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Micha W.

Thomas Bernhard: Das Kalkwerk

Der Schrecken des Alltäglichen


Thomas Bernhard: Das Kalkwerk
Genre: Literatur
Verlag: Suhrkamp
Erscheinungsdatum:
1973
Medium: Buch
Preis: ~8,00 €
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Als der Exzentriker Konrad in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember seine verkrüppelte, an den Rollstuhl gefesselte Frau erschießt, setzt er den fulminanten Schlusspunkt einer Tragödie, deren Unausweichlichkeit sich Opfer wie Täter bewusst waren und sich über Jahrzehnte angekündigt hatte. Das wird dem während des gesamten Romans namenlos bleibenden Lebensversicherungsvertreter klar, der nach der Verhaftung Konrads bei dessen Bekannten Informationen über die Hintergründe der Tat wie der beteiligten Personen einholt. Seine Recherchen stoßen tief durch die Oberfläche und werden zu einer Chronologie menschlichen Scheiterns: Der Schrecken einer in gänzlicher Routine erstarrten Ehe wird genauso bloßgelegt wie der Psychoterror und die -spielchen, die bei aller Abhängigkeit die Hauptumgangsformen der Eheleute miteinander sind: Benötigt sie ihn, schon um ihr eigenes physisches Überleben zu gewährleisten, (miss)braucht Konrad seine Frau für die so genannte 'urbantschitsche Methode', die für seine Studie über das Gehör unerlässlich ist - eine Studie, von der er seit 30 Jahren gänzlich besessen ist, die die sinnstiftende Instanz seines Lebens darstellt und die er bereits vollständig im Kopf hat - doch nicht niederzuschreiben vermag. Dieses Unvermögen war es auch, das ihn dazu bewog, in das Kalkwerk zu ziehen, um hier mit seiner Frau in völliger Abgeschiedenheit seine 'epochemachende Studie' zu Papier zu bringen. Es dauert mehrere Jahre, bis Konrad merkt, dass dieser Ort vermeintlicher Isolation, in den er so viele Hoffnungen steckte, seinen Untergang genauso besiegeln wird wie den seiner Frau...

Was Thomas Bernhard mit seinen typischen konjunktivistisch-ausladenden Sätzen und komplexer Syntax in "Das Kalkwerk" beschreibt, ist mehr als nur das Portrait eines Paranoiden, der von seiner Mission, der 'Studie', besessen ist. Er portraitiert die Grausamkeit des Alltags, den Schrecken der Routine und deren zerstörerische Auswirkung auf den menschlichen Geist; von vornherein sind die Protagonisten zum Scheitern verurteilt, sind sich der herannahenden Tragödie vollkommen bewusst, doch in ihrer sowohl Lethargie als auch Besessenheit außerstande, das Ende abzuwenden. Einmal mehr ist das Zentrum eines Bernhard'schen Romans ein verbitterter Sonderling, der, von Menschen- und Weltverachtung gezeichnet, es sich in seinem Hass sehr bequem gemacht hat und einen Kampf gegen die Welt führt, den er nur verlieren kann. Der Bernhard'sche Antiheld ist zum Untergang bestimmt, er weiß es, und es schert ihn nicht. Ein so grandioser wie klaustrophobischer Roman, denn selten wurde Misanthropie und das Bewusstsein für die Unausweichlichkeit des eigenen Niedergangs so faszinierend dargeboten.


 
Micha W. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Über Thomas Bernhard


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Zusammenfassung
Thomas Bernhard portraitiert die Grausamkeit des Alltags, den Schrecken der Routine und deren zerstörerische Auswirkung auf den menschlichen Geist.

Inhalt
Thomas Bernhard: Das Kalkwerk. Roman.
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