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Orplid "Sterbender Satyr" CD


Orplid
Genre: Neofolk
Verlag: Auerbach...
Vertrieb: Soulfood
Erscheinungsdatum:
24.03.2006
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
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Für diese Kritik fallen mir diverse Einleitungen ein, so dass es schwer fällt, sich zu entscheiden. Eigentlich ist es einfach, eine Lobeshymne herauszujubeln. Oder etwa nicht?
Beginnen wir doch einmal so: Letzte Woche schrieb mir ein Student der Eliteuniversität Yale eine Email. Er bestellte in dieser Tonträger von FORSETI und OR PLID. Aufgrund seines europäischen Namens, vermutete ich ein Stipendium und es entspann sich ein Briefwechsel. Er schien neu in dieser Musikszene zu sein, aber das Wesentliche hatte er bereits erkannt. "ORPLID und FORSETI scheinen mir die besten und wichtigsten Vertreter dieser Subkultur zu sein, deshalb möchte ich die CDs mein Eigen nennen" Damit hat er wie so viele andere auch den Nagel auf den Kopf getroffen, denn für den Außenstehenden ist "Neofolk" nur ein winziger Mikrokosmos im titanischen Reich der alternativen Musik. Und so sollte man, wenn man das Thema nur streifen will, eine strenge Auswahl treffen.
Natürlich bin ich voreingenommen. Frank Machau, der auf "Sterbender Satyr" von allen Tönen nur die Frauenstimmen nicht selbst beigesteuert hat, ist mir ein guter Freund und Kamerad. Immer wieder entdecke ich durch ihn neue und wunderbare Musik, immer wieder versteht er es, Lieder zu komponieren, die mir Schockwellen der Freude über den Körper treiben, die mir Lust am intensiven Musikhören verschaffen. Und immer wieder hält er all seine Kompositionen bis zum letzten Schliff geheim, auch dieses Mal musste ich auf den Werbetonträger der Plattenfirma warten, um sein neustes Werk in vollen Zügen genießen zu können.
Klassische Filmfanfaren und zartes Glöckchenspiel leiten die CD ein. Dann beginnt der Gesang und sofort ist mir klar: ORPLID werden mich auch dieses Mal nicht enttäuschen. Knapp drei Minuten ist "Der letzte Ikaride" lang und doch beeindruckender als viele Vollzeittonträger zusammen.
Für "Auf deine Lieder senk ich Schlummer", ein Gedicht von Gottfried Benn, greift Herr Machau sogar zur Akustikgitarre, ein Instrument, ohne das das Debütalbum "Orplid" undenkbar gewesen wäre. Es ist ein phantastisch trauriges Liebeslied, nicht aggressiv aber  unheimlich kraftvoll und vielschichtig.
"Die Seherin", gedichtet von Oda Schäfer, läuten Sirenen- und Turbinenklänge ein, deren Intensität und Wirkung so beeindruckend ist wie der Gesang der Sängerin Sandra Fink. Ihre Weise ist durchdringend und ihre Interpretation des Textes bravourös, man meint in der Tat eine Zauberin singen zu hören. Sicherlich ist diese stimmliche Mischung aus Diamanda Galas und Tamara Danz auf die Dauer nur etwas für den anspruchsvollen Hörgenuß, ein ganzes Album damit wäre mir persönlich zu schwierig, doch ein Lied wie dieses gibt "Sterbender Satyr" jene besondere Note, die man von ORPLID immer erwarten darf.
Darauf folgt, auch zur Entspannung, ein wundervolles Instrumental. Es sind elektronische Streicher - schwermütig und dunkel, voller Melodie und Klang. Überhaupt ist das Album noch synthetischer ausgefallen als der Vorgänger "Nächtliche Jünger" (2002). Ein Fakt, den man kaum wahrnimmt, so reif, kompakt, natürlich und warm wirkt alles, was aus den Boxen fließt. Und plötzlich sind wir in den späten 70ern und bei The Human League. Dieser wichtige Einfluß wurde schon auf dem Debütalbum "Gerda" von PRIMUS INTER PARES (dem zweiten Projekt von Frank Machau) deutlich und bekommt hier erneut ein richtiges Gesicht. Denn "Amils Abendgebet" besticht zwar anfänglich durch die wunderbare Gitarre und den ernsthaften und perfekten Gesang. Doch immer wieder dröhnen die kalten und kraftvollen Schläge des Drumcomputers durch, der nicht von ungefähr wie eines meiner Lieblingslieder klingt. "Being Boiled" (natürlich in der legendären Monoversion von 1978) ist hier verarbeitet worden und im Ausklang wird es immer deutlicher: Hier haben ORPLID ihre Helden kräftig zitiert. Ein wunderbares Lied.
Stereoeffekte, verlangsamte Geräusche, ein Loop und ein deutlich schlagender Drumcomputer leiten sogleich in "Erster Frost" hinüber. Ein Lied, in dem unendlich viel von dem zusammenfließt, was Frank Machau beeinflusst. Es ist ein Genuß, dem Zusammenspiel von Stimme, Effekten und Instrumenten zu lauschen - einmal mehr passt einfach alles.
Die zweite Frauenstimme darf nun den "Gesang der Quellnymphe" anstimmen. Und war Sandra Fink für "Die Seherin" die richtige Wahl, so ist es Maren Z. für dieses fast schon tanzbare Stück. Gewebt aus typisch vollkommenen elektronischen Sounds, die wechselseitig das Gehör mal kratzen und mal streicheln, nimmt uns ein Wasserwesen mit in seine Gefilde. Und dann, ganz typisch für ORPLID, kommen die Bässe ins Spiel. So klingt das Lied nach zwei Strophen auf einmal vordergründig anders, obwohl eigentlich nichts weiter passiert ist. Ein hervorragender Effekt, den Freunde der Gruppe schon von "Das Schicksal" kennen. Kurzum, mein derzeitiges Lieblingslied der CD.
Das folgende zweite Instrumental hat nach einem derartig schönen Lied natürlich einen schweren Stand. Und in der Tat passiert es mir, dass ich es als bloße Hinüberleitung zu "Sang am Abend" höre, ein Lied, welches musikalisch am deutlichsten die Verwandtschaft zu PRIMUS INTER PARES erkennen lässt. Es sind die frühen 80er, Joy Division und der englische Underground, die hier lebendig werden, wenn die Gitarre kalte und präzise Melodien hervorholt. Doch insgesamt bleibt die Tonlage schwer und düster, was einem ehemaligen Gothic natürlich die Brust schwellen lässt.
Irgendein Pionierlied muss es dann sein, welches in "Heimkehr" für das Sample herhalten darf. Diese Art und Weise des Samplings erinnert an das leider viel zu wenig beachtete Album "Opuscule" von Land. Für mich ist dieses Lied die deutlichste Erinnerung an das Vorgängeralbum, wenn dort auch der Drumcomputer noch nicht so deutlich war. Der schleppende Rhythmus, das Schleifen und all das Schwirren in der Luft, hier trifft jemand alle akustischen Nerven.
Den Abschluß des wahrhaft nicht kurzen, aber doch kurzweiligen Albums bildet das Titelstück "Sterbender Satyr". Ein dunkles und wohlwollendes Herz beginnt zu schlagen, der lange Text wird ruhig und doch voller Lebendigkeit dargeboten. Damit macht dieses Lied noch einmal die Qualität von ORPLID deutlich: Musik und Text verbinden sich zu einer perfekten Einheit, das Eine wäre nichts ohne das Andere. Nichts wirkt fehl am Platze, kein Geräusch und kein Ton zu ambitioniert, Pathos und Heros halten sich in Grenzen und sind doch ständig präsent.
Ich drücke auf Wiederholung.

