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Michael We.

Für Immer GALAKTHORRÖ

W-Fragen an die Macher


Für Immer GALAKTHORRÖ
Kategorie: Spezial
Wörter: 1143
Erstellt: 07.08.2009
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NONPOP
: Was war Anfang der 1990er-Jahre, also in einem musikalischen Nichts, der Impuls, GALAKTHORRÖ zu gründen? War zuerst die Idee eines Labels da, oder zuerst die Musik?


GALAKTHORRÖ: Zuerst war da die Musik. Uns war von Anfang an klar, daß wir dafür ein eigenes Label gründen würden. Der übliche Weg kam uns nicht in den Sinn. Wir waren in gewisser Weise euphorisiert durch die damals allgegenwärtige Aufbruchstimmung. Denn, nein, Anfang der 1990er Jahre war kein musikalisches Nichts. Ganz im Gegenteil - Techno wurde in dieser Zeit zur letzten großen "Jugendbewegung", und Bewegung war an jeder Ecke zu spüren. Mit Hilfe neuer synthetischer Drogen und der Begeisterung für eine neue Musik wurden Dauerparties und Straßenparaden von zuvor nie dagewesener Größe gefeiert. Neue Clubs und neue Veranstaltungskonzepte entstanden. Für die Musik stiegen die Analog-Synth-Saurier aus der Versenkung und  beeinflußten die zukünftige Musikgeräteherstellung nachhaltig und positiv. Die 909 eroberte die Welt. Neue Zeitschriften und Plattenläden entstanden, Vinyl wurde wieder hip und sogar der DJ konnte zum Popstar avancieren. Letzteres ist exemplarisch für eine Besonderheit jener Zeit: Diese Bewegung beschränkte sich aufs Körperliche, es gab keine Inhalte. Die Spaßgesellschaft nahm ihren Höhepunkt und die Jugend läutete tanzwütig, in einer Art kollektiver Vorahnung, den neuen dunklen Zeitabschnitt ein, der nun gerade seinen Anfang nimmt. Apropos dunkel: Auch in der "schwarzen Szene" hatte sich einiges getan. Sie wurde von der  "Weltgiftschlange" gebissen und eine neue Generation an Musik-Fans entdeckte den Industrial.

N: Ihr redet fast begeistert über das Phänomen Techno, hört Ihr zuhause sowas wie die Love Parade-Klassiker WESTBAM oder MARUSHA?

G: Die Begeisterung ist uns gar nicht aufgefallen. Wir wollten nur in Erinnerung rufen, was damals abging und wie belebt die frühen 90er Jahre waren - die letzte große Jugendbewegung, da wirkt die Aufzählung über die Dinge, die sich veränderten, wie Begeisterung. Dabei begeistern uns die meisten Punkte keinesfalls. Nein, keine Loveparade-Klassiker von WESTBAM und MARUSHA, wir waren ja schon längst dem Industrial verfallen und sehr mit uns selbst beschäftigt. Wie schon angedeutet, war es ebenfalls Anfang der 90er, wo es auch für Industrial- und Neofolk-Liebhaber sehr viele Veranstaltungen gab. Ehrlich gesagt, deutlich mehr als heute. Zugegeben, es beschränkte sich damals noch auf das Münchener Umland, aber dort brodelte es gewaltig und schwappte kurz darauf auch in andere Regionen Deutschlands. Durch die Gäste aus ganz Europa wurde dieser Trend weiter getragen und so außerhalb der Landesgrenzen bekannt. Hui, auch neben Tekkno gab es ein Leben.

N: Schon lange existiert in Fan-Kreisen das Gerücht, daß Ihr beide hinter allen Projekten Eures Labels steckt, also nicht "nur" hinter HAUS ARAFNA und NOVEMBER NÖVELET. Wie viel Wahrheit beinhaltet dieses Gerücht?

G: Dieses Gerücht beinhaltet keinerlei Wahrheit. Es ist vermutlich ein Erbe aus den Anfangstagen von GALAKTHORRÖ, als wir, außer unserer eigenen Musik, nur die Musik unserer wenigen und engsten Freunde bei GALAKTHORRÖ veröffentlichten. Wir beide stellten als Label sozusagen die einzigen Kontaktpersonen zur Außenwelt dar. So projezierten manche etwas in uns hinein, was wir nicht sind.

N: Dennoch umschwebt alle Labelprojekte ein Flair des Geheimnisvollen, Ihr gebt - auch über Euch selbst - kaum persönliche Infos preis. Ist das erfolgreiche Marketing-Strategie oder Selbstschutz?

