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Roy L.

Kannonau :: s/t

paranoia is an icy start...


Kannonau :: s/t
Genre: Neofolk
Verlag: Misty Circles
Vertrieb: HauRuck!...
Erscheinungsdatum:
Februar 2006
Medium: CD-R
Preis: ~10,00 €
Kaufen bei: HR!S.P.Q.R....


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Wer sich vergangenen Sommer diesen überwiegend reizlosen Sampler "Ad Perpetuam Gloriam" vom italienischen Magazin Neo-Folk heruntergeladen hat, dem wird KANNONAU sicher vom Namen und vom "Überskippen" her so halbwegs bekannt sein. Nun legt dieses blutjunge Projekt, irgendwo aus dem Süden Italiens stammend, seine Debüt - EP vor und ich bin ehrlich gestanden etwas enttäuscht, dass sich ausgerechnet das ehemals altehrwürdige Misty Circles Label den neuerlichen Belanglosigkeiten des Genres annimmt.
KANNONAU ist eine dieser kühlen martialischen Bands, die zu gern vor schrecklich schicken Denkmälern und Monumentalbauten posiert und am liebsten mal für DEATH IN JUNE oder den BLUTHARSCH den Konzertabend eröffnen würde. Ach, ich will das ja auch gar nicht so sehr ins Lächerliche ziehen, die meisten Neofolkgruppen haben ja wohl oder übel mal auf diese Weise angefangen, sich einen Namen in der Szene zu machen. Aber hey, diese fünf Stücke hier treten einem mit so todernster Miene entgegen, dass man sich anfangs wundert, ob man nun schmunzeln oder erschauern soll. Es ist vor allem ein unter Epigonen beliebtes und altbekanntes Rezept zum Nachspielen der großen Vorbilder: zuerst eine richtig düstere Kelleratmosphäre, um die Stimmung zu drücken, dann ein wenig Rose Clouds - Gitarrengeschraddel, dazu die obligatorischen Drumcomputer Märsche und auch die Einfinger-Keyboardflächen, besser noch einen möglichst heroischen Gesang möchte man hier nicht missen. Ich will nicht einmal unfair sein und behaupten, dass das Trio angesichts der verwendeten Instrumente nicht sein bestes gegeben hätte. Aber um Himmels willen, es ist alles so dermaßen durchschaubar und endlos kopiert und wieder neu aufgewärmt. Da können auch die Gastmusiker von THE GREEN MAN und CALLE DELLA MORTE nichts mehr retten, wenn auch die d'Annunzio Rezitation von Vinz einen Hauch von Stil in die ermüdenden Kompositionen hineinwehen lässt. Dabei ist KANNONAU auch nicht schlechter als ein Großteil der jüngeren Neofolk und Post-Industrial Generation und vermutlich ist diese wie auch andere halbgare Debütveröffentlichungen nur das eher unschuldige Kind einer Musikkultur, der es ernsthaft an neuen Impulsen fehlt. Ich möchte hier ja keine Grabrede halten, aber in diesem Genre kursiert eine gravierende Angst vor Neuem, die nahezu jede Weiterentwicklung stagnieren lässt.
Immerhin, die fünf Lieder dieser EP machen einen ganz einprägsamen und ja sogar auch atmosphärischen Eindruck mit einigen Anleihen bei REGARD EXTRÊME und ganz alten melodischen coldmeat.se">RAISON D'ÊTRE und vielleicht ist das ganze auch überaus mitreißend, zumindest, wenn man in einer seltsam elegisch-pathetischen Cäsarenlaune ist und grad keinen Rotwein oder einen anderen Tonträger zur Hand hat. Auf diesem Wege wird KANNONAU sicher auch bei den Leuten Anklang finden, die sich tagelang nichts anderes als COLD FUSION, H.E.R.R., RUKKANOR und ähnliches reinziehen. Da wären wir wieder beim Thema Belanglosigkeit, aber lassen wir das. Das Trio um Daniele Giustra (THE WELL OF SADNESS) müht sich für den Moment jedenfalls vergeblich mit den Vermächtnissen der großen Vorbilder ab. Ihre EP ist nicht wirklich allzu schlecht, aber auch nicht besser als Durchschnitt und Misty Circles produzieren demnächst hoffentlich wieder mehr Fake-CD's und One-Track-Singles, die sind wenigstens originell...


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Kannonau
» Misty Circles
» HR!S.P.Q.R.


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Zusammenfassung
Kannonau legen mit diesen fünf Stücken ein mäßiges Debüt vor, das sehr wahrscheinlich im Wust durchschnittlicher Veröffentlichungen der neuen Neofolk- / Martial-Industrial Generation untergehen wird. Für Puristen jedoch vielleicht durchaus interessant.

Inhalt
Respice Finem
Third Level
Tragedia d'Amore e di Morte
La Fine dell'Uomo
L'eterna Donna

19min

MCR61 | limitiert auf 100 Kopien in Sleevecard
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