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Michael We.

Klein, alt, sexy. Das TRIKONT-Interview

Ein Gespräch mit EVA MAIR-HOLMES über das Münchner Label


Klein, alt, sexy. Das TRIKONT-Interview
Kategorie: Spezial
Wörter: 1049
Erstellt: 18.08.2012
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Vor allem mit LABRASSBANDA habt Ihr ja nun richtige Stars unter Vertrag. Warst Du vom Erfolg – vor allem innerhalb der kurzen Zeit – überrascht?

Ja total. Was diese Band da geleistet hat, was da passiert ist, in so einer Geschwindigkeit, das war unfassbar. Wir konnten das ja selbst nicht glauben. Man muss natürlich dazu sagen, und das hast Du halt nicht immer, dass die Band ganz klar gesagt hat: Wir wollen spielen. Drei davon hatten ja Arbeitsverträge mit Philharmonischen Orchestern, die haben das alles aufgegeben. Also auch Sicherheiten aufgegeben, bevor sie wussten, wie's weiter geht. Die haben einfach gesagt: Das wollen wir machen, das ist unser Ding. Und sind mit so einer Vehemenz und so einer Lust da reingegangen, und wir haben die natürlich auch mit einem wahnsinnigen Spaß unterstützt. Die haben einfach irre viel gespielt. Das war was, da hättest Du jeden Marketing-Plan einstampfen können. Jeder, der die einmal gesehen hat, wollte die wieder sehen und wollte seinen Freunden sagen: Die müsst ihr sehen. Es war wirklich Mundpropaganda. Das war nicht absehbar.

Glaubst Du, dass mit KOFELGSCHROA was Ähnliches passiert, die ja auch gerade an der Schwelle zum Bekanntwerden sind, zumindest in Bayern?

Nicht in der Form. Das bietet schon die Musik nicht. Die werden ähnlich wie ATTWENGER immer so was Eigenwillig-Besonderes behalten. Das kann man nicht wiederholen. Das, was mit LABRASSBANDA passiert ist, hat zum einen natürlich mit dieser Brachialgewalt zu tun, mit der die spielen, mit dieser irren Bühnenpräsenz und mit der Art, was sie spielen. Das ist jetzt bei KOFELGSCHROA ganz anders, obwohl es trotzdem so ist, dass ich die letztes Jahr auf der alternativen Wiesn gesehen habe … Da gibt es so eine kleine Wiesn, die quasi so aufgebaut ist wie die Wiesn früher war, HISTORISCHE WIESN nennt sich das. In diesem Bierzelt haben die gespielt, und da war ich wirklich skeptisch. Da hatten wir noch keine CD, da hatten wir sie gerade so kennengelernt. Und es hat trotzdem funktioniert. Die Leute waren ganz ruhig plötzlich und haben gelauscht. Wenn Du natürlich LABRASSBANDA in ein Bierzelt stellst, dann sind die Leute nicht ruhig und lauschen, die tanzen sofort auf dem Tisch, da bin ich mir sicher.

KOFELGSCHROA: Sog Ned

Jetzt haben wir schon einige Bands angesprochen, und es folgt eine schwierige Frage: Könntest Du mal insgesamt versuchen, zu beschreiben, welche Musik TRIKONT veröffentlicht, wo die rote Linie ist?

Die einzige, die ich Dir sagen kann, ist: Du musst das Gefühl haben, es sind Leute, die haben was Eigenständiges haben, die was vermitteln wollen, die was sagen wollen und damit was machen wollen. Und sie wollen nicht als erstes in die Charts, sondern sie haben was, was ihren eigenen künstlerischen Ausdruck ausmacht. Ich würde keine zweiten und dritten ATTWENGER machen, weil die kommen jetzt natürlich. Jetzt kriegst Du Angebote von Bands, die klingen wie LABRASSBANDA, oder wir hatten dann immer 'wie ATTWENGER'. Das interessiert uns nicht mehr. Der Stil selber ist es nicht. Natürlich freuen wir uns über so gelungene Kombinationen wie bei LABRASSBANDA oder KOFELGSCHROA, wo Du sagst: Wir nehmen was, das von hier kommt, wo wir herkommen, und das transportieren wir in die Zeit, in der wir jetzt leben.
Aber wir haben ja auch ganz andere Sachen: BERNADETTE LA HENGST aus Berlin macht jetzt gerade was Neues, das ist ein ganz anderer Background. Und trotzdem, finde ich, ist klar, dass die bei uns ist.

