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Michael We.

Platz da! FEHLFARBEN zum neuen Album

Ein Interview mit FRANK FENSTERMACHER und KURT DAHLKE


Platz da! FEHLFARBEN zum neuen Album
Kategorie: Spezial
Wörter: 1190
Erstellt: 05.05.2012
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Sie haben in den vergangenen Jahren regelmäßig Konzerte gespielt, die Besetzung ist - wenn ich das richtig sehe - konstant geblieben. Würden Sie nun soweit gehen, sich als 'richtige' Band zu bezeichnen, nach den vielen Besetzungswechseln vorher? Und wenn ja, wie äußert sich das in der Zusammenarbeit?

FF: Seit 2002 spielen wir konstant in derselben Besetzung, abgesehen von der Pausierung THOMAS SCHWEBELs seit 2006. Ich empfinde uns als echte Band, auch wenn wir zum Teil mehr als 1000 Kilometer voneinander entfernt leben. Wir teilen alle Entscheidungen und auch alle Tantiemen an den Stücken, und das Proben geschieht halt live. Das hält das Repertoire frisch und spannend.

KD: Es ist in der Tat die Besetzung der FEHLFARBEN, die am längsten zusammen ist, weil wir uns gut verstehen und der Mix der Persönlichkeiten einfach stimmt. Wir freuen uns meistens auf gemeinsame Konzerte oder Aufnahmen, und wir wohnen ja auch alle in verschiedenen Städten, was bedeutet, dass wir uns nicht immer 'auf der Pelle' hängen.

Hat sich auch die Art geändert, Songs einzuspielen? Weg von 'einfach mal machen' im Studio, hin zu gemeinsamem Songwriting, langfristiger Vorbereitung?

KD: Da hat sich bisher nicht viel geändert. Wir entwickeln die Ideen, die jemand einbringt, gemeinsam weiter, und wenn wir das Stück fertig finden, beginnt PETER mit dem Texten. Das Song einspielen hat sich bei den letzten beiden Platten dahingehend geändert, dass wir jetzt gemeinsam einspielen. Bei "Xenophonie" jetzt auch ohne Overdubs und zusätzliche Tracks.

FF: Wir treffen uns außerhalb der Auftritte allein aufgrund der großen Entfernungen eher selten. In aller Regel brauchen wir zum gemeinsamen Arbeiten einen Anlass. Wir trafen uns vor den letzten Studioaufnahmen zwei Mal für drei bis vier Tage, in denen wir dann sehr schnell mehr als 25 Stücke gemeinsam erarbeiteten, von denen es in aller Regel weniger als die Hälfte auf das Album schaffte. Die Texte entstanden fast immer im sozialen Kontext während des Musikmachens, inspiriert durch die Situation in der Gruppe und durch die Musik.

Ihr Klassiker "Monarchie Und Alltag" bekommt ja mit zunehmendem Alter immer mehr Lorbeeren, ähnlich wie FEHLFARBEN selbst: Goldene Schallplatte, bestes deutsches Album aller Zeiten im ROLLING STONE. "Platz da, macht den Weg frei, wir sind die Speerspitze der Kulturindustrie" (ein ironisches Zitat aus "Platz Da!!!") - könnte das nicht Ihr neues, selbstbewusstes Motto sein?

KD: Das Motto ist nicht schlecht, ist aber im Text eher auf eine andere Personengruppe gemünzt…

FF: Man könnte es so verstehen. Da befinden wir uns sicher im Widerspruch. Gemeint ist jedoch eher die Ellbogenhaltung derer, die immer nur nach ihrem Vorteil gieren: "Sie (wir) machen Fernseh' und Film und auch den Roman" (ebenfalls ein Zitat aus "Platz Da!!!"), aber ein wenig Platz könnten sie schon machen, nur, wir gehören ja selber zur etablierten Generation.



"Wir werden beim Bäcker stets als erste bedient", auch ein Zitat aus dem neuen Album. Wie gehen Sie denn mit dem medialen und möglicherweise auch finanziellen Erfolg um? Neuer Tourbus? Band-Yacht??

KD: Das kann Ihrerseits nur ebenso ironisch gemeint sein. Niemand in der Band kann nur von den Einnahmen der FEHLFARBEN leben. Vielleicht gönnen wir uns ja mal ein paar neue Tour-T-Shirts, was wollten wir denn mit einer Yacht? Nö, da bleiben wir lieber auf dem Teppich und freuen uns, dass noch jemand unsere Musik veröffentlicht und mag.

FF: Sehr hypothetische Frage! Von medialen Erfolgen, sollte es sie geben, kann man sich nichts kaufen. Und da es seit "Monarchie Und Alltag" keinen finanziellen Erfolg gibt, gibt es auch keine umfangreichen Immobilienspekulationen, Steuerfluchten, Wetten auf höhere Nahrungsmittel- und Rohstoffpreise, keine Abschreibungen, Börsenspekulationen auf Waffenfirmen oder Mineralbrunnen oder etwas Ähnliches.

