LORD ASARADEL, Du hast seit der Gründung von GODLESS eine ganze Latte an Mitmusikern gehabt, bist aber schlussendlich doch immer wieder alleine übrig geblieben. Würdest Du GODLESS als Ein-Mann-Band bezeichnen? Vor vielen Jahren war ich an einem Punkt, an dem ich die ganzen Wechsel leid war. Deshalb lernte ich, mal abgesehen von den Drums, alle anderen Instrumente selbst. Also könnte man schon sagen, dass GODLESS bis heute als Ein-Mann-Band überlebt hat. Für Live-Auftritte buche ich zusätzliche Musiker. EMBALMER würde ich als ständiges Mitglied von GODLESS bezeichnen. Er war für die Gitarren auf "Church Arsonist" und der "Theriantropic Lust"-EP verantwortlich. Und er wird mir auch auf dem nächsten Album "Ingredere Ad Templum Satanae", welches noch dieses Jahr erscheinen wird, zur Seite stehen. Ebenso auf dem vierten Album, das anschließend rauskommt. Wie werdet Ihr in Puerto Rico wahrgenommen? Verehren Euch die Menschen als immerhin erste Black Metal-Band dort (immerhin habt Ihr in der größten Tageszeitung schon ein Interview bekommen), oder fürchten sich die Leute aufgrund Eurer derben Bühnenshows vor Euch? Der GODLESS-Kult war schon immer sehr übersichtlich, und glücklicherweise hassen uns die meisten Menschen auf Puerto Rico! Sie halten offenbar die Brutalität unserer Live-Shows nicht aus und verstehen die extremen Hintergründe unseres Konzepts nicht. Die meisten unserer 'Gegner' sind ja noch Kinder, sie waren noch nicht mal auf der Welt, als wir mit Musik angefangen haben. Unsere Feinde können nicht akzeptieren, dass wir immer einen Schritt weiter sind. Sie werden niemals etwas mit Musik zu tun haben, höchstens ein bisschen klampfen zuhause in ihren Garagen oder bei mickrigen Shows in ihren Käffern. Ich finde den Müll ja lustig, den sie über uns erzählen. Dieser Abschaum macht damit auch noch Werbung für uns. Aber vergöttert müssen wir auf der anderen Seite natürlich auch nicht werden, das ist Quatsch! Ich wünsche mir einfach Respekt dafür, dass wir schon so lange existieren und für alles, was wir in diesen 20 Jahren erreicht haben. Welche Möglichkeit aufzutreten habt Ihr in Eurer Heimat? Also vor einigen Jahren haben wir noch live gespielt. Ich habe mir, wie gesagt, Musiker für Auftritte gebucht. Wir sind damals auch oft verboten worden. Die Shows waren extrem, und sie waren immer ausverkauft. Dazu hat der Mist beigetragen, den alle über uns erzählt haben und noch erzählen. Schlussendlich habe ich entschieden, dass es Zeitverschwendung ist, in Puerto Rico live zu spielen. Hier aufzutreten hilft keiner Band. Kann aber schon sein, dass ich meine Meinung noch mal ändere. Dann wird es noch einmal eine GODLESS-Show geben! Ich habe beim Stöbern im Netz ein Forum gefunden, die PUERTO RICO METAL ALLIANCE. Gibt es eine Art Infrastruktur für Deine Musik, einen Austausch von Informationen, ein Label, gemeinsame Auftritte? Ja, die PUERTO RICO METAL ALLIANCE ist eine der wenigen Organisationen, die hier Metal unterstützt. Es gibt sonst noch eine Handvoll an Agenturen, die Konzerte für international bekannte Bands buchen. Die Metal-Szene scheint sich ein wenig zu vergrößern, ist aber immer noch voll von Heuchlern und Ignoranten. Deshalb will ich damit eigentlich nichts zu tun haben. Die einzigen örtlichen Label, die auch extreme Musik vermarkten, sind THRASH CORNER RECORDS und KHAOSMASTER RECORDS. Das