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V/A - Todesblei salonfähig gemacht

Hommage an die Idole der Jugend


V/A - Todesblei salonfähig gemacht
Genre: Electro
Verlag: T.u.T. / R.u.R.
Vertrieb: T.u.T. /...
Erscheinungsdatum:
Dezember 2005
Medium: Schallplatte
Preis: ~12,00 €
Kaufen bei: Treue Um Treue


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Eine schöne Idee: Zehn Projekte aus dem Minimalelectro- und Post Industrial-Bereich zollen ihren Tribut an die Idole ihrer Jugend. Und diese stammen, man mag es kaum glauben, im vorliegenden Falle allesamt aus dem Death- und Black Metal-Terrain (lediglich und His Divine Grace beschwören, erst durch ihre zugesagte Teilnahme an diesem Sampler mit dieser Art von Musick in Verbindung gekommen zu sein…). Initiator war das um pfiffige Ideen niemals verlegene Duo um Wermut und die Plattenschmiede Treue um Treue/Reue um Reue, Sofia ER und Laszlo PS. Schon die Ankündigung Ende letzten Jahres stimmte mich ungewöhnlich nervös und nach einer langen und bangen Wartezeit (würde das Werk meinen Erwartungen und meiner Vorfreude genügen?) liegt es nun endlich vor und, soviel sei vorweggenommen, das Warten hat sich gelohnt!

Nach einer kurzen Invocation starten den satanischen Reigen schwarzminimalelektronisch mit Bathorys Woman Of Dark Desires vom 1986er Überalbum Under The Sign Of The Black Mark. Sicherlich ein gefälliger Start, aber das Original und Quorthons ureigener Stil bleiben unübertroffen. Da wissen Tyrkisk Pebber mit der Burzum-Adaption What Once Was schon mehr zu überzeugen. Im Gegensatz zu wird hier das Original nicht einfach nur nachgespielt sondern um eigene Elemente erweitert. Wenn das der Count wüßte… Auf Todesblei salonfähig gemacht finden sich aber auch Klassiker des Death Metal- und Grindcore-Genres, die durch den Synthesizer-Fleischwolf gedreht wurden. Erstes „Opfer“ auf dieser Seite sind Napalm Death, deren Evolved As One von Wermut in eine wirklich betörende, von weiblichem Gesang getragene Slow Motion-Nummer verwandelt wurde. His Divine Grace nahm sich für diesen Sampler Godfleshs Life Is Easy an. Das Ganze klingt real auf Platte unspektakulärer als man angesichts dieser Kombination vielleicht glauben könnte. Ganz anders Unidad Sasao, die sich John Zorns Painkiller vor die Brust nahmen. Guts Of A Virgin quillt entsprechend wahnsinnig und fragmentiert aus den Boxen und verwandelt den armen Hörer in ein hilfloses Nervenbündel. Ebenfalls sehr überzeugend Taciturnes Bearbeitung des Carcass-Klassikers Burnt To A Crisp. Ait! verwandeln anschließend Brujerias Matando Gueros in eine verschrobene Chill Out-Nummer. Mit Ad Absurdum wird es wieder schwarz, pechschwarz. Beinahe folgerichtig mußten die Beinahe-Namensvetter aus den tiefsten thüringischen Wäldern herhalten. Der schon dem Original von Germanien über alles eigene minimalistische Dilettantismus ist aber auch wirklich wie dafür geschaffen, in eine käsige C64-Tanznummer transformiert zu werden. Ohne Frage der unangefochtene Höhepunkt dieser Zusammenstellung. Die Bastards of Love nehmen Marduks Autumnal Reaper jeden Schrecken und bearbeiten das Stück musikalisch und lyrisch in eine einnehmende achtziger Jahre Elektropop-Hymne. Es folgen, überraschenderweise erstmals, E-Gitarren! Echo West samplen munter aus dem Original von Bolt Throwers Lest We Forget und schaffen es dennoch, auch hier ihren ureigenen Stil einzubringen. Ein kurzes Outro (Evocation) entläßt den Hörer in die Nacht…

Musikalisch wird dem Käufer also schon viel geboten. Der Hammer ist aber die Aufmachung der Scheibe, die gekonnt mit Death- und Black Metal-Klischees spielt und den vollen Respekt und die Hingabe der Macher für diese Kunstrichtung erkennen lassen. So hat sich jedes Projekt ein dem der „Originalband“ entlehntes Metal-Logo zugelegt. Die auf selbstredend 666 Stück limitierte Volksauflage im schwarzen Vinyl enthält als Bonus noch fünf im Frühneunziger-Metalstil gehaltene Flyer, die auf 93 Stück limitierte „Thelema-Edition“ im blutroten Vinyl noch zusätzlich zehn Aufkleber der beteiligten Projekte im oben beschriebenen Schriftzug-Stil und ein Poster. Dieser Sampler ist schlicht ein unbedingtes Muß für jeden Freund elektronischer Klänge mit Metal-Hintergrund und wird auch reinen Minimalelektro- und Avantgarde-Fetischisten sicher viel Freude bereiten.


 
für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Treue um Treue

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Zusammenfassung
Dieser Sampler ist schlicht ein unbedingtes Muß für jeden Freund elektronischer Klänge mit Metal-Hintergrund und wird auch reinen Minimalelektro- und Avantgarde-Fetischisten sicher viel Freude bereiten.

Inhalt
I. Intro – Invocation
II. A² - Woman Of Dark Desires (Bathory)
III. Tyrkisk Pebber – What Once Was (Burzum)
IV. Wermut – Evolved As One (Napalm Death)
V. His Divine Grace – Life Is Easy (Godflesh)
VI. Unidad Sasao – Guts Of A Virgin (John Zorn’s Painkiller)
VII. Taciturne – Burnt To A Crisp (Carcass)
VIII. Ait! – Matando Gueros (Brujeria)
IX. Ad Absurdum – Germanien über alles (Absurd)
X. Bastards Of Love – Autumnal Memory (Marduk)
XI. Echo West – Lest We Forget (Bolt Thrower)
XII. Outro - Evocation
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