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Roy L.
Labelspecial :: Punch Records
Interview und kostenloser Sampler
Kategorie: Spezial
Wörter: 2982
Erstellt:
24.11.2005
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Der Mann hinter PUNCH RECORDS ist wahrlich kein Unbekannter. Tairy Ceron sollte uns durch sein exzentrisches Auftreten als AIT! längst ein Begriff geworden sein. Vorher machte er unter dem Namen TODAY I'M DEAD den Noise-Sektor unsicher, ein heftigprovokantes Projekt, das mitunter eng mit ATRAX MORGUE "harmonierte". Heute steht vor allem die Arbeit am Label im Vordergrund. Tairy beantwortete uns dazu einige Fragen, die einen ganz musikbegeisterten Menschen und seine Obsessionen erraten lassen...
Hallo Tairy. Um kurz Dein Label vorzustellen, was sind die Ursprünge und Intentionen von PUNCH RECORDS? Welche Ziele verfolgst Du damit und wer außer Dir ist noch darin verwickelt?
PUNCH RECORDS ist mein eigenes Label und ich arbeite daran vollkommen allein. Ich entschied mich dafür, PUNCH ins Leben zu rufen, um mit meiner Musik in der bestmöglichsten Weise umgehen zu können, ohne mich mit den ärgerlichen Problemen herumschlagen zu müssen, die man normalerweise bei Labels antrifft, die von stumpfsinnigen Leuten geführt werden. Darüber hinaus wollte ich eine Art "Unterschlupf" erschaffen, für all jene Bands, die meistens ihrer Originalität wegen sehr schwer einzuordnen sind und sich daher auf zu spezialisierten Labels (um nicht zu sagen "blinde" Labels) nicht wohlfühlen würden. Tatsächlich wollte ich dies als Hauptmerkmal für mein Label festlegen, um Barrieren und Abgrenzungen wie Genre, politische Einstellung, etc. hinter mich zu lassen. Ein Club für Künstler einer neuen Generation, ich spreche hier von einer VÖLLIG neuen künstlerischen/musikalischen Independent Realität.
In der Tat, Dein Labelprogramm setzt sich aus eher jungen Bands zusammen. Wie sieht Deiner Meinung nach diese neue Generation aus und worin unterscheidet sie sich von den vergangenen "New Wave" Bewegungen? Gibt es da etwa eine neue Konzeption dessen, was sich Avantgarde nennt? Etwas idealistisches?
Ich hoffe da wiederauferstehen zu sehen, was in der Vergangenheit die "Untergrundmusik" wie Industrial, Power Electronics, Apocalyptic-Folk etc. markierte, die natürliche Suche nach alternativen/neuen Wegen zu kommunizieren, sich auszudrücken. Wir müssen ebenso tapfer sein wie die Altmeister und Pioniere jener Genres um diese neumodische Welle von Epigonen brechen zu können. Eine neue, mutige Generation von Künstlern, die DEATH IN JUNE oder WHITEHOUSE gehört haben, eine Menge Spaß daran hatten und dank diesen nun ihre ganz eigene Vorstellung von Musik umsetzen können.
In den letzten sechs bis sieben Jahren hat es nichts wirklich Neues gegeben (mit Ausnahme sehr weniger Bands) und ich denke, dass dies teilweise natürlich auch durch Labels, Magazine und Onlineportale bedingt ist, die von kaum aufgeschlossenen Leuten geführt werden und allesamt diese sterilen Klone unterstützen.
Ja, im Moment sind diese Klone in der Mehrheit (auch deshalb dachte ich PUNCH als eine kleine Zuflucht aufzubauen), allerdings glaube ich, dass etwas kommen und schlussendlich alles ändern wird...