sind loyale und fähige Leute, die schon die eine oder andere internationale Band rausgebracht haben. Meine Hochachtung! (Sind übrigens alte Freunde von mir.) Was Black Metal angeht: Existiert hier praktisch nicht. Nur ganz wenige neue Bands. Immerhin hat Euch die größte Zeitung Puerto Ricos interviewt. Hat Euch das was gebracht? Doch, ja, das war ziemlich gut für eine Black Metal-Band, die nicht Teil des kläglichen Mainstreams ist. Hat für Diskussionen gesorgt und die Neugierde vieler Leute geweckt. Vielleicht hat auch der eine oder andere Ignorant begriffen, dass es mehr Musik gibt als das dämliche kommerzielle Zeug. Wir waren auf jeden Fall eine Zeit lang auch jenseits des Untergrunds bekannt! Gibt es eine 'offizielle' Position zu GODLESS, aus der Politik? Die Regierung von Puerto Rico hat nun wirklich nichts mit Musik am Hut. Wir existieren nicht für die. Außer, Du bist ein berühmter Chart-Künstler, wie einige Hip Hopper hier. Die meisten Politiker sind eh damit beschäftigt, Drogengeld zu waschen. Würdest Du Dich als politischen Menschen bezeichnen, zumindest beim zentralen Thema in Puerto Rico: Soll man ein vollwertiger Staat der USA werden oder komplett unabhängig? Ich würde mich irgendwie schon als politische Person bezeichnen, aber meine extremen Wertevorstellungen kann ich hier nicht ausführen. Alles, was ich dazu sagen möchte, ist: Puerto Rico ist US-amerikanisches Gebiet. Wir sind kein eigenständiger Staat, obwohl wir uns wie einer geben und nach außen auch so wirken. Wir sind alle amerikanische Staatsbürger. Das ist soweit ok. Ein Problem (nicht für mich!) wäre es vermutlich schon, wenn Puerto Rico in einen richtigen Bundesstaat der USA umgewandelt werden würde. Ein Pakt mit dem Teufel. Damit wäre Puerto Rico das nächste Pearl Harbour, und irgendwann führt sicher jemand einen großen Krieg gegen die USA. Auf der anderen Seite wäre es genau so schlimm oder noch schlimmer, eine völlig unabhängige Insel zu sein. Das hätte keinen guten Einfluss auf die faulen Leute hier und das mangelnde Selbstbewusstsein dieser ganzen beschissenen Insel. Wie würde sich Puerto Rico entwickeln, wenn Du das bestimmen könntest? Ein großes, radioaktives Loch in der Karibik! Auf einem Eurer Cover ist eine brennende Holzkirche zu sehen, auf MYSPACE zählst Du massenhaft skandinavische Black Metal-Bands der ersten Stunde als Einflüsse auf. Ich schließe messerscharf, dass Du Dich – musikalisch und thematisch – in der Tradition dieser Bands siehst … Wir wurden durch ganz verschiedene Musikstile beeinflusst, nicht nur durch Black Metal. Manchmal sogar von Musik, die überhaupt nichts mit Black Metal zu tun hat. Klar lässt sich festhalten, dass die Bands, auf die Du anspielst, unsere Musik gefördert haben. Wir haben ähnliche Wurzeln, obwohl es auch Unterschiede gibt. Du hast Anfang des Jahrtausends kurz in den USA gelebt, bist aber schnell wieder nach Puerto Rico zurückgekehrt. Warum? Hattest Du dort nicht bessere Möglichkeiten als Musiker? Ich bin nach Pittsburgh gezogen, um bei LETHAL PRAYER Schlagzeug zu spielen. Damals setzte sich diese Band aus Ex-Mitgliedern von ACHERON, INCANTATION, MORBID ANGEL, WARKULT, NOCTURNUS und anderen zusammen. Ich habe mich ziemlich schnell dafür entschieden, wieder nach Puerto Rico zu ziehen – eine falsche Entscheidung. Das werde ich mein ganzes Leben lang bedauern. Natürlich gibt es