Fiume, September 1919 – aus Unmut über die Friedensverhandlungen in Paris besetzt Poet Gabriele d’Annunzio mit einer kleinen Gruppe von Freischärlern die heute kroatische Hafenstadt, erklärt sie zur „Freien Republik“ und löst damit ein anarchisch-sinnliches Festival der Avantgarde, einen visionären, emphatischen Taumelzustand des Geistes aus. Im Sog der romantischen Verklärung, der dekadenten Leidenschaften dieser Ereignisse inszenieren IANVA eine musikalische Liebesgeschichte, die italienischer nicht sein könnte. Als Präludium gewissermaßen gewährt die Mini-CD LA BALLATA DELL’ ARDITO einen ersten Einblick in den eigenständigen Kosmos des Dramas, stellt die Protagonisten Elettra Stavros und Maggiore Cesare Renzi vor und zeichnet IANVA als eine große Gruppe von talentierten Musikern nach. Ihr Werk wird lebendig vom süßlich schweren Duft der Nostalgie, pendelt innerhalb seiner impulsiven Brennpunkte zwischen mehr als fünfzig Jahren stilistischer Entwicklung, dass es eine schiere Freude ist, zu hören wie Trompete, Akkordeon, Gitarren und Schlagwerk zusammenwachsen und im Einklang mit heiseren, reifen Stimmen nicht verlernt haben, eine Geschichte zu erzählen. IANVA sind auf diese Weise im Begriff ein stilvoll retrospektives, chansonbehaftetes Konzept zu kreieren, das nicht nur in italienischen Kreisen größtes Interesse wecken wird.
(Wir sehen davon ab IANVAs Musik detailierter zu beschreiben. Freunde von SPIRITUAL FRONT, CAMERATA MEDIOLANENSE oder ENNIO MORRICONE und SCOTT WALKER werden sie sehr ins Herz schließen. Die Fragen beantwortete STEFANIA D'ALTERIO)
Zunächst war ich ein bisschen verwirrt über die vielen, verschiedenen Eigennamen, die ihr in der Korrespondenz mit mir benutztet. Da ist zum einen der Projektname IANVA (ausgesprochen „Ianwa“), sowie ANTICA FONOGRAFIA und IL LEVRIERO, sind die beiden Letzteren Labelnamen? Und was bedeuten diese Begriffe?
Es ist sehr einfach: ANTICA FONOGRAFIA IL LEVRIERO bedeutet „Jener alte phonographischer Windhund” – der Windhund war GABRIELE D'ANNUNZIOs Lieblingshund. Es ist der Name unseres kleinen Musikverlags. IANVA ist der Name unserer Band. Es handelt sich hier um den antiken Namen unserer Heimatstadt Genoa. Genoa war im alten Rom die Stadt des zweiköpfigen Gottes Janus. Ein Gesicht war der Vergangenheit, das Andere der Zukunft zugewandt, so ist auch unser künstlerisches und musikalisches Konzept zu sehen. Janus war jedoch auch der Gott, der über die „Ianua“ wachte. „Ianua“ ist lateinisch und bedeutet „Tür“, verstanden im Sinne einer existenzialistischen und initiatorischen “Rite de Passage”. Viele Jahrhunderte später, nach Ende des 1. Weltkrieges, war IANVA zudem noch eine Sondereinheit der Arditi (die Freischärler um D'Annunzio während der Fiume Besetzung), die sogenannte „Divisione Ianua“, natürlich ebenfalls mit ihrem Ursprung in Genoa.
IANVA ist , wenn ich richtig informiert bin, eine Band mit mindestens 9 Musikern die alle einen unterschiedlichen musikalischen und kulturellen Hintergrund haben. Manche spielten in einem Retro- Kabarett Projekt mit nostalgischem Flair, andere kommen aus dem Minimal- Coldwave oder dem Black Metal Bereich und wiederum andere genossen eine klassische Ausbildung am Musikkonservatorium. Wie fügte sich all das dann zu IANVA zusammen?