Bisher war es PUNCH RECORDS zu eigen, die diversesten Stile zu produzieren. Als Musiker besitzt Du einen ähnlich mannigfaltigen Hintergrund, der sich in den vielen verschiedenen Einflüssen auf AIT! ausdrückt. Es ist also leicht denkbar, dass Dein Label Deinen sehr weitgefassten persönlichen Geschmack reflektiert. Wie setzt Du die Grenzen, was zur Veröffentlichung akzeptiert wird?
Ja, Du hast recht. Ich glaube ein wirklich offengeistiger Mensch und Künstler zu sein. Ich hatte schon viele musikalische Ehrfahrungen, spielte Funk, Death-Metal, Folk, Jazz, Avantgarde, Industrial usw. ...und sicher, da PUNCH ganz allein meine Sache ist, sind die Produktionen meinem "breiten Geschmack" angepasst.
Grenzen…nun, es gibt sehr wenige Genres, die ich richtig hasse, so etwas wird dann natürlich nicht auf PUNCH erscheinen. Dennoch bin ich aufgeschlossen, mir eingereichtes Material jeder Art von Musik anzuhören, da für mich die Originalität und Einzigartigkeit der Musik das wichtigste ist.
Aha, wir können uns also sicher sein, dass niemals Grüppchen dieser Möchtegernkünstler auf PUNCH veröffentlichen werden. Andersherum gefragt, gibt es vielleicht die ein oder andere Band, die Du Dir unbedingt auf Deinem Label zu sehen wünschst?
Ja! Es gibt Künstler, denen ich gern eine Tasse Punsch anbieten würde. Im Moment stehe ich mit einigen von ihnen in Verbindung und habe auch schon ihre Zusage erhalten. Ah ja, es gibt da insbesondere noch ein Projekt, mit dem ich gern für eine AIT! Veröffentlichung kollaborieren möchte, auch die haben schon meinen Vorschlag akzeptiert, hurra! Ähm, tut mir leid, ich kann Dir leider noch keine Namen nennen... bitte noch etwas Geduld, all diese Pläne sollten sich Schritt für Schritt in den nächsten Monaten offenbaren!
PUNCH RECORDS ist inzwischen wohlbekannt für seine wunderschönen, kunstvollen Editionen; jede Veröffentlichung kommt als limitierte Auflage heraus und scheint etwas ganz besonderes zu sein. Ist dies der hohe Anspruch Deiner persönlichen Ästhetik? Und wie viel der Gestaltung kommt dabei von den Musikern selbst?
Ich achte wirklich extrem auf meine Auflagen, ich glaube sehr stark an das, was ich tue und hervorbringe, und jede Produktion ist wie ein kleiner Sohn. Deswegen passe ich so gut darauf auf, dass meine Produkte in luxuriösen Editionen präsentiert werden.
Ich mag es, die von den Musikern vorgeschlagene Gestaltung zu benutzen und ich dränge sie immer, etwas selbst zu machen, weil ich einfach neugierig bin, wie sich ihre Kunst auf das Visuelle überträgt...aber am Ende fragen sie mich oft, ob ich es nicht übernehmen könnte, ihre Ideen in der Gestaltung umzusetzen, weil ihnen doch mein Stil so gefällt, hahaha.
Mit dem neuem Ô PARADIS Album haben wir wieder eine PUNCH Veröffentlichung vorliegen, die in recht provokativer Gestaltung daherkommt. Was fasziniert Dich an diesen Aufstachelungen und teilweise auch bizarren Themen? Wie wichtig ist es Dir zu provozieren und was hältst Du von der sexuellen Tabuisierung, die immer noch unmerklich und eher unbewusst in der "westlichen Wertegemeinschaft" umherschleicht?
Zur Gestaltung der Ô PARADIS CD: als Demian es mir zeigte, habe ich auf der Stelle die Nerven verloren!!! Ich konnte meinen Augen nicht trauen! Nicht nur, weil es "harsch" ist, sondern auch, weil es einen sehr intimen Teil meines Denkens berührte. Tatsächlich, wenn Du die Cover zu den TODAY I'M DEAD Alben gesehen hättest, würdest Du finden, dass es exakt dasselbe Konzept ist. Ja, ich bin ein großer Frauenhasser! Ich liebe diese Gestaltung wegen der Idee, der Philosophie dahinter, nicht nur weil es höchstprovokativ ist.
