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Andreas X.

SOLBLOT - Nostalgie, Neofolk, Nackedeis

Das erste deutsche Interview mit den Schweden


SOLBLOT - Nostalgie, Neofolk, Nackedeis
Kategorie: Spezial
Wörter: 921
Erstellt: 21.09.2010
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God dag! In einem der wenigen Artikel, die ich über Euch finden konnte, nannte Euch der Autor eine "romantic Swedish boy band". Seid Ihr mit dieser Charakterisierung glücklich?

Och, als Jungs kann man uns wohl kaum noch bezeichnen. Selbst nach den heutigen, sehr liberalen Standards gelten wir wohl eher als Menschen mittleren Alters. Was allerdings die Romantik angeht, so lassen wir das als ziemlich exakte Beschreibung durchgehen.

Bislang tauchen nirgendwo Eure Namen auf, in keinem Interview, auf keiner Homepage. Deshalb müsst Ihr mit dieser schlichten Frage leben: Wer seid Ihr?

SOLBLOT besteht momentan aus zwei Personen, die schon seit mehr als 15 Jahren in verschiedenen musikalischen Projekten zusammenarbeiten und meistens Ergebnisse erzielten, die sich an der Grenze zur Kunstmusik bewegten. So gesehen forschen SOLBLOT auf diesem Weg weiter und schaffen ebenfalls Musik, die sich innerhalb eines streng umrissenen Konzepts bewegt – in unserem Fall ist das die Heimatliebe zu Schweden. So arbeiten wir. Und deshalb ist SOLBLOT auf eine gewisse Art und Weise mehr ein theoretisches Konstrukt als eine persönliche Überzeugung, was die Frage nach dem 'Wer' gleich weniger spannend erscheinen lässt.

Wenn meine Nachforschungen richtig sind, dann stammt Ihr aus Schonen, einer historisch sehr bewegten und bis heute nach Unabhängigkeit strebenden Provinz im Süden Schwedens. Hat Eure Heimatprovinz mit ihrer Geschichte einen besonderen Einfluss auf Eure Musik?

Deine Recherchen sind insgesamt sehr beeindruckend, aber hier leider falsch. Keiner von uns stammt aus Schonen, wir leben lediglich seit einer Weile dort. Wir halten allerdings nichts von irgendwelchen Unabhängigkeitsbewegungen, so was nimmt heute keiner mehr ernst. Sollte uns unsere (neue) Heimatprovinz irgendwie beeinflusst haben, dann wohl eher negativ. Wir spüren vielmehr eine nostalgische Sehnsucht nach dem Teil von Schweden, in dem wir tatsächlich aufgewachsen sind.

Stammt die folkloristische Kleidung, die Ihr zu Auftritten tragt, dann aus Eurer ursprünglichen Provinz?


Unsere Kleidung basiert tatsächlich ganz lose auf traditioneller schwedischer Kleidung, aber sie hat nichts mit einer speziellen Provinz zu tun. Die Farben, die wir tragen, also blau und gelb, stammen natürlich aus der schwedischen Flagge.

Hat Euer Bandname SOLBLOT – Sonnenblut?? – irgendeine Bedeutung? Als ich das erste Mal von Euch hörte, habe ich eigentlich Black Metal oder Military Pop erwartet …


Das ist ganz und gar nicht die korrekte Auslegung unseres Namens, aber mach' Dir nix draus, das ist ein häufiges Missverständnis. 'Sol' bedeutet natürlich 'Sonne', während 'blot' ein altes skandinavisches Wort für 'Opfer' ist. 'Solblot' würde also für ein Opfer an die Sonne stehen, wobei dieses Wort keine historischen Fakten oder Gebräuche umschreibt, sondern von uns erdacht wurde, um das ästhetische Ideal hinter unserer Musik zu repräsentieren.

Ihr wehrt Euch nicht gegen eine Zuordnung zum Neofolk, tretet auch mit entsprechenden Bands wie BACKWORLD, SONNE HAGAL oder NEBELUNG auf. Vor einigen Jahren habt Ihr in einer norwegischen Tageszeitung ein sehr humanistisches, tolerantes und an der Menschenwürde orientiertes Bild einer vorwiegend europäischen Neofolk-Szene gezeichnet. Seht Ihr das heute noch genauso?

Absolut. Wir glauben, dass die Neofolk-Szene grundsätzlich sehr aufgeschlossen und tolerant ist. Sie besteht aus einer riesigen Bandbreite an Musikern mit unterschiedlichen, manchmal sogar unvereinbaren Stilen und Ideen, und das Publikum ist auf ähnliche Art und Weise heterogen. Sowohl das Normale als auch das Extreme werden bereitwillig akzeptiert, was wohl einer der sympathischsten Charakterzüge überhaupt und sehr gewinnbringend für die Kreativität der Szene ist.

Ein Interview in einer Osloer Tageszeitung zum Thema Neofolk – das spricht für einen entspannten Umgang mit diesem Genre in Skandinavien …

Vermutlich wird Neofolk wirklich sehr entspannt gesehen bei uns. Es gäbe auch keinen Grund, das anders zu handhaben. Aber es handelt sich sowieso um eine kleine und unbedeutende Szene, die hier in den Medien kaum eine Rolle spielt, was völlig verständlich ist und uns wiederum gut zupass kommt.

Ungewöhnlich ist, dass Ihr aktiv auf Eurer Homepage und auf myspace ein Statement platziert habt, mit dem Ihr Euch vehement gegen jede politische Vereinnahmung wehrt und die Menschenrechte hochhaltet sowie jegliche Art von Diskriminierung ablehnt. Was hat Euch zu diesem Schritt gebracht?

Wir finden das gar nicht so offensiv. Eigentlich ist das doch eine sehr mainstreamige und unverfängliche Aussage, die wir da machen. Es gab nur einen einzigen Grund, sie zu veröffentlichen: Offenbar dachten wohl einige wenige Leute, dass wir die Dinge anders sehen, also mussten wir dies ein für allemal klarstellen. Eigentlich völlig unnötig.

Habt Ihr schon mal Festivals abgesagt aus politischen Gründen, weil Ihr zum Beispiel mit bestimmten Bands nicht auftreten wolltet?

Nein. Als Band kümmern wir uns nicht um die politischen Überzeugungen anderer, egal ob jemand damit hausieren geht oder nicht. Theoretisch ist jeder nur für seine eigene Meinung verantwortlich, und er kann sie entweder veröffentlichen oder für sich behalten. In der Praxis allerdings wirst Du leider auch mit Überzeugungen in Verbindung gebracht, für die Du weder in der Öffentlichkeit eintrittst noch sie im Privatleben teilst. Und wenn es sich dabei um Überzeugungen handelt, die allgemein als sozial inakzeptabel angesehen werden, dann musst Du einen verdammt hohen Preis dafür bezahlen, dass Du angeblich für etwas stehst, an das Du aber in Wirklichkeit keinen Meter glaubst. Nur aus diesem Grund mussten wir einmal ein Konzert innerhalb eines Festivals absagen. Eine harte Entscheidung war das damals, hat sich aber im Nachhinein als die einzig richtige Möglichkeit herausgestellt.

=> weiter

Selbstironie auf Schwedisch.
Übersetzt heißt der Text unter dem Bild (auf http://solblot.se) etwa 'Vorfreude auf das Debütalbum von SOLBLOT'.





 
Andreas X. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» SOLBLOT Live-Videos
» SOLBLOT @ WGT
» SOLBLOT @ myspace
» SOLBLOT @ last.fm
» HEIDENSTAM-Museum

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