Neofolker, ihr müsst jetzt stark sein: Das beste Neofolk-Konzert des diesjährigen WGTs boten weder deutsche Wald-und-Wiesen-Romantiker noch verhinderte italienische Eisverkäufer, sondern der britische Queer-Folker PATRICK WOLF. Die Diva spielte mit einem ellenlangen Soundcheck am Samstagmittag in der Kuppelhalle zunächst mit den Nerven der wartenden Zuschauer, entschädigte das Volk aber mit Folkperlen Marke "Oblivion" und "Bachelor". WOLF machte mit seiner charmanten Art selbst das Stimmen seiner Instrumente zum Happening und gilt zu Recht als MARC ALMOND des 21. Jahrhunderts. (RK)
Nach dem 2007er Album „God Is Not Dead For The Birds“ schienen
LUX INTERNA mehr oder weniger vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Nun, nach sechs Jahren der Stille überrascht die Band mit einem neuen Album namens „There Is Light In The Body, There Is Blood In The Sun“ (
Besprechung), das den ursprünglichen, typischen Neofolk-Sound der Band auf den Kopf stellt. Die Hinwendung zum düsteren, erdigen und leidenschaftlichen Folk-Rock wurde nun auch live dokumentiert, indem man nicht wie früher als Trio – JOSHUA und KATHRYN GENTZKE plus den inzwischen verstorbenen Keyboarder KEVIN SWEET – auftrat, sondern mit großer Band und ohne Keyboard auf der Bühne stand.
Wenn man einer Band aus dem Neofolk-Lager diese Wandlung zugetraut hätte, dann wohl sicher LUX INTERNA, da Sänger JOSHUA GENTZKE schon vor Jahren den Ruf des „NICK CAVE des Neofolks“ weg hatte, was vor allem an seinem überdurchschnittlichen Gesang und seiner leidenschaftlichen Bühnenperformance lag. Blieben LUX INTERNA früher im übersichtlichen Akustikgitarre-, Keyboard-, Percussion-Korsett gefangen, so wühlt man nun im erdigen Untergrund, um mit rumpelndem Schlagzeug, Bass, elektrischer Gitarre und einer effektiv eingesetzten Violine – KRIS FORCE (u.a. AMBER ASYLUM) ist nun auch für die Band aktiv – ausladende, bis zu zehnminütige Klangteppiche wie „Wounded Stag“ auszulegen, die explosiven Höhepunkten entgegenstreben und deren greifbarer Intensität, trotz sitzendem JOSHUA, man sich kaum entziehen konnte. Während sich KATHRYN und JOSHUA GENTZKE beim Gesang abwechselten oder ergänzten, legte die Band, die übrigens auch JOHN VAN DER LIETH (SONNE HAGAL) bei der Percussion unterstützte, eine souveräne Grundlage. Letztlich waren LUX INTERNA für mich die positive Überraschung des Festivals. (TF)
DARKWOODVon den nachfolgenden
DARKWOOD konnte man solch eine Live-Wucht erwartungsgemäß nicht verlangen, obwohl man auch hier mit einer Band antrat, die mit Keyboards, Akkordeon, Violine und Percussion/Bass ein breites und differenziertes Klangbild lieferte, das musikalisch rund wirkte. HENRYK VOGEL war natürlich für Gitarre und Gesang zuständig, wobei er gerade bei letzterem bei einigen Stücken durch souveränen, weiblichen Gesang unterstützt oder sogar abgelöst wurde, was der Abwechslung und der Dynamik nur gut tat. Den Zuhörer erwartete so ein stimmungsvolles und unaufgeregtes Konzert ohne unnötiges Brimborium, bei dem glücklicherweise auch das Publikum, was den Geräuschpegel anging, angenehm diszipliniert war. Musikalisch wurde der Bogen von „The Dusk Draws Near“ vom ersten DARKWOOD-Album „In The Fields“, bis hin zu den jüngsten Werken gespannt, wobei experimentelle oder elektronische Stücke außen vor blieben. Da mir DARKWOOD trotz der gerade dem deutschen Neofolk manchmal innewohnenden Steifheit traditionell live besser gefallen als auf Platte, wusste mich das Konzert auf jeden Fall zu überzeugen. (TF)
DORDEDUH/NEGURA BUNGETSowohl WGT als auch
NONPOP geben immer wieder guten Metal-Bands eine Chance. Zu dieser Kategorie gehören definitiv auch
NEGURA BUNGET und
DORDEDUH aus Rumänien, die beide an verschiedenen Tagen das diesjährige WGT beehrten. Dieses Zusammentreffen hatte eine gewisse Brisanz, bestehen die 2009 gegründeten DORDEDUH doch mit HUPOGRAMMOS und SOL FAUR aus zwei ehemaligen NEGURA BUNGET-Mitgliedern, die als Gründungsmitglieder von deren Banddiktator NEGRU aus der Band heraus komplimentiert wurden.
Dementsprechend ging es um nicht weniger als um die Frage, wer der wahre Erbe des folkloristisch-transsilvanisch inspirierten Black Metals ist. DORDEDUH stiegen dazu am Samstag im Kohlrabizirkus mit zwei Gitarristen, einer hübschen Tastenfrau und einem glatzköpfigen Dulcimer-Spieler in den Ring, NEGURA BUNGET folgten am Montag an gleicher Stelle in spartanischerer Fünfmannbesatzung, dafür aber mit einem echten Novum in der Black-Metal-Szene, nämlich einem Panflötenspieler mit Afro-Frisur. Am Ende konnten DORDEDUH den Wettbewerb mit dem fetteren Sound für sich gewinnen. (RK)