eine Million Möglichkeiten für Musiker in den USA. Andererseits wird es Puerto Rico nie zu etwas bringen, wenn jeder seine Band nur außerhalb seiner Heimat voran bringt. Früher, in den 1990ern, war ich dazu gezwungen, denn damals gab es noch kein Internet. Damals habe ich Musiker aus Asien, Europa, Amerika getroffen. Dazu kann ich heute das Internet nutzen. Ein gewisses Interesse für Deutschland scheinst Du zu pflegen. Du verwendest deutsche Songtitel, zum Beispiel auf dem Album "Church Arsonist" von 2006, und in der Liste Deiner Lieblingsrockbands taucht WARLOCK auf. Warum deutsche Texte, und was gefällt Dir an WARLOCK? Ich bin ein großer Anhänger der Geschichte der beiden Weltkriege. Ich sammle viel, was damit zu tun hat, und lese viel Literatur darüber. Ich respektiere Deutschland sehr, seine beeindruckende Geschichte. Aber wir verwenden nicht nur Deutsch. Wir nutzen Latein, Sumerisch und andere alte Sprachen. Wir wollen Texte mit vielen Variationen anbieten, um sie interessant und originell zu machen. Was WARLOCK angeht: Ich mag diese Band genau so wie viele andere, nichts Besonderes. Wie ich schon sagte: Viele Genres und Stile haben uns beeinflusst … Das letzte musikalische Lebenszeichen von Dir ist ein Tape mit vier Songs ("Therianthropic Lust") auf einem kleinen französischen Label aus dem vergangenen Jahr (2010). Wie geht es mit GODLESS weiter? Stimmt, "Therianthropic Lust" kam auf SABBATH’S FIRE raus, als limitiertes Tape (300 Stück). Die Zusammenarbeit war prima, deshalb arbeiten GODLESS weiter mit dem Label zusammen und bringen vielleicht bald eine Tape-Version von "Church Arsonist" raus. Das neue GODLESS-Album "Ingredere In Templum Satanae" wird von einem anderen europäischen Label veröffentlicht – den Namen gebe ich bald bekannt. Mit welchen Jobs verdienst Du Dein Geld, oder reicht der Black Metal zum Leben? Ich bin Grafiker. Ich habe schon für viele Bands gearbeitet, wie etwa DISSECTION (R.I.P.), DEMONIC CHRIST und andere. Ich bin auch aktiv für BLACKMETAL.COM und verschiedene europäische Labels. Im Moment arbeite ich für ein regionales Magazin, das nichts mit Musik zu tun hat. Black Metal ist Untergrund-Kunst aus Leidenschaft. Damit sollte man kein Geld verdienen. Off Topic: In einem alten Artikel habe ich gelesen, dass der erste GODLESS-Sänger COLE vor Jahren (2002) umgebracht wurde. Was hat es damit auf sich? COLE hat der Musik schon Anfang der 1990er den Rücken gekehrt und ist nach Florida gezogen. Er verstrickte sich immer mehr in die 'Unterwelt' und wurde schließlich totgeschlagen. Das hatte nichts mit GODLESS zu tun. Letzte Worte? Danke an unsere deutschen Fans! In Deutschland gibt es viele Bands, Labels und Metaller, die uns begleiten und unterstützen. Lasst uns die Welt gemeinsam mit Leid überziehen! Ohne Euch sind wir nichts. Danke an NONPOP! You rule! Ave. LORD ASARADEL, danke für das Interview! Diskografie von GODLESS bei METAL-ARCHIVES.COM
Michael We. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » ARAS » GODLESS » Seite mit persischen Metalbands Themenbezogene Artikel: » TRUE NORWEGIAN BLACK METAL » Mastiphal - Sowing profane seed » Darkspace – Darkspace I » Black Funeral - Az-i-Dahak Themenbezogene Newsmeldungen: » Das Hammerfest in Plauen am 22. Oktober 2005 » Trist, Alkahest Division, Moondance Magazin,...
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