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KARNA: The Raven
Satanic Dark Ambient aus Russland ...
Kategorie: Vorschau
Erstellt: 11.01.2007
Wörter: 783
Artikelbewertung:
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Bekanntlich etabliert sich langsam aber sicher eine eigenständige russische Untergrund-Musikszene, welche bis heute schon eine große Menge viel versprechender und wirklich guter Musikprojekte an den Tag gebracht hat, man denke an VISHUDHA KALI, VELEHENTOR oder SIX DEAD BULGARS, um nur einige wenige Vertreter aufzuführen. KARNA (Deutsch: Opferbereitschaft) nun kontaktierten vor einiger Zeit NONPOP, um ihr neuestes Werk „Raven“ in mitteleuropäischen Gefilden vorstellen zu können. Die dreiköpfige Formation ist seit 1995 aktiv und veröffentlichte bis 2004 vier Demos, welche in Eigenregie oder durch ETERNAL PRIDE PRODUCTION vertrieben wurden. Ebenfalls 2004 erschien ihr erstes Vollzeitalbum mit Titel „Diabolic“ (ebenfalls ETERNAL PRIDE PRODUCTION), welches aber noch älteres Material enthielt.
Ihre Musik bezeichnen KARNA als 'Satanic Dark Ambient', was zwar keine so neue Erfindung ist (Im satanischen Dunst bewegten sich ja einige düstere Ambient Formationen, man denke an verschiedene CMI-Kapellen wie ARCHON SATANI, AGHAST oder die grenzwertigen MEGAPTERA), dem Gesamtspektrum der Russen aber keinesfalls gerecht wird. KARNA haben ihre musikalischen Wurzeln definitiv im Black Metal, was auch ihre Teilnahme am Sampler „... An Hommage To Falkenbach Pt. I“ (SKALDIC ART PRODUCTIONS) belegt, auf welchem sie gemeinsam mit verschiedenen Black/Viking Metal Bands den deutschen FALKENBACH Tribut zollen. Das Album „The Raven“ ist nun zweifelsohne ein echter Nackenbrecher, dass einem die Galle zufriert. Kurz gefasst könnte man sagen, dass es KARNA gelungen ist, musikalisch all das zu verkörperen, was Bands/Projekten wie MZ 412, MORTIIS und Konsorten nie gelungen ist. Eine Symbiose aus Dark Ambient, Ritual und Black/Doom Metal, angereichert mit symphonischen Komponenten und Effekten, die von Drones über verzerrte Stimmfetzen und einige Industrial Loops reichen. Dem Black Metal abgeneigte Leser sollten jetzt nicht aufhören zu lesen, denn wer unter diesem Genre rasende Gitarren, extrem schnelles Drumming und Kreischgesang vermutet, wird hier zweifelsohne eines Besseren belehrt. Man bedient sich lediglich einiger für Black Metal typischer Elemente wie der in einigen Stücken vertretenen, ultratiefen und vor allem diabolischen Gitarren, Keyboardschleier und Natureffekte (Sturm…). Dabei erreichen die Gitarren teilweise Gefilde, in denen man normalerweise Bands wie die australischen Doom-Götter von DISEMBOWELMENT oder deren sehr guten Nachahmer von EVOKEN vermuten würde – schwermütig und dreckig. Allerdings dominiert hier größtenteils die Elektronik, auch wenn neben den Gitarren in vielen Stücken ein echtes Schlagzeug zu vernehmen ist. Gleich der Opener versetzt den Hörer in eine Art Komazustand, zwingt das Bewusstsein in unirdische Gefilde, irgendwo zwischen Nachthimmel und den Weiten des Kosmos, geheimnisvoll und voller befremdender Geräusche. Beim zweiten Titel setzt ein beinahe unvermuteter, beschwörerischer russischer Sprechgesang ein, welcher das Horrorspektakel dieses Albums dann richtig eröffnet. Spätestens beim Einsetzen der E-Gitarren wird der Hörer aus dem Koma herausgerissen und findet sich in einem doomlastigen Inferno der Extraklasse wieder. Man könnte meinen, die symphonische Seite früherer SAMAEL trifft auf die rituellen VELEHENTOR, aber noch intensiver, bedrohlicher, extremer: Eine pechschwarze Ode gewidmet dem Antichristen. Nahtlos folgt der nächste Track: Industrial-beeinflusste Loops sind vernehmbar und bauen einen beängstigenden Spannungsbogen auf, ehe erneut Gitarren und von Double Bass unterstützte Drums in MYSTICUM-ähnlicher Manier den Hörer aus einem merkwürdigen Schwebezustand reißen: Atmosphärisch dicht, regelrecht überladen, hasserfüllt und dennoch mit wenigstens erahnbaren Melodiefragmenten durchtränkt. Ohne Pause geht man über in den vierten Titel „Inside the dark“, ein überlanges (15 Minuten) Musikstück von absoluter Trostlosigkeit und Leere, doomig, desillusionierend, dem Leben abgewandt, wieder und wieder einen eisernen Spagat zwischen Dark Ambient, Doom- und später symphonischem Black Metal beschreitend - mit Ohrwurmmelodie! Wie bei den meisten Stücken wird auf den Stimmeinsatz verzichtet bzw. wird dieser nur spartanisch eingesetzt, was somit wieder ein wenig an die langsamen Passagen bei DARKSPACE erinnert. Der fünfte Song „Over the abyss“ ist dann tatsächlich fast schon sadistischer Natur, indem die an sich schon fiesen und finsteren Soundfragmente durch kurze Gitarrenriffs und Rückkopplungen nochmals zerrissen werden. Ganz großes Kino! „Wind of the dead“ kann als astreiner Soundtracktitel bezeichnet werden, hat etwas von typischen Achtziger-Jahre-Horrorfilmen und rundet das bisher gebotene Soundgewitter ordentlich ab, ehe es mit dem letzten Stück „The oblivion“ noch einmal ordentlich zu Sache geht. Im Gegensatz zum Songtitel will und kann man hier aber gar nicht vergessen und lässt das infernalische Trio wieder von vorn beginnen.
Fazit:
KARNA ist jetzt schon eine Kultformation, deren musikalisches Können unbestreitbar ist. Die Stilistik dieses russischen Projekts erinnert zwar an einige Elemente/Eigenarten vieler Bands und Genres, ist in meinen Augen aber eine Art Neuerfindung des Rades - besser, KARNA gelingt es eben tatsächlich, aus verschiedensten Genres ein teuflisches Gebräu mit eigener Note zu zaubern, das in seiner Form ziemlich einzigartig ist. Einen gewissen Pathos möchte ich natürlich nicht absprechen, was sich hier allerdings mehr auf Songtitel und Image der drei schwarzen Seelen bezieht. Aber das darf es auch, wer solche diabolischen Soundkulissen zu hexen vermag, kann auch etwas (ungewollt) Komisches reinpacken. Dringend die Homepage besuchen, Hörproben verinnerlichen, CD kaufen, Luzifer huldigen…
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