Das Projekt entstand innerhalb eines Freundeskreises...MERCY bewegt sich in der, im weitesten Sinne „Schwarzen Szene“ seit den frühen Neunzigern mit ihren Projekten MALOMBRA, IL SEGNO DEL COMMANDO (beides Projekte, zwischen Gothic- und Progressive Rock, die versuchen das spezielle, italienische 70er Jahre „Horrorfilmmusik-Gefühl“, welches mit alten Kultprojekten wie GOBLIN, BALLETTO DI BRONZO und BIGLIETTE PER L’INFERNO assoziiert wird, auferstehen zu lassen). Desweiteren ist er aktiv bei HELDEN RUNE, eine Band, die stark vom italienischen Coldwave, KIRLIAN CAMERA oder auch DEINE LAKAIEN beeinflusst ist, unser Freund CLAUDIO DONDO von RUNES ORDER ist dort ebenfalls Mitglied. Unser FRANCESCO LA ROSA ist auch ein von MALOMBRA und IL SEGNO DEL COMMANDO. ARGENTO und AZOTH spielen bei der sensationellen und besten italienischen Black Metal Band SPITE EXTREME WING. STEFANIA D´ALTERIO ist in Italien eine bekannte „Apocalypse Culture“ Schreiberin, sie war ausserdem die Frontfrau einer bizarren Band namens WAGOOBA. Die Band spielte einen ungewöhnlichen Cocktail aus 60er Jahre Lounge Musik, früher Discomusik, QUENTIN TARANTINO-artige Filmmusik und sehr sexuell-lasziven Texten bzw. Gesang. Schlussendlich haben wir FABIO GREMO, ein klassisch ausgebildeter Musiker, der früher in einer Progressive-Rock Band namens DAEDALUS spielte. All diese Musiker formten und bildeten den inneren Kreis von IANVA, aber wir bemerkten schnell, dass noch etwas fehlt. Wir wollten nicht eine gewöhnliche Band sein, sondern eher ein kleines Orchester bilden. Fabio war es nun, der die Sache vorantrieb. Er rekrutierte zunächst GIUSEPPE SPANO, ein weiteres altes Mitglied von DAEDALUS, für IANVA. Außerdem überzeugte er RICCARDO CASAZZA und FABIO FABBRI mitzumachen, beide sind klassisch ausgebildete Musiker, die er am Konservatorium kennen lernte und die vorher in klassischen Musikorchestern aktiv waren.
IANVAs Wunsch, so beschreibt es ein Informationspapier, ist es, dem Hörer zu vermitteln, was wahrhaft „italienisch“ ist und den „italienischen Geist“ zu bewahren. Nun frage ich mich natürlich, was ist „wahrhaft italienisch“, ist Italien nicht eher ein Land mit extrem Kontrasten, nicht nur im bekannten Nord/Süd Gefälle?