G: Eine Zusammenkunft gewollter und ungewollter Umstände verhinderte bisher Live-Auftritte unserer Künstler und erschuf so das Flair des Geheimnisvollen. Ohne Auftritte bleibt das Bild eines Musikers stets abstrakt. Das muß allerdings nicht von Nachteil sein, dieses nur am Rande bemerkt. Live-Auftritte haben für den Werdegang eines Künstlers nicht immer jene beflügelnde Wirkung, die er oder seine Plattenfirma sich davon erhoffen.
Was die Informationen angeht, entscheidet bei uns jeder Künstler selbst, wie viel er von sich preisgeben will. Nach unserem Dafürhalten befinden wir uns im branchenüblichen Durchschnitt. Wenn wir Websites oder Promo-Infos anderer Labels über ihre Künstler betrachten, sehen wir nicht, daß diese ausführlicher sind. Es sei denn, die Künstler sind keine Newcomer und haben eine Geschichte. Bei uns handelt es sich oft um Newcomer, selbst die etablierten Namen unseres Kataloges waren einst Newcomer, die ihre ersten Veröffentlichungen auf GALAKTHORRÖ herausbrachten.

N: Bei der Musik auf Eurem Label steht der Mensch im Mittelpunkt. Häufig seine ekligen und perversen Seiten,  seine Körpersäfte. Oft auch der Haß auf Menschen/die Menschheit. Wie viel von diesem GALAKTHORRÖ'schen Haß und Ekel wohnt auch in Euch?

G: Dieser Themenbereich ist vielleicht in der Musikrichtung als solches begründet und dem Hang zum Abseitigen, dem sich Künstler in dieser Domäne nicht erwehren können. GALAKTHORRÖ sind aber nicht Urheber der Musik. Wir verstehen uns als neutrale Plattform für die Musik - ohne Haß und Ekel. Darum haben wir als GALAKTHORRÖ dazu keine Meinung. Uns wohnt nichts inne, außer unseren Künstlern ein wohliges Heim zu  bieten.

N: Euer Label arbeitet viel mit Vinyl, jede Veröffentlichung kommt auch (oder nur) als handnummerierte, limitierte LP bzw. 7inch auf den Markt. Nun habt Ihr einen Download-Shop eingerichtet. Habt Ihr keine Angst, daß mp3s  Euer Konzept kaputt machen, das von einer hohen Wertigkeit der Veröffentlichungen lebt?

G: Die Schallplatte ist für uns der ideale Tonträger. Sie bietet gute Qualität, gute Spielzeiten, sieht fantastisch aus und bleibt immer ein Original. Wenn man eine Schallplatte in den Händen hält, ist es ein gutes Gefühl. Die Musik wird sichtbar - durch die in Kunststoff gepresste Wellenform. Dafür nehmen wir viele Qualen in Kauf, denn klar, CDs zu händeln ist viel, viel komfortabler, von MP3s ganz zu schweigen, sie sind physisch nicht mal mehr existent. Da wird es schwer mit sexy.
Aber letztlich muß der Hörer entscheiden dürfen, wie er sein musikalisches Umfeld gestalten möchte. Wir hoffen natürlich, daß sich MP3-Käufer und Tonträger-Käufer nicht zu sehr überschneiden. Wir möchten, daß der Tonträger am Leben bleibt, wir möchten etwas in den Händen halten, das in seiner Geschlossenheit den Spiegel einer Idee darstellt, die sich bis hin zur Schriftauswahl ereignet. Wir sehen ein Album wie ein Buch, ein Gesamtwerk, für das eine Gruppe oder der Künstler unter inbrünstigem Ringen einen Spannungsbogen anlegt und jedes Lied aufeinander abstimmt. Neben zwei Hits dem Hörer Füllwatte servieren? Wir wollten nie diese Art Album veröffentlichen und haben es auch nicht. Doch diese Alben wurden über Jahre tausendfach dargereicht, oft aus Profitgier, die zu eiligen Veröffentlichungsabfolgen führten. Irgendwann hinterfragte der  Hörer das eigentlich gute Konzept des Albums und war nicht mehr bereit, den Füllstoff mitzubezahlen. Diese Möglichkeit besteht bei MP3-Alben. Eine Möglichkeit, die wir dem Hörer zugestehen müssen, bei aller Sorgfalt, die wir und die Künstler bei einem Album auf GALAKTHORRÖ walten lassen. Wir müssen außerdem eine legale Möglichkeit zum Download von MP3s schaffen, da es viele illegale Anbieter gibt. Vielleicht wollte der MP3-Fan uns gerne unterstützen und konnte es bisher nicht. Auch GALAKTHORRÖ lebt von Verkäufen. Wenn die MP3s das Konzept kaputt machen sollten, dann ist die Zeit wahrscheinlich reif dafür. Bisher sieht es allerdings nicht danach aus. Die letzten Veröffentlichungen lassen uns zuversichtlich in die Zukunft blicken.

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Michael We. für nonpop.de


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