Generell bin ich nicht daran interessiert und kümmere mich nicht darum, im sozialen Sinne irgendeinen Krieg gegen sexuelles Tabu oder Moralmaßstäbe zu führen...es ist eben einfach nur mein "Geschmack" und ich mag es, ihn zu zeigen. Daher sind die provozierenden Aspekte bei PUNCH nicht geplant oder Teil einer spezifischen Durchdachtheit. Es läuft eher alles auf natürlichem Wege, MEINEM WEG ...haha, vielleicht bin ich ein bizarrer Mensch, aber ich weiß es nicht und bin nicht interessiert daran, es zu wissen. Ich lebe schon seit so vielen Jahren hier auf meiner eigenen Seite mit meinen eigenen Interessen, dass ich schon gar nicht mehr fähig bin, zu verstehen, ob ich ein Außenseiter bin oder nicht...
Für ein paar Deiner Veröffentlichungen ebenso wie für Deine Netzpräsenz hast Du auf die obskur-erotischen Bilder von Saturno Buttò zurückgegriffen. Was kannst Du uns über Deine Sicht auf diesen Künstler und seine stilvollen Werke voll Schmerz und Schönheit erzählen? Warum, glaubst Du, passt es so perfekt zum Konzept von PUNCH RECORDS?
Weil er ein Avantgardist ist wie ich oder besser gesagt wie PUNCH. Er ist sicher einer der größten zeitgenössischen Maler und es ist mir eine Ehre, ihn persönlich zu kennen. Seine Bilder sind so elegant, so präzise, er ist ein großer Meister, der die klassische Kunst studierte und diese dank seiner innovativen Mixtur an Merkmalen - der sakralen Kunst mit modernen Tendenzen - die für gewöhnlich nicht zusammen anzutreffen sind, neu belebte. Ich glaube, dass es da viele Ähnlichkeiten zu meiner Musik (der Musik von AIT!) gibt.
Mit der ERIK URSICH LP hast Du uns einen sehr interessanten Künstler präsentiert, der zuvor eher unbekannt gewesen zu sein schien. Natürlich mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass er einem Label wie VACCA STRACCA entstammt, welches vornehmlich handgemachte CDs und Tapes in streng limitierten Auflagen produziert. Wie bist Du auf ihn und seine Musik gestoßen? Wirst Du weiterhin mit VACCA STRACCA zusammenarbeiten?
Ich liebe Eriks Musik! Ich denke, er ist ein wahres Genie...ebenso ein Genie wie ein Wahnsinniger, hahaha! Dieser Kerl lebt in völliger Isolation, zusammen mit seinen Unmengen an alten Analoginstrumenten. Ich stieß auf ihn über gemeinsame Freunde...ich kann mich noch erinnern, wie sie mir erzählten "hey Tairy, da gibt es noch so einen verrückten Retro-Liebhaber wie du, er macht seltsame Musik, aber er hat Schwierigkeiten ein Label zu finden...". Ich dachte sofort, "ein echter Retro-Liebhaber"? Mmmh, ich muss ihn so schnell wie möglich kennen lernen! (Du musst wissen, ich bin ebenso ein großer Retro-Liebhaber!)
Erik ließ mir viele viele CD-R's zukommen, die ich mir alle anhörte. Schließlich entschied ich mich dafür, ein "Konzeptalbum" über Traurigkeit zu produzieren, so wählte ich die Stücke von den verschiedenen CD-R's.
Nein, PUNCH wird wohl nicht mit VACCA STRACCA zusammenarbeiten.