Was mich an FEHLFARBEN in den vergangenen Jahren am meisten überrascht hat, waren übrigens... die Klamotten zu "Glücksmaschinen"! Ich hatte die Band nie als optisch schrill in Erinnerung, und auf den Pressefotos zum letzten Album dann plötzlich diese kreischenden Tapeten-Outfits. War das ein Ausdruck davon, dass sich bei FEHLFARBEN was geändert hat, oder einfach nur Spaß?

FF: Es stand die Idee im Vordergrund, sich mit der Umgebung, der Wand, der Oberfläche optisch zu vereinen. Ein modernes Wohnzimmer-Tarnoutfit, das eine Verschmelzung mit dem Hintergrund ermöglicht. Dass es dann poppigere Tapeten wurden, hatte mit dem Fotografen zu tun. Ich hatte andere Tapeten ausgesucht. Insofern gewann dann das profane die Oberhand.

KD: Die Tapeten waren natürlich der ironische Kommentar zu unserem neuen Label TAPETE RECORDS. Und die Hemden der letzten Tour sind von der Künstlerin ANNA MEYER gestaltet worden. Wir sind da ganz offen, was Outfit angeht - einer der Sponsoren, die wir mal hatten, war ein französischer Anzughersteller, da haben wir dann auf der Tour die Anzüge getragen…

Sind Sie mit den Tapeten auch rumgelaufen, oder gar live aufgetreten?

FF: Das war geplant. Aber die Tapeten haben nicht gehalten. Das nächste Mal also genähte Vorhangstoffe... war uns leider zu teuer damals.

KD: In den Hemden von ANNA MEYER wird man PETER auch auf der neuen Tour bewundern können.

Sind FEHLFARBEN vielleicht heimlich und leise Pop geworden, nicht nur optisch? Immerhin gehen auch viele der neuen Lieder an die Vier-Minuten-Radiogrenze, recht ungewohnt für Sie.

KD: Diese Unterscheidung ist doch 'Jacke wie Hose'. Es liegt doch nicht an uns zu sagen, ist das Pop oder nicht, wir machen das was wir gut finden, und wie es dann etikettiert wird, liegt eh nicht mehr in unseren Händen.

FF: Was ist Pop? Ewiger Schlager, R&B, Hip Hop... Vielleicht ist es eher Antipop. Doch der erhält keine Rotation. Das Radio ist soo anti-anti-istisch.

Die Fachpresse diskutiert ja bis heute, ob FEHLFARBEN überhaupt Punk waren, und wenn ja, wie lange. Wie viel Punk steckt denn (noch) in Ihnen beiden?

FF: Punk in der angloamerikanischen Form gab es hierzulande nicht wirklich. Wir liebten alle den Pogo. Ich war auf jedem Konzert im RATINGER HOF und sympathisierte mit der Antiästhetik und der konsequenten 'No future'-Haltung des Punk. Neben Punk interessierte mich Industrial und Bands wie THE NORMAL, PERE UBU, CHROME, WIRE, THROBBING GRISTLE. Aber wir waren alle mehr oder weniger Dilettanten. Das war auch viel spannender. Die erste FEHLFARBEN-Single sollte Ska sein. Dem hab ich es zu verdanken, dass ich dabei bin, weil ich Jazz liebte und ein Saxophon hatte, und das gehörte damals halt zur Skamusik.

KD: Das stimmt, Punk waren die FEHLFARBEN nie richtig, auch wenn wir in der Band gerne solche Bands hören. Auch wenn wir uns auf nicht viel einigen können, aber eine Band wie WIRE ist dann ein gemeinsamer Nenner, auf den man sich im Tourbus einigen kann.

Die beliebteste Frage eines jeden Mitarbeitergespräches: Wo sehen Sie Sich in zehn Jahren in diesem Unternehmen, also bei FEHLFARBEN?

FF: Immer noch ganz unten.

KD: Die Abstände, in denen wir Alben veröffentlichen, scheinen sich ja zu verkürzen, wir haben anscheinend noch ordentlich Nachholbedarf. Insofern wird dann in zehn Jahren ja wahrscheinlich täglich eine neue Nummer rausgehauen…

Herr FENSTERMACHER, Herr DAHLKE, vielen Dank für das Interview und natürlich viel Erfolg mit dem neuen Album!



 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» FEHLFARBEN
» FEHLFARBEN @ myspace
» FEHLFARBEN @ last.fm
» TAPETE RECORDS
» FEHLFARBEN @ TAPETE
» Labelshop

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» FEHLFARBEN mit neuem Album (Mai) zum Reinhören!

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