Ich muß zugeben, daß ich anfangs meine Schwierigkeiten mit Maaäet hatte. Erdiger sollte die dritte Langzeitveröffentlichung der Finnen Tenhi laut Ankündigungen werden; Erdiger und „back to the roots“, was in diesem Fall eine musikalische Annäherung an das Debüt Kauan bedeuten sollte. Das stimmte mich schon etwas nachdenklich, da mich persönlich das zweite Album Väre und die Mini-CD Airut:Ciwi bis dato am meisten überzeugen konnten, hatte doch das Trio aus Helsinki hier zu einer höchst originellen und individuellen Form schamanistisch-geprägter dunkler Folkmusik mit leichter Rock-Schlagseite gefunden.
Als die CD dann endlich bei mir eintraf rotierte sie anfangs mehrmals täglich in meinem CD-Spieler, ohne mich freilich wirklich berühren zu können. Zu verschroben, zu in-sich-gekehrt, introvertiert erschien mir das Werk anfangs. Das musikalische Hauptaugenmerk liegt diesmal auf Piano und der beschwörend-sonoren Stimme von Tyko Saarikko. Schlagzeug, Gitarre, Bass und Synthesizer treten in den Hintergrund und dienen fast ausschließlich lediglich der Akzentuierung der Stimmungen. Jegliche Rock-Einflüße wurden getilgt, aber das entsprach ja auch der Ankündigung von Seiten der Plattenfirma und der Gruppe selber. Erdiger und „bodenständiger“ erschien mir Maaäet indes nicht, und so verschwand sie erstmal für einige Tage aus meinen Ohren.
Dieses Bild wandelte sich vollständig bei meinem zweiten Anlauf. Unvoreingenommen der Musik lauschend und die Worte des der CD beiliegenden Info-Blattes ignorierend bot sich mir auf einmal ein ganz anderes Bild. Maaäet ist in erster Linie ein Blick nach innen, wenn auch mit Hilfe der Erde. Schon das Titelbild zeigt den Weg: Es zeigt die abgestreifte Haut einer Schlange, Sinnbild sowohl für die musikalische Erneuerung von Tenhi als auch für die persönliche Wandlung der Musiker. Und wie eine Schlange ihre alte Haut nur mit Hilfe der Reibung an der Erde, Stock und Stein abstreifen kann um sich so zu erneuern, scheinen auch Tenhi durch die Beschäftigung mit den mehr weltlichen, von vielen irrtümlicherweise als profan erachteten Dingen zu ganz neuen Dimensionen ihrer Musik und Persönlichkeit gelangt zu sein.
Maaäet ist damit mitnichten ein einfacher Schritt zurück in alte Anfangstage, sondern ein vielleicht sogar notwendiges, kurzes Verharren zur inneren Kontemplation, um schlangengleich sowohl reifer als auch deutlich verjüngt aus einer Wandlung heraus neu zu erstehen. Kein einfaches Werk, das wie die meisten wirklich schönen Dinge im Leben erst einmal erschlossen und erkämpft werden will. Anspieltipps sind Varpuspäivä, Salain, Vähäinen Violettissa und die am ehesten an die Väre-Phase erinnernden Stücke Tuulenkaato und Uuvu Oravan Luu. Verweise zum Artikel: » Prophecy Productions » Tenhi Themenbezogene Artikel: » Im Gespräch: TENHI » TENHI: Folk Aesthetic 1996-2006 Themenbezogene Newsmeldungen: » TENHI-Backkatalog auf Vinyl » TENHI verlängern mit PROPHECY » TENHI-Video zum neuen Album online » TENHI: Gesammelte Werke auf LP » TENHI nach vier Jahren Pause mit "Saivo" » TENHI: Ausscheiden von Ilkka Salminen » Tenhi im September auf Minitour
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Zusammenfassung
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Inhalt
I. Varpuspäivä
II. Kuoppa III. Kuulut Kesiin IV. Salain V. Viimeiseen VI. Vähäinen Violettissa VII. Sarastuskävijä VIII. Maa Syttyy IX. Tuulenkaato X. Aatos XI. Uuvu Oravan Luu XII. Rannalta Haettu |