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Tony F.

Rückschau: Spiritual Front in Bochum

+ Müller of death


Rückschau: Spiritual Front in Bochum
Kategorie: Vorschau
Wörter: 848
Erstellt: 13.09.2006
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Am letzten Freitag machte ich mich also in die MATRIX nach Bochum auf, um mir ein Konzert von SAMSAS TRAUM anzusehen. Nun gut, eigentlich war ich lediglich an der Vorband SPIRITUAL FRONT interessiert. Und da Bochum quasi vor der Haustür liegt, konnte ich mich auch für ein kürzeres Konzert als Support erwärmen. Zudem spielte als erste Band des Abends noch MÜLLER OF DEATH, die ich mir als Elektronik-Interessierter dann auch einmal aus der Nähe anschauen wollte. 


Eines kann ich vorwegnehmen: mich erwartete ein in jeder Hinsicht interessanter und sehr unterhaltsamer Abend. Die Besucherschlangen vor der MATRIX verhießen in jedem Fall schon einmal ein volles Haus. Die Bandzusammenstellung an diesem Abend fand ich allerdings schon etwas merkwürdig. Als ich endlich das Innere erreicht hatte, standen MÜLLER OF DEATH bereits auf der Bühne. Die Band wurde ja im Vorfeld ihrer ersten Veröffentlichung mit so großen Namen wie GENOCIDE ORGAN verglichen und weckte deshalb auch mein Interesse. Im Hinblick auf den Vergleich kann man aus meiner Sicht aber Entwarnung geben. MÜLLER OF DEATH machen elektronischen Industrial mit EBM-Einflüssen, der glücklicherweise nicht allzu knüppellig oder technoid ausfällt wie Vieles aus diesem Bereich. Auf der Bühne agierte die eine Hälfte des Duos am Laptop und an anderen Geräten während der Sänger im orangen Overall sein Bestes gab. Leider litt die Performance wie bei so vielen Bands dieses Genres an mangelnden Live-Elementen. Ein zusätzlicher Live-Trommler hätte zum Beispiel sicher noch einiges an Druck erzeugt. Zudem war der Sänger nicht wirklich bewegungsfreudig. Unterstützt wurde die Performance noch durch einen Hintergrundfilm, der aus meiner Sicht aber einfach zu stereotyp ausfiel und nicht gerade mit neuen Ideen glänzte. Kriegsszenarien, Kriegsszenarien, Kreuzigungsszenen, Kriegsszenarien... Einzig bei "No woman allowed" gab es mal Szenen aus der Schönheitschirurgie. Insgesamt war die Musik aber hörbar und bot doch mehr Abwechslung als einige andere Bands in diesem Umfeld. 


Ich erwähnte ja bereits meine Verwunderung über die seltsame Bandzusammenstellung dieser Tour, und tatsächlich waren MÜLLER OF DEATH die Leidtragenden, weil unvermeidlich irgendwann die SAMSAS-TRAUM-Sprechchöre in den Pausen zwischen den Stücken angestimmt wurden und auch massenhaft eindeutige Hand- oder vielmehr Fingerzeichen gen Bühne gezeigt wurden. Als dann auch mal ein Becher geflogen kam, reagierte der Sänger mit auffordernden Handzeichen. Spätestens an dieser Stelle hätte es ein wirklich gelungener Abend werden können, wenn der Sänger mit Publikumsbeschimpfungen angefangen hätte. Das wäre Punk gewesen! Als letztes Stück erkannte ich dann noch ein Cover von NON´s "Total war", das mir im Original allerdings tausendmal lieber ist. 


Nach einer kurzen Umbaupause begannen dann schließlich SPIRITUAL FRONT mit ihrem Set. Die Besetzung war die gleiche wie bei ihrem Auftritt beim diesjährigen WGT. Allerdings fehlte der Mann am Cello. Als Hintergrundfilm lief darüber hinaus nicht "Raging Bull" sondern der alte Klassiker "Freaks" mit italienischen Untertiteln. Vorweg kann man zudem sagen, dass die Band gegenüber dem WGT-Auftritt die ruhigeren Piano-Stücke ausließ, was wohl dem Support-Auftrag geschuldet war. Stattdessen machte man sofort von Anfang an eine Menge Druck. Spätestens beim zweiten Stück "Bastard Angel" hatten SPIRITUAL FRONT die Zuschauer dann auch auf ihrer Seite. Im Verlauf des Konzerts wurden natürlich weitere Stücke des neuen Albums wie "Jesus died in Las Vegas" oder als letztes Stück "Slave" geboten. Allerdings wurde auch "Cold love in a cold coffin" von der "Bedtime/Badtime"-10" in einer im Gegensatz zur Piano-Originalversion ausgebauten Bandversion oder auch (natürlich) "Song for an old man" gespielt. Letzteres artete gegen Ende zu einem echten Rockmonster mit einer Menge Gitarrenfeedback aus. Die Musiker und allen voran Simone Salvatori, der wieder einmal gerne mit dem Publikum kommunizierte, waren in bester Spiellaune und bewiesen wieder einmal, wie man eine gute Live-Performance hinlegt. Einzig der Live-Mix war aus meiner Sicht nicht ganz zufriedenstellend, da der Mann an den Tasten doch leider manchmal etwas im Mix unterging. Nach diesem Auftritt und den Zuschauerreaktionen muss man mittlerweile sicher konstatieren, dass sich SPIRITUAL FRONT aus der Subkultur des Neofolk irgendwie schon verabschiedet haben. 


Als Fan von SAMSAS TRAUM muss man sicher eine eigene Vorstellung von Musik und Humor haben. Ich kann diese Vorstellung allerdings nicht teilen. Deshalb bekam ich den Beginn des Konzerts,der sich zunächst allerdings irgendwie nach Gruppenabend in der Jugendherberge anhörte, auch nur von draußen mit.  Erst später wagte ich mich dann noch einmal in den Konzertsaal, wo die Band inzwischen dann doch die Stecker gefunden hatte. Angesichts solcher Textzeilen wie "ich werde Ti-Ta-Taliban" verließ ich den Saal allerdings endgültig. Die Betreiber der MATRIX schienen dann auch ein Herz für die Musikliebhaber zu haben, die nur wegen SPIRITUAL FRONT gekommen waren, da später bereits während des noch laufenden Konzerts der zweite Tanzboden mit entsprechender Musik beschallt wurde. Immerhin konnte man hier dann bei DERNIERE VOLONTE, IN SLAUGTHER NATIVES oder DEATH IN JUNE ausspannen. Ich war allerdings wirklich überrascht, "Rose clouds of Holocaust" noch einmal in einer deutschen Großraumdisko zu hören. Insgesamt bot der Abend selbstredend auch noch ausreichende Gelegenheit einige Bekannte zu treffen und Szene-Neuigkeiten auszutauschen. Insgesamt war es sicherlich ein abwechslungsreicher und launiger Abend, wenn ich natürlich auch lieber eine komplette Show von SPIRITUAL FRONT gesehen hätte. Aber dazu hat ja noch der ein oder andere im Sektor die Möglichkeit.


 
Tony F. für nonpop.de


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