Untitled II
Untitled III
Untitled IV
Untitled V
Untitled VI

41min

ABM19 | limitiert auf 545 Kopien in Foldout-Cover + 2 Inserts
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