"Erotomechaniks" bringt etwas Aufsehen in die PUNCH Diskographie. Immerhin ist COPH NIA eine durchaus wohletablierte Band, die ursprünglich der COLD MEAT INDUSTRY entspringt, während das amerikanische Projekt MINDSPAWN der europäischen Hörerschaft weniger vertraut erscheinen mag. Wie kam es zu dieser Veröffentlichung?
Die Hälfte des PUNCH Backkataloges setzt sich aus Splits und Kollaborationen zusammen. Gefällt es Dir verschiedene Künstler zusammenzubringen?
COPH NIA ist eines meiner Lieblingsprojekte! Ich kontaktierte Aldenon und schlug ihm ein paar Ideen vor, er war sofort begeistert und sagte zu! Er sprach dabei von einem älteren, bisher unveröffentlichtem Plan, gemeint war "Erotomechaniks", das auf CMI angekündigt war, sich aber unglücklicherweise arg verzögerte. Also fragte er mich, ob ich daran interessiert wäre, dieses Album als erstes zu produzieren. Von MINDSPAWN hatte ich vorher noch nie etwas gehört, und ich war mir wirklich nicht so sicher über diese Kollaboration. Auch weil er etwas von einem rein instrumentalen Album erzählte (und ich bin doch so verrückt nach seinen "Predigten"!). Doch als ich mir dann die Masterbänder vornahm, sagte ich umgehend: JA!, ich will es jetzt sofort produzieren! Das ist ein wirkliches Muss, selten habe ich ein so wundervolles Dark Ambient Album gehört.
Ah ja, wie ich schon sagte, Aldenon ist auf meine Vorschläge eingegangen, und nicht nur bezüglich "Erotomechaniks". Gerade arbeitet er an neuem Material, das sehr bald schon auf PUNCH das Licht der Welt erblicken wird!
Normalerweise sind alle PUNCH Splitveröffentlichungen freundschaftliche Arbeiten unter den Künstlern, das ist nichts ungewöhnliches. Ja, ich mag es Musiker zusammenzubringen, aber ehrlich gesagt ziehe ich da richtige Kollaborationen vor, auch wenn diese wegen der räumlichen und zeitlichen Entfernungen ein paar Schwierigkeiten mit sich bringen.
Im April diesen Jahres hat Tokio mit den Auftritten von LUFTWAFFE, AIT! und NOVÝ SVET/Ô PARADIS fast schon ein kleines PUNCH Labelfestival erlebt. Welche Reaktionen gab es darauf und was waren Deine eigenen Eindrücke und Erfahrungen? Könntest Du Dir vorstellen so ein Minifestival noch mal zu veranstalten? Vielleicht auch in Europa?
Ja, das ist richtig, es war ein PUNCH Minifestival, haha. Eigentlich war ich der erste, der ein so besonderes Ereignis im Sinn hatte, und ich dachte, man müsste es an einem ebenso besonderen Ort organisieren... was wäre da besser als Tokio!? Also habe ich meine gute Freundin Kotomi vom MOLEHILL Mailorder kontaktiert und sprach mit ihr über diese Idee...sie war ganz aufgeregt und fragte mich gleich, ob sie das ganze als erste MOLEHILL Veranstaltung absegnen könnte.
Oh, das war eine GROßARTIGE Nacht!!! Die Besucher waren unseren Auftritten gegenüber wirklich enthusiastisch, und wir gaben unser bestes. Ich sah da auch einen wirklich starken Unterschied bezüglich der Hörerschaft, diese Leute blieben zwischen jedem Stück tatsächlich völlig still (nach dem Applaus natürlich!), sehr konzentriert auf unsere Vorstellung ...ach, weißt Du, das ist ganz anders in Europa, wo die Zuschauer für gewöhnlich während des ganzen Konzerts plappern...