Ja, Du kannst diese „Kontraste“ schon sehr gut bei der IANVA Besetzung sehen: 50% der Mitglieder kommen aus Süditalien. Das ist aber nicht überraschend eigentlich, Italien lebte immer mit diesen immensen Unterschieden und die meiste Zeit über, erwiesen sie sich als ein effektiver Motor der Kreativität in unsere Land.....Zu erklären, was unsere Idee des „italienischen Geistes“ ist, fällt natürlich schwer, besonders in der heutige Zeit, in der Institutionen, die dies repräsentieren könnten, gänzlich verschwunden zu sein scheinen. Wir denken, dass dies ein sehr dramatischer Verlust ist, der über ein bloß politisches Problem weit hinausreicht, es scheint uns eher eine grundsätzliche- anthroprologische Sache zu sein. Die Schäden kultureller Globalisierung sind eben irreversibel und nicht mehr aufzuhalten. Der „italienische Fall“ ist exemplarisch. Unsere nationale Identität war in Italien, einem Land mit einer erst jungen historischen nationalen Einheit, immer fragmentarisch, dennoch war unser Volk auch immer beseelt von einer generationsübergreifenden, ewigen Idee, einem „Leitbild“ Italien. Italien ist nun am kollabieren, wenige Jahre brauchte es dazu und der Widerstand ist schwach. Eine nationale italienische Identität ist daher dazu verurteilt bloß ein Potenzial zu sein, eine schlafende, ewige Idee......Gut, aber Du wolltest wissen, was unsere Idee des italienischen Geistes ist. Hinsichtlich der Künste, ist es wohl die Gnade den unschätzbaren Wert von dem zu erkennen, was aus der Vergangenheit erhaltenswert ist, sich also nicht von Neuerungen völlig wegtragen zu lassen. Der italienische Geist ist ein Stil zu präsentieren, der nicht zu asketisch und nicht zu dekorativ ist, sondern wunderbar zwischen diesen beiden Polen zu balancieren weiß. Der italienische Nationalcharakter drückt sich im Begriff „Sprezzatura“ aus. Er bedeutet u. a. soviel wie „schwierige Dinge zu tun, es aber leicht aussehen zu lassen“ oder auch „mutig, aber nicht fanatisch zu sein“ oder „kameradschaftlich treu sein, aber nicht autoritätshörig“ oder „nüchtern, aber nicht bigott “ -oder „fähig zu sein zu genießen ohne ausschweifend zu sein“. Der Italiener ist zu zynisch, um gewissenhaft zu sein, dieser Mangel bedeutet jedoch nicht den Wert der Gewissenhaftigkeit zu verkennen, für den Italiener hat dies eben nur nichts mit dem blinden Glauben an autoritätsgläubiger Pflichterfüllung zu tun. Wir wären glücklich, wenn diese Tugenden wieder mehr in den Vordergrund träten, aber wir sind umgeben von Indifferenz und subtiler Feigheit. Das ist das Ergebnis einer 25jährigen Medientyrannei, für die unser „geliebter“ Ministerpräsident und seine Gang, bestehend aus Scharlatanen und Huren, verantwortlich ist. Diese miserable Situation verstärkt sich noch durch unsere linkspolitische Opposition, die leider sicherlich die dümmste und ineffektivste der Welt ist. Diese Linke reagiert mit Misstrauen auf alles, was im Ansatz mit nationaler Selbstbehauptung zu tun haben könnte, damit verstärkt sie das grassierende Gefühl der Resignation nur. Die junge Generation ist der reinste Horror, es ist alles so traurig...
Kommen wir wieder zurück zur Musik. Als musikalische Einflussgrößen benennt ihr in erster Linie die alten, italienischen Meister der Filmmusik, aber auch teilweise vergessene, leidenschaftliche Chansonniers und Schlagerstars. Erzählt bitte darüber...
Es ist eine Sehnsucht, die in uns immer stärker wurde. Über die Jahre beobachteten wir immer wieder Musiker, besonders angelsächsische „Neofolk“ Projekte, die sich von Arrangements alter italienischer Filmmusik beeinflussen ließen. Man denke beispielsweise an gewisse Trompeten, die direkt auf bestimmte italienische Spaghetti- Western Soundtracks zurückzuführen sind. Wir waren davon ein bisschen genervt, weil wir viele dieser Ideen für musikalisch schwach umgesetzt halten. Wir hatten außerdem den Eindruck, dass die meisten dieser Leute, die immer über LEE HAZLEWOOD oder SCOTT WALKER reden, diese Künstler eigentlich nie so richtig gehört haben. Um über DEATH IN JUNE zu sprechen, Mr. Pearce ist einer der Wenigen, der hier tatsächlich ein Gespür besitzt und sich diese Musik aufmerksam angehört hat. Auf dieser Grundlage konnte er tatsächlich etwas Eigenes schaffen......Das