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Roy L.

Vestfalia's Peace


Vestfalia's Peace
Kategorie: Interview
Wörter: 676


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Von VESTFALIA'S PEACE habe ich zum ersten Mal über Renato und Stefania (IANVA) erfahren, die sie mir als "eine der im Augenblick wenigen richtig guten italienischen Bands" empfahlen. Weil ich einerseits schrecklich neugierig bin, was junge, unbekannte Projekte angeht und andererseits Italien schon immer meine musikalische Heimat war, habe ich natürlich nicht lang gezögert, aufzuklären was hinter diesem verheißungsvollen Geheimtipp steckt.

Seit 1997 ist die Kombo um Sänger und Bassist Gianni bereits aktiv. Die ersten Demos waren vor allem am frühen Achtziger Dark-Wave/Gothic Sound orientiert und dabei nicht allzu weit von AND ALSO THE TREES entfernt, was auch später mit einem nicht üblen Beitrag zu deren Tributsampler gewürdigt wurde. Sicher, selbst dies wäre schon bei Lichttaufe nicht ganz fehl am Platze, zumal bereits die frühen Aufnahmen auf einem sehr hohen Niveau eingespielt wurden.
Erst in diesem Jahr vollzog sich bei VESTFALIA'S PEACE allerdings ein Stilwechsel, der sie für unseren Leser noch weitaus interessanter werden lässt. Die Band stammt aus Pescolanciano, einem sehr kleinen Dorf, südlich der Abruzzen, demnach aus der unteren, rustikaleren Hälfte des Stiefels, wie der Kenner wissen wird. Kein Wunder also, dass man irgendwann auf traditionelle italienische Folklore kommen musste!? Auf diese Herkunft legen sie jedenfalls großen Wert, was sich erstmalig auf ihrem neuen, tatsächlich brandaktuellem (August 2005) Demo "Tra Mari, Pantani E Ponti Rotti..." auch im Musikalischen niederschlägt. Akustische Instrumente treten hinzu, statt English wird nun Italienisch gesungen. Das ganze artet jedoch nicht in die x-te Neufolklorekopie aus, sondern gewinnt dank der beibehaltenen klanglichen Wurzeln des Projektes eine ganz köstliche Eigenständigkeit. So ergibt sich eine unverwaschene Mischung aus fragilem, mediterranem Folk und progressivem Gitarrenwave, die sich hören lassen kann. Fünf professionell vorgetragene Stücke machen uns mit sehr talentierten wie frischen Musikern und Sängern vertraut und animieren mich dazu, noch ein paar Worte über dieses kurze, wunderschöne Demo zu verlieren.

Castello d'Allessandro

"Tra Mari, Pantani E Ponti Rotti..." ist im wesentlichen die Erzählung einer fiktiven Reise innerhalb eines historischen Rahmens. 1805 in Italien, zu einer Zeit, da der Süden des Landes von heftigen Erdbeben geplagt war, kehren zwei Brüder in ihre Heimat zurück, um sich ihres alten Landbesitzes anzunehmen. Doch die Dorfbevölkerung begegnet ihnen mit Misstrauen und Argwohn, was die beiden zwingt, wieder aufzubrechen und die Stätte ihrer Kindheit endgültig aufzugeben. Es ist eine Geschichte über Entwurzelung, Suche nach Zuflucht und Geborgenheit in unwirtlichen Zeiten. Interpretiert wird sie in einem feierlichen, sonoren Ton, der die Bass-Schlagzeug Kompositionen sehr sanft und diszipliniert erscheinen lässt. Eine Art "Straßenorgel" heizt hier mit äußerst italienisch stilisierter Trunkenheit zusätzlich ein, doch im Unterschied zu den Vorzeigeitalienern AIN SOPH, SPIRITUAL FRONT und CALLE DELLA MORTE mit deutlich ländlicherem Temperament. Besonders "Mazurka degli sfollati", eine Bearbeitung eines traditionellen Volkstanzes, versetzt uns in eine ursprüngliche, provinzielle Szenerie. "La Vent'n Ora" schließt sich mit bedrohlichen Klängen an und verlegt die Handlung fast schon in eine Italo-Western Atmosphäre, ehe das kurze Konzeptwerk klassisch im Stile von ARGINE mit Violine und Sopran zu Ende geht.

VESTFALIA'S PEACE haben hier einen überaus vielversprechenden Weg eingeschlagen, den im Moment auch IANVA noch etwas besser und ausgekochter, mit einer eher dekadent-urbaneren Attitüde beschreiten; in Italien entsteht also derzeit eine echte Alternative zum durchschnittlichen Langweilerneofolk. Ich wünsche der Band aus Pescolanciano ein baldiges offizielles Debüt und weiterhin die Freude an der Musik, die ihnen spürbar aus den Saiten quillt.


Demo Diskographie:

1999
"Sleeping After Dawn"

2000
"Fun In A Word"

2002
"The Make-Up Exhibition" Live-CD

2003
"Shear's Noise (Without Wool)"
"Carnival Waiters" Live-CD

2004
"The Peasant"
"Sythe And Spade" auf  AATT - Tribute "Beyond The Horizon"

2005
"Tra Mari, Pantani E Ponti Rotti…"


Mehr über VESTFALIA'S PEACE gibt es im Interview auf der nächsten Seite zu erfahren. Darüber hinaus ist es uns möglich, ein komplettes Lied des letzten Demos zu präsentieren. Hier geht's zum Download

Wer jetzt neugierig geworden ist, der wende sich bitte an: nunesvais@hotmail.com
Die Band hat bisher leider noch keine Netzpräsenz.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Kontakt Vestfalia's Peace
» Hörprobe auf Lichttaufe

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