http://www.nonpop.de/nonpop/index.php?type=review&area=1&p=articles&id=1015&high=griechen
NONPOP - Artikel > Rezensionen > Tonträger > Decadence :: Where Do Broken Hearts Go?



Roy L.

Decadence :: Where Do Broken Hearts Go?


Decadence :: Where Do Broken Hearts Go?
Genre: Neo - Klassik
Verlag: Cold Meat
Vertrieb: Cold Meat
Erscheinungsdatum:
November 2005
Medium: CD
Preis: ~12,00 €
Kaufen bei: Cold Meat...


Schrift vergrößern Schrift verkleinern

Na so was, da will uns jemand veralbern. Da will uns jemand den Boyd Rice oder den Tomas Pettersson vormachen und kann trotzdem die schwülstige südeuropäische Seele nicht verbergen.
Die griechische Band mit dem etwas zu programmatischen Namen DECADENCE dürfte einem großen Teil der Hörer von den beiden Veröffentlichungen auf HauRuck! bekannt sein. Cold Meat Industry rühmt sich jetzt, das Projekt zum ersten Mal einem breiteren Publikum zu präsentieren. Vielleicht sollte das vermeintliche "Kult"label erst einmal über die eigene, nicht gerade glückliche Entwicklung meditieren, war doch Cold Meat Mitte der Neunziger das Markenzeichen schlechthin für ausschließlich schwedischen, immer wieder exzellent und edel verpackten Dark Ambient und Death Industrial. Inzwischen produzieren die Nordmänner immer mehr seichte Gothicklänge aus ganz Europa und der inflationären und inkonsequenten Veröffentlichungspolitik genügen mittlerweile auch anspruchslose Jewelcases. Das ist alles sehr ärgerlich und eigentlich schon gar nicht mehr der Diskussion wert.
Also, zurück zu den Griechen: die beiden bisher offiziell erschienenen, etwas halbgaren Platten scheinen allerorts recht positiv aufgenommen wurden zu sein. Das ist nicht sehr verwunderlich, denn Musik, deren Bewegung in einer versteinerten Pose steckengeblieben ist, hat in dieser Szene schon immer großen Anklang gefunden. Da spielt es auch keine bedeutende Rolle, dass sich der ganze Tonträger mit einem "das klingt ja wie..." charakterisieren lässt. DECADENCE möchten in ihren Stücken pompöse Neoklassik mit misanthropischem Darkfolk verschmelzen, aber die Legierung gelingt ihnen nur in manchen Passagen. Zum Auftakt darf man mit einer sinfonischen IN THE NURSERY Kopie inklusive eines nicht gerade muntermachenden Monologs rechnen. Danach einige O.R.E. typische Synthieflächen und ein ebenso O.R.E. typischer Sprechgesang, aber die allzu große Ähnlichkeit will mit mediterran gezupften Gitarrensaiten kaschiert sein. Auch ein paar herzerweichende Anleihen ätherischen Folks aus dem Süden und dank dem weiblichen Gesangspart ab und an ein wenig ORDO EQUITUM SOLIS haben die Griechen im Programm. Immerhin, ihre Kompositionen sind ganz ordentlich und teilweise sogar sehr imposant arrangiert. Das ist umso erstaunlicher, da bis auf die Akustikgitarren alle anderen Tonspuren aus der Konserve stammen. In "Everything I Am" fällt das kaum auf, hier haben sich das melancholische Gitarrenspiel und die treibenden synthetischen Streicher zu einem stimmungsvollen Ganzen verwoben. Leider springt der Funke nicht auf das gesamte Album über, denn oft wirkt das Zusammenfügen der verschiedenen Elemente zu konstruiert und halbherzig. Den gleichen Eindruck erwecken die Texte, die sich nicht so richtig zwischen etwas klischeebehafteter Romantik und einem ziemlich dünnen Zynismus entscheiden können und deshalb umso lächerlicher umherschwanken. Hier können DECADENCE nicht mit O.R.E. mithalten, denn selbst wenn Tomas Petterssons "Sexfolk" - Projekt musikalisch sicher noch eine ganze Spur langweiliger produziert wird, ist es letzten Endes ehrlicher zu sich selbst und das mit einem ganz wesentlichen humorvollen Unterton.
DECADENCE haben einfach ihre Richtung noch nicht gefunden. Sie eiern noch zu sehr zwischen bekannteren Bojen, von denen sie vermutlich angetan und begeistert sind und kommen um die Gestik des Nachahmers nicht umhin. Dabei zeigen die schön in Szene gesetzten erotischen Photographien im Beiheft, dass sie durchaus ihren eigenen Stil besitzen könnten. Schade, dass dabei bisher nur an der Oberfläche szeneüblicher Topoi gekratzt wird. Nun ja, die neue Cold Meat - Generation wird dennoch ihren Spaß dran haben.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Cold Meat Industry
» Decadence Diskographie


Anzeige:
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers bzw. Interviewpartners wieder. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Betreiber dieser Seite.
Link-Code zu diesem Artikel:
Wöchentliche Artikelübersicht per Mail
Werde NONPOP- Redakteur...
» Diesen Artikel bewerten
» Kommentar zum Artikel verfassen
Zusammenfassung
Wenn man IN THE NURSERY, ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO und vielleicht noch ALL MY FAITH LOST zusammen für ein paar Tage in ein griechisches Tonstudio einschließt, kommt dabei wahrscheinlich DEACDENCE heraus. Mit ihrem aktuellen Album versuchen sie sich an einer ganz ordentlich arrangierten Mischung...

Inhalt
Good Boys Go To Heaven - Sperm & Honey
Sin
Happily!
Cold Winter Sun
Farewell Of Living
By The Time We Sleep The Deepest Sleep
Do Not Resist
Everything I Am
When My Hand Seeks Yours
With A Dream & A Gun

47min

CMI147 | Jewelcase + 24seitiges Beiheft
NONPOP RADIO
Nonpop Radio starten:

Hier Popup
Ebay- Angebote zum Thema:
Decadence