ORPLID verteidigen mit "Sterbender Satyr" nicht nur ihre Ausnahmestellung im Bereich der deutschsprachigen Musik, nein, sie bauen ihre Führung auch noch kräftig aus. Und auch wenn sie und viele andere das Wort vielleicht nicht hören wollen, sie sind das, was ich unter Neofolk verstehe. Denn ihr Thema, ihr künstlerischer Fokus und ihre musikalischen Quellen und Verweise sind eindeutig jener Gattung von düsterer Musik zuzurechnen, die ihre Wurzeln in den frühen 80ern hat und deren Inspiration sich aus den okkulten, mythischen und heidnischen Themen des Abendlandes speist.


 
für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Orplid
» Auerbach Tonträger

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Zusammenfassung
ORPLID verteidigen mit "Sterbender Satyr" nicht nur ihre Ausnahmestellung im Bereich der deutschsprachigen Musik, nein, sie bauen
ihre Führung auch noch kräftig aus.

Inhalt
Digipac.

Titelliste:

Der letzte Ikaride
Auf deine Lider senk ich Schlummer
Die Seherin
Parzivals Traum
Amils Abendgebet
Erster Frost
Gesang der Quellnymphe
Schneeglockenreigen
Gang am Abend
Heimkehr
Sterbender Satyr
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