Zukünftige Live-Shows? Vielleicht. Ich stehe in Verbindung mit ein paar europäischen Veranstaltern aber bisher ist noch nichts entschieden. Ehrlich gesagt mag ich es nicht so sehr live zu spielen, ich ziehe es daher vor, sehr sehr wenige Konzerte zu geben, aber diese müssen dann schon im besten Fall alle etwas ganz besonderes sein.
Analog dazu erschien einige Monate vorher die DRINKING TO BETTER DAYS 12". Wie ist dieser Sampler entstanden? Vielleicht ein Nebenprodukt gemeinsam durchzechter Nächte der beteiligten Künstler...
Ich erhielt eine ganz gute Resonanz bezüglich PP008 (sie ist fast ausverkauft). Mein Grundgedanke war es, eine Split Maxi (es ist kein Sampler wie von vielen Magazinen geschrieben wurde) mit meinen lieben und engen Freunden von NOVÝ SVET & Ô PARADIS zu realisieren und ich dachte dabei, auch für TOTENLIEDER ein wenig die "Tür zu öffnen", weil ich glaube, dass all diese Bands nicht nur auf musikalischer Ebene etwas gemeinsam haben, sondern auch im persönlichen Bereich.
Du hegst also eine enge Beziehung zu Jürgen und Ulla. Wie hast Du sie damals getroffen? Haben die beiden vielleicht - da ja die Split-Single mit NOVÝ SVET die erste PUNCH Veröffentlichung war - zu der Idee beigetragen, Dein eigenes Label zu gründen?
Ich traf Jürgen und Ulla während ihrer Weihnachtsferien vor einigen Jahren in Italien. Da gibt es eigentlich nichts allzu besonderes zu erzählen über diese erste Begegnung...außer vielleicht, dass ich wirklich sehr aufgeregt war, weil das auch immer ein Traum von mir gewesen ist. Ich war wirklich ganz verrückt nach NOVÝ SVET. Nein, es war ganz allein meine eigene Entscheidung PUNCH zu gründen…als ich Jürgen von dieser Idee erzählte, antwortete er mir: "ja, mein Freund, das ist besser für Dich, Deine Pläne sind sehr interessant und auch der Labelname ist ganz perfekt...der Punschdrink, das erinnert mich an diese hübsche Krawatte, die Du damals getragen hast (hahaha)". Vielleicht haben wir nicht unbedingt den selben Musikgeschmack, aber das Wichtigste, das uns zu "Gleichgesinnten" macht, ist unser gemeinsamer Drang nach Freiheit, auf den wir unsere Vorstellungen von Musik ausrichten.
Mit AIT! hast Du eine ganz passende Nische gefunden, um so richtig provozieren zu können und laut das auszusprechen, was Du denkst. Das ist ja nun auch so ein "mitten-in-die-Fresse" Konzept. Ist es genau das, was der Name PUNCH sagen möchte? Inwiefern möchtest Du denn Dein eigenes Projekt in Verbindung mit dem Label gebracht sehen?
Ich wählte den Namen PUNCH aus ganz verschiedenen Gründen. Zunächst, weil ich diesen altmodischen Drink liebe (seinen Geschmack genauso wie die orange Färbung, ich bin nun mal ein Retro-Liebhaber und dieser Drink ist der für die 70er typischste). Aber auch, weil ich PUNCH als eine Art Faust sehe, ein "Schock", etwas, das nicht erwartet wird und nicht gewöhnlich ist - genau wie die Musik, die ich präsentieren möchte. Ja, AIT! heißt so viel wie "Raus!"...man kann diesen Ausruf gleichermaßen in einer ernsthaften bzw. aggressiven und in einer komischen Weise gebrauchen. Ich glaube auch, dass AIT! und PUNCH hier den selben Standpunkt vertreten.