erste, was unsere ausländischen Hörer wohl bemerken werden, ist unsere Liebe zu den italienischen Meistern der Filmmusik. Wir sprechen über ENNIO MORRICONE, BRUNO NICOLAI, ARMANDO TROVAJOLI, FRANCO MICALIZZI, STELVIO CIPRIANI oder GUIDO – und MAURIZIO DE ANGELIS, alles Namen, die ein seriöse B- Movie Fan liebt und kennen sollte. Dann natürlich unsere Liebe zu SCOTT WALKER und MARC ALMOND oder zu Chansonniers wie JAQUES BREL, weiterhin lieben wir die poetische Genialität der Liederschreiber FABRIZIO DE ANDRE und LUICI TENCO, beide aus unserer Stadt Genoa, sowie PIERO CIAMPI . Ein weiterer wichtiger Einfluss besteht in der ersten italienischen Schlager- Mainstream „Camp“- Welle, also Diven wie MINA, MILVA oder die ganz frühe Diva MILLY VITALE oder eure deutsche UTE LEMPER, sowie natürlich all die Musik, die wir in unseren anderen Bands spielen. IANVA ist ein Retro- Avantgarde Projekt, ein Projekt von archaisch-futuristischer Kraft. Wir zollen ein Tribut an die Musik Italiens der letzten 4 Jahrzehnte. Nun willst Du sicher wissen, ob wir auch von Neofolk- Projekten beeinflusst sind. Lass es uns so ausdrücken, wir sind mehr von der „Idee- Neofolk“ begeistert, d.h. mehr vom Potenzial der Musik als von der Wirklichkeit. Wenn Du wichtige außermusikalische Themen ansprichst, kannst Du es Dir nicht erlauben, auf musikalischem Gebiet oberflächlich zu sein... Dennoch mögen wir z.B. FORSETI, ORPLID oder GAE BOLG, auch wenn wir die Texte oft nicht verstehen, aber das geht euch bei IANVA sicherlich ähnlich. Diese Projekte scheinen stark in ihrer nationalen oder regionalen Kultur verwurzelt zu sein, genau wie wir.
Die Texte eurer kleinen CD-EP sind stark von D’ANNUNZIO und seinem Fiume- Abenteuer beeinflusst. Ihr präsentiert uns hier eine fiktive, tragische Liebesgeschichte zwischen dem Major Renzi und der schönen Elettra...
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich in Italien die Interpretation D’Annunzios durch verschiedene Intellektuelle stark gewandelt. Bis vor wenigen Jahren war für alle klar, dass D’Annunzio als „Mann der Tat“ ganz klar ein "Rechter" war. Das hat sich gewandelt, heute ist die dominierende These eher D’Annunzio als ein Vorreiter einer speziellen, radikalen Linke zu sehen. HAKIM BEY zeigt das zum Beispiel in seinem TAZ Buch. Wir denken, daß D’Annunzios weder „rechts“ noch „links“ war, sondern etwas Neues mit ihm einzog. Etwas, was bis heute die „Macht der Phantasie“ exemplarisch zeigen kann und so deutlich bisher niemals sonst sich manifestieren konnte. Politik als künstlerische Performance, mit der Geschichte als Bühne. Wir sind fasziniert von dem ersten Entwurf der Fiume-Verfassung, der berühmten „Carta Del Canaro“, welche wunderbar sehr progressive soziale Richtlinien verband mit traditionalistischen Elementen auf dem Boden des italienisches Geistes und verwurzelt mit Meer und Boden, verstanden im Sinne des Anti- Urbanismus, der im Entwurf hindurchschimmert.......Die tragische Affäre zwischen Major Renzi und Elettra ist ein kleiner Vorausblick auf das Thema unseres Debütalbums, welches den Titel „Disobbedisco!“ tragen wird. Die Affäre trägt sich in Fiume zu, nach und während der Besetzung der Insel durch D’ Annunzio. Der Dichter und Kriegsheld führte eine Eliteeinheit, die sich gegen die territoriale Resolution wandte, welche von den siegreichen Staaten des 1. Weltkriegs aufoktruiert wurde und den kroatischen Behörden Land (eben die Inselstadt Fiume, das heutige Rijeka) zusprach, dessen Bevölkerung in der Mehrheit italienisch war. D’Annunzio stemmte sich gegen die italienische Regierung, die diese Resolution unterzeichnete/unterzeichnen musste. „Disobbedisco!“ (zu deutsch: „Ich folge nicht!“) war das einzige Wort D’Annunzios in einem Telegramm an den König Italiens, der ihn aufforderte Fiume wieder zu räumen. Renzi ist ein Major in Fiume, Elettra eine Sängerin und verführerische Spionin, die im Auftrag gewisser „dunkler Mächte“ in die Stadt entsandt wurde, um die Lage auszukundschaften. Es ist die Geschichte einer unmöglichen Liebe in der „Stadt des Lebens“ wie Fiume zur Zeit der D’Annunzio Besatzung genannt wurde. Es ist für uns eine Art Musical, dessen Epilog sich im September zeigt, dann veröffentlichen wir unser Album...