BERNADETTE LA HENGST: Drogen Nehmen Und Rumfahren

Ich habe in diversen Lexika-Einträgen zu TRIKONT ein Zitat gelesen, und zwar, dass Ihr der vorherrschenden Expertenkultur entgegenwirken wollt. Kannst Du das erklären?

(EVA lacht.) All diese Spekulationen darüber, was die Leute hören wollen, siehe Formatradio, wo Du sagst: Wir sind Experten dafür, wie man Dinge verbreitet und was für Dinge man verbreitet. Das hast Du ja nicht nur in der Musik, aber in der natürlich vor allem. Da sind wir immer skeptisch. So kucken wir nicht und so arbeiten wir nicht. Für uns ist wichtig: Musik muss ein Geheimnis haben, immer. Es kann nicht nur die Oberfläche sein, dann langweilt es mich auch ganz schnell. Das kannst Du natürlich, Du kannst wunderbar mit Oberflächen arbeiten, das macht eine LADY GAGA oder wer auch immer, ich hab' da auch gar kein Problem damit. Aber das hat mit uns nichts zu tun. Für mich muss hinter der Oberfläche noch was passieren. 

Du hast schon die Größe (oder auch nicht) von TRIKONT angesprochen. Ein kleines Schnellboot und kein großer Tanker. Was spürt Ihr denn von der angeblichen Krise in der Musikbranche, von illegalen Downloads?

Es trifft uns schon auch. Nur ist das natürlich auch ein bisschen simpel, das nur so zu beschreiben. Es ist schon auch so, dass Du sagen kannst: Musik hat im Lauf der Jahre eine Entwertung erfahren. Im Umgang der Öffentlichkeit, im Umgang der Medien. Musik hatte ja gesellschaftlich lange eine sehr große Bedeutung, gerade Musik, die jung und neu war. Und irgendwann hast Du gemerkt, wie wenig Verbreitungsmöglichkeiten wir plötzlich noch hatten. Es gab keine Musiksendungen mehr, in den Feuilletons war Klassik plötzlich wieder übergreifend, und die aktuelle Musik hat immer weniger Platz gekriegt.
Aber es ist auch so, dass es uns an manchen Ecken weniger trifft. Weil wir keine Produkte haben, wo Du sagst, die höre ich jetzt so nebenbei. Gerade was unsere Sampler angeht. Das erfordert eine Aufmerksamkeit. Und die hast Du nicht, wenn Du auf die Schnelle irgendeinen Song downloadest.

Hilft es vielleicht auch, dass Ihr Musik habt, die Ihr im wahrsten Sinne unter die Leute bringt, also Musiker und Bands, die unglaublich viel live spielen?

Da muss ich sagen, dass wir manchmal auch Fehler gemacht  haben. Wenn uns eine Musik so gefallen hat, haben wir manchmal gar nicht mehr drauf geachtet, dass die auch spielen. Wir hatten schon Projekte, die dann auch nicht mehr funktionierten. Du  musst die Leute ja immer persönlich anstecken. Wir haben keinen Werbeetat. Und inzwischen ist es so, dass wir da  immer drauf achten, dass die Bands immer die Lust und den Spaß haben, zu spielen. Es gibt auch grandiose Bands, die leider nicht spielen wollen.

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Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» TRIKONT-Homepage
» TRIKONT-Shop
» TRIKONT @ Wiki
» TRIKONT @ myspace


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