Ja, dass Du ein großer Retro-Liebhaber bist, wird absolut offensichtlich, wenn man sich Deine Platten anhört! Du benutzt häufig Samples aus diesen alten italienischen B-Filmen und dann diese altmodische Gestaltung. Sammelst Du etwas solches Zeug? Was liebst Du so sehr an Retro - Objekten? Ist das eher so eine sentimentale Nostalgiesache oder gefällt Dir einfach nur der Stil?
Ja, ich bin ein verrückter Sammler von allen möglichen Dingen, die etwas mit dem modernen Design der 70er zu tun haben: Kleidung, Sonnenbrillen, Möbel, Musik, Filme, etc.....wirklich, ich wünschte, ich könnte in den 70ern leben, meinen Matra fahren, zusammen mit einem sexy Mädchen und dann höre ich Musik in meinem von Panton entworfenen Haus!! Aber es ist leider nur ein Traum...
Ich weiß auch nicht, warum mich diese Zeit so fasziniert. Da scheint ein verrückter Teufel in mir zu sitzen, der jedes Mal meine Seele ganz tief berührt, wenn ich nur diese Formen und Farben sehe. Glaub mir, das ist nicht nur reines Interesse, mein ganzes Leben ist von den 70ern bestimmt. Vielleicht könnte mir ja ein guter Psychiater helfen, mich selbst besser zu verstehen, aber eigentlich bin ich daran gar nicht interessiert. Ich liebe meine Obsession, haha.
Zum Schluss noch etwas "geschäftliches": In den letzten Jahren wurde unsere kleine Subkultur von einem ganzen Haufen neuer Labels überflutet. Welche speziellen Eigenschaften braucht Deiner Meinung nach ein Label heutzutage, um sich von den anderen abheben zu können? Würdest Du dieses permanente Wachstum (mehr Bands, mehr Labels) als Gefahr für unsere Independentszene beurteilen, die wohlmöglich immer kommerzieller wird? Wie können wir sie als "Independentszene" bewahren?
Mmh, Du bietest da eine wirklich intelligente (und delikate) Frage, die sich hier jeder einmal stellen sollte. Ah, unglücklicherweise: ja - die Independentszene hat heute ernsthafte Schäden erlitten, was die Leute normalerweise Independentmusik nennen, ist in Wirklichkeit nichts anderes als ein "Untergrundmainstream", und das ist schrecklich. Schrecklich, weil dies bedeutet, dass wie im richtigen Mainstream jemand darüber entscheidet, welche Art von Musik und welche Bands für den Moment (durch Produktionen und Öffentlichkeitsarbeit) in den Mittelpunkt geschoben werden sollen. Okay, ich denke, das ist ja auch normal so - wenn eine Band oder ein Label relativ "bekannt" wird, kann deren Stil zwar schon ziemlich die Geschmäcker beeinflussen, aber nicht so sehr die wirklichen Musikliebhaber und -kenner.
Ein weiterer trauriger Punkt rührt von der schlechten Arbeit vieler Onlinemagazine (zum Glück gibt es auch noch einige gute...), die normalerweise nur die Bands/Labels/Stile des Augenblicks unterstützen, bloß weil irgendein Großmaul sagt "diese Band muss großartig sein, weil ich es im Moment so haben will...".
Daher hat man kaum die Möglichkeit sehr viele wirklich gute Bands zu für sich entdecken, nur weil es gerade nicht "ihre Zeit ist" oder weil die Rezensenten nicht gewillt sind, unbekannte Projekte zu besprechen. Die ziehen es doch lieber vor, gemütlich und in Sicherheit mit den bekannten Namen zu arbeiten. Aber ich denke, genau das steht in starkem Kontrast zum Geist der Untergrundkultur, und auch aus diesem Grund ist daraus ein seltsamkleiner kommerzieller Mainstream geworden.
Egal auch, ich blicke vertrauensvoll in die Zukunft. Ich glaube, diese langweiligen Zeiten gehen allmählich vorüber und ein neues, interessantes Morgen wird nun kommen!
Das hoffen wir. Vielen Dank, Tairy!
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