Auf der Mini-CD covert ihr JAQUES BRELS „Amsterdam“, warum? Ist es doch auf den ersten Blick ein Bruch mit der italienischen Thematik, die ihr sonst behandelt.
BREL ist einer unserer größten Inspirationsquelle, seine Lyrik, sein Geist, seine Musik. Amsterdam ist eine Hafenstadt, wie auch unser Genoa, und auch die Nähe zu Frankreich ist eine Gemeinsamkeit. Genoa besitzt, abgesehen davon, eine Tradition großartiger Liederschreiber, die sich stark von den besten französisch singenden Chansonniers, wie GEORGES BRASSENS oder eben JAQUES BREL inspiriert zeigten. Für uns ist das eine Art ununterbrochener kultureller Austausch zwischen den Regionen und Kulturen, genau wie es in Europa auch sein sollte. In unserer Mini- CD widmen wir die Live-Coverversion von „Amsterdam“ unseren liebsten Sängern: Natürlich BREL, dann SCOTT WALKER, MARC ALMOND und dem italienischen Schauspieler DUILIO DEL PRETE, der früher einmal eine ganz wundervolle italienische Version dieses Liedes präsentierte.
In unser Korrespondenz benutzt Du häufiger den Begriff „Archäeofuturismus“. Was bedeutet das für Dich
Der Begriff lässt sich auf den französischen Essayisten und Polemiker GUILLAUME FAYE zurückführen, der einst ein Buch unter diesem Begriff veröffentlichte. In diesem leistet er, allerdings unter Beimischung einiger höchst fragwürdiger Elemente, eine Vorausschau auf „die letzten unserer Tage“ und zeigt was nötig ist, um diese zu durchschreiten. Wir benutzen diesen Begriff aber auf unsere Weise und auch recht losgelöst davon. Wir denken, dass jeder, der sich künstlerisch ausdrucken möchte, ernsthaft schauen sollte, was ihm geschichtlich vorausging, um aus diesem Geist heraus voranzutreten, denn offensichtlich ist der Geschmack tief gesunken in unseren Tagen. In unserem Fall begannen wir ein Stil zu kreieren, nachdem wir uns sehr lange schon sehnten und den aber niemand sonst spielte. Ein Klang der Vergangenheit, der in unserer Gegenwart die Auferstehung feiern sollte. Wir möchten nicht bloß ein „Revival“ bieten, sondern vor allem der Leidenschaft wieder eine Stimme geben. Unser Projekt ist eigentlich die pure Selbstbefriedigung. Wir spielen die Musik, weil wir genau diese auch hören möchten. Wenn uns sonst noch jemand mag, sind wir umso glücklicher.
Ist meine Einschätzung richtig, dass ihr nicht zu sehr mit der italienischen Subkulturszene, um die sich auch LICHTTAUFE kümmert, assoziiert werden möchtet, also die bekannten Projekte wie CAMERATA MEDIOLANENSE, AIN SOPH, SPIRITUAL FRONT, ORDO EQUITUM SOLIS oder KIRLIAN CAMERA und RUNES ORDER? Welche dieser Projekte mögt ihr?
