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Tony F.

Harvest Rain - Night´s glow


Harvest Rain - Night´s glow
Genre: Neofolk
Verlag: War Office...
Vertrieb: War Office...
Erscheinungsdatum:
Januar 2006
Medium: CD
Preis: ~12,00 €
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Eigentlich ist es immer schon ein schlechtes Zeichen, wenn sich bereits alleine bei der Ankündigung einer Veröffentlichung eine gewisse Skepsis einstellt. So geschehen bei HARVEST RAIN, die nicht mal ein Jahr nach ihrem letzten Album bereits den Nachfolger "Night´s glow" vorlegen. 

Beginnen wir aber zunächst mit dem Äußeren. Die Aufmachung des Digipacks ist hervorragend gelungen und mit einem Bild von Tor Lundvall im Innern atmosphärisch gestaltet. Leider, und an der Stelle zeigt sich die anfängliche Skepsis als berechtigt, hält der musikalische Inhalt dann in keinster Weise dieses Niveau. Geboten wird auf der ersten Hälfte des Albums ein für HARVEST RAIN ungewöhnlich gitarrenarmer Sound. Vielmehr bietet man dem geneigten Hörer fast rein elektronische, leider etwas belanglose und eindimensionale Musik, die aus recht simplen Keyboardpassagen und Drum-Computer-Sounds besteht. Darüber legt sich die typische, etwas entrückte Stimme von Jason Thompkins, der diese Platte so gut wie im Alleingang geschrieben und produziert hat. 

Erst in der zweiten Hälfte des Albums erwacht dann endlich der alte Geist von HARVEST RAIN. Mit "Corpse candle" befindet sich dann auch das sicherlich beste Stück des Albums in dieser Hälfte des Albums. "Corpse candle" ist ein wunderschöner, melancholischer Neofolk-Song, der durch ein akzentuiertes, melodisches Gitarrenspiel und einen beweglichen Bass besticht, über dem der melancholische Gesang schwebt. In der Folge zeigt man mit "Flight" und "Shadow march" nochmals alte Stärke, bevor das Niveau dann wieder deutlich abfällt und man sich gegen Ende des Albums ("Drowsy Stare", "Lantern") eher in Dark Wave-Gefilden Ende der 80er/Anfang der 90er wiederfindet, wobei man leider keine neuen Akzente setzt, was die Stücke letztlich ziemlich angestaubt klingen läßt. 

Der Sound der Platte schwebt irgendwo zwischen Proberaumaufnahme und Demo-Tape, was man bei der mittlerweile nicht mehr ersten Veröffentlichung eigentlich nicht mehr hinnehmen kann. Wo ich mich als Hörer dann aber definitiv auf den Arm genommen fühle, ist die Benutzung des nicht taufrisch und billig klingenden Drum-Computers. Nicht, dass man oft auf die ewig gleichen schon sattsam von HARVEST RAIN bekannten Sounds und häufig schleppenden Patterns setzt; man erdreistet sich sogar, die Patterns nicht sauber zu programmieren. Sie klingen teilweise "unrund". Das hört sich dann ab und zu an, als ob jemand schlecht und mit Taktproblemen auf Drum-Pads mitgespielt hätte. Spätestens an dieser Stelle fehlt mir jedes Verständnis angesichts der Tatsache der (unnötig) schnellen Veröffentlichungsfolge. 

Insgesamt weiß ich nicht, was HARVEST RAIN dazu bewogen hat, diese Platte herauszubringen. Nach der letzten, eigentlich recht guten Platte hatte ich eine positivere Entwicklung erwartet. Das Album wirkt insgesamt ideen-, konzept- und ziellos und könnte sich in der Entwicklung der Band als Stolperstein auswirken. Hätte man die besten Stücke als Single oder E.P. veröffentlicht und den Rest schlicht vergessen, dann wäre das der bessere und gar nicht so schlechte Weg gewesen. W.O.P. als Label sollte sich zudem ebenfalls einmal Gedanken über die Qualität seiner doch oft halbgaren Veröffentlichungen machen.

 
Tony F. für nonpop.de


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