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Tony F.

Der Blutharsch - When did wonderland...


Der Blutharsch - When did wonderland end?
Genre: Industrial
Verlag: WKN
Vertrieb: TESCO
Erscheinungsdatum:
Dezember 2005
Medium: CD, Schallplatte
Preis: ~19,00 €
Kaufen bei: eislicht


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Da auch in der Lichttaufe-Redaktion ein breites Meinungsspektrum vorhanden ist und da es sich hier sicherlich nicht um eine unwesentliche Veröffentlichung handelt, haben wir uns bei der vorliegenden Platte ausnahmsweise dazu entschlossen, eine zweite Rezension zu veröffentlichen.

Wie bereits auf vorherigen Veröffentlichungen und sicher ganz besonders auf dem "Live at the Monastery" Album zu vernehmen, bewegt sich Der Blutharsch immer mehr in Richtung eines organischeren, offeneren Sounds. Auf dem neuen Album "When did wonderland end?" ist das Projekt Der Blutharsch mit der Aufnahme von Jörg B. und Bain Wolfkind mittlerweile zu einer richtigen Band mutiert. Sehr wenige Klänge kommen noch vom Sampler und aufgrund der starken Gitarren- und Basspräsenz schrammelt und grummelt es oft auf das Angenehmste.

Das Album wird mit einer kurzen Glockenspielversion der Bandhymne "Lili Marleen" eingeleitet, bevor man beim anschließenden, eher typischen Blutharsch-Stück ohne ins Booklet zu schauen, das charakteristische Violinenspiel von Matt Howden heraushört. Richtig interessant wird es dann zum ersten Mal bei Track 3. An der Stelle bemerkt man, dass es ein deutlicher Gewinn für die Band ist, dass Bain Wolfkind mit seiner zu dieser Musik passenden und guten Stimme bei einigen Stücken den Gesang beiträgt. Track 4, das eine mitreißende Klarinetten-Melodie beinhaltet, wartet dann wieder mit dem typischen Sprech-Gesang von Albin Julius auf. Der Hit dieses Albums ist sicher das auch als Single und als Video auf beiliegender DVD veröffentlichte "So bring your iron rain down upon me", das, obwohl die Rhythmussektion nicht so stark im Vordergrund steht, äußerst treibend und fast schon groovig ausfällt. Obwohl dem Stück gerade wegen dem Text etwas skuriles anhaftet, gefällt mir der nachfolgende Track 9 allerdings fast noch besser.

Wo Licht ist, ist leider auch Schatten. Etwas enttäuscht stellt man fest, dass die angekündigten Lyrics von Douglas P. zu keinem anderen Stück gehören als zu einer - bis auf den Gesang - fast 1:1-Version des "Take care and control"-Songs "Frost flowers". Die Neuaufnahme dieses Tracks wirkt aus meiner Sicht völlig unnötig, zumal der Gesang von Marthynna im Vergleich zum Original und in Anbetracht des Textes dem Stück, um es einmal schmeichelhaft auszudrücken, nicht gerade positive Elemente hinzufügt. Ein weiterer Kritikpunkt offenbart sich in Bezug auf die doch recht kurze Spieldauer der Veröffentlichung. Die 44 Minuten Grenze hat man zwar noch eben im Blickfeld; aber zieht man die rund drei-Minuten-Wartezeit auf den "Hidden-Track" ab und zieht "Frost flowers" und das ebenfalls bereits veröffentlichte "Rush" ab, dann kommt man gerade einmal auf etwas über eine halbe Stunde wirklich neuer Musik. Das wäre vielleicht nicht unbedingt erwähnenswert, würde dieser Hang zu kurzen Spieldauern nicht vehement die letzten HauRuck/WKN-Veröffentlichungen durchziehen. Letztlich wirkt der doch wieder einmal dumpfe, verwaschene und undifferenzierte Klang störend, wobei man hier noch ein mangelhaftes Mastering von Denis Blackham unterstellen könnte, der auch den letzten Sol Invictus Platten einen sehr "garagigen" Sound verpaßt hat. Feststellen kann man dies, wenn man die identische Album- bzw. Wumpscut-Maxi-Version von "Rush", die wesentlich besser klingt, nebeneinander hört.

Insgesamt ist "When did wonderland end?" ein solides, wenn auch nicht an jeder Stelle überraschendes Album geworden, wobei man Stillstand auf keinen Fall unterstellen kann. Die Songs wirken zumeist kompakt, schnörkellos und treibend, wie es beim Blutharsch nicht immer war. Der Pathos-Faktor ist im Gegensatz zu älteren Veröffentlichungen glücklicherweise erheblich gesunken. Das beiliegende Video "So bring your iron rain..." ist ein gut produziertes, ansprechendes und frei von Klischees umgesetztes Alternative-Video geworden. Soetwas würde ich mir, wenn es in dieser kleinen Subkultur machbar wäre, hier und da öfter wünschen.


 
Tony F. für nonpop.de



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