Es ist nicht ganz richtig, wir brauchen uns davon nicht zu „distanzieren“, zumindest nicht in feindlicher oder snobistischer Absicht, jedoch ist unser Stil sehr anders, es könnte Hörer in die Irre führen, wenn wir zu sehr mit den von Dir genannten Projekten verglichen werden (wir mögen aber die meisten, der von Dir genannten). Jedoch sind nicht alle IANVA- Musiker „Neofolk“- begeistert. Wir sind gut befreundet mit der Gruppe CUPIO DISSOLVI und den Leuten der MUZAKILLER FOUNDATION. Wir schätzen ausserdem sehr unseren Freund MARCO DEPLANO von FORESTA DI FERRO und WERTHAM oder auch CLAUDIO DONDO von RUNES ORDER, der ja auch bei HELDEN RUNE mitmischt. Auf dem letzten RUNES ORDER Album „Hopeless Days“ coverte er sogar einen MALOMBRA Song („After The Passing“), der dort von der lieben DANIELA BEDESKI von CAMERATA MEDIOLANENSE interpretiert wurde. Unser ARGENTO war auch zusammen mit einigen Musikern von SPIRITUAL FRONT auch schon Gastmusiker bei RUNES ORDER.....Insgesamt würden wir aber lügen, wenn wir behaupteten einen ähnlichen Stil wie diese Projekte zu besitzen. Wir schauen über diesen Bereich hinaus und vor allem schätzen wir die bereits vorher genannten italienischen Künstler, die meist leider entweder tot oder vergessen sind. Eine letzte Sache: Auf unserem Debütvollzeitalbum werden wir einen bekannten, italienischen Gastsänger begrüßen dürfen, den wir alle sehr lieben und respektieren und der mit seiner großartigen Stimme eine Pionierfigur des italienischen Cold- Waves/New- Waves ist. Wir sind sehr stolz auf diese Kollaboration!
Habt ihr mit IANVA jemals Live gespielt und wenn Nein, glaubt ihr, dass das möglich ist?
Es ist sehr, sehr schwer 9 Personen auf die Bühne zu bringen, noch schwieriger ist es zu Proben oder überhaupt sich vollzählig zu treffen. IANVA ist essenziell eine Akustik- Band. Wir mögen Playbacks und Samples überhaupt nicht. Wir möchten das jedes einzelne Instrument auch deutlich hörbar ist, egal ob Akkordeon oder Trompete. Die meisten unserer Stücke sind jedoch live im Studio aufgenommen worden, „Amsterdam“ und ein weitere Coverversion, welche wir unserem Debütvollzeitalbum hinzufügen werden, sogar während eines Festes inmitten unserer Freunde. Wir lieben es live zu spielen, von daher kann man uns sicher in Zukunft auch mal auf der Bühne hören und sehen.
Bitte erzähle uns zum Abschluss noch ein wenig über IANVA- Zukunftspläne.
Momentan sind wir damit beschäftigt unserem Debütvollzeitalbum „Disobbedisco!“ den letzten Schliff zu verpassen. Veröffentlichungstermin ist im September. Danach werden wir weitersehen. Wir hoffen, dass alles besser wird, denn Ideen zur Gestaltung der Zukunft haben wir genug.
Die Black Metal Band SPITE EXTREME WING beschäftigt sich inhaltlich untypischerweise nicht mit "Satanismus", sondern eingehend mit der Tradition und JULIUS EVOLA. Ihre letzte CD "Non Dvcor, Dvco" erschien 2004 und bietet längere Textauszüge des "Cavalcare Le Tigre" Buches im Original.
STEFANIA D'ALTERIO informierte mich noch darüber, daß ihre vorherige Band WAGOOBA durchaus vielversprechend startete (u.a. ein Auftritt bei MTV Italia). Auf ihrer CD "Total Emotion" befindet sich mit "Obsession Magnifique" eine Ode an einen berühmten Industrialpionier und an den Kult rund ums Anziehen von Uniformen.
Einleitung: Roy Liebscher
Interview und Übersetzung: Dominik Tischleder
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