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Tony F.

18. Wave Gotik Treffen 2009

Teil II


18. Wave Gotik Treffen 2009
Kategorie: Spezial
Wörter: 2610
Erstellt: 14.06.2009
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Freitag
Zeitig begannen am ersten Abend die Konzerte in der Kuppelhalle des Leipziger Volkspalastes, einer ebenso schönen wie stilvollen Location, deren Nachteil allerdings darin besteht, dass sie recht abgelegen im Irgendwo liegt. Auch anhand der Orientierungskarte auf dem Veranstaltungsplan ist sie nicht ganz leicht zu finden – mit dem Ergebnis, dass, seit dieses Haus den Konzerträumlichkeiten des WGTs hinzugefügt wurde, jährlich schwarze Gestalten im Industriegebiet herum und über Bracheflächen irren. Leichte Konfusion also, aber immerhin gutes Wetter, was das Irren angenehmer machte, und schließlich haben wohl auch alle sie irgendwie gefunden: Die Kuppelhalle, die auch bald gut gefüllt war.
Dort ging es dann ziemlich zügig los mit der ersten Band des Abends, für uns gleichfalls Eröffnung des diesjährigen WGTs: JÄNNERWEIN aus Österreich, eine junge Band, deren Debüt-Album „Abendläuten“ unlängst auf STEINKLANG/HEIMATVOLK erschienen ist. Geboten wurde dynamischer, kraftvoller Neo-(Alpin-?)Folk mit deutschen Texten, der nicht zuletzt auch von der kräftigen Stimme von Sänger MAX lebt. Bis auf zwei, „Ehre“ und „Schweigen“, stammten alle dargebotenen Stücke von der aktuellen CD, und besonders „Klage“, die Vertonung eines Gedichtes von EICHENDORFF, traf einen Nerv und wurde in der zweiten Zugabe auch noch einmal wiederholt. Ein schwungvoller Auftritt, mit dem die drei sympathischen Salzburger, trommelnd unterstützt übrigens von THOMAS von DIE WEISSE ROSE, endgültig den Status einer „Myspace-Seiten-Band“ hinter sich lassen – auch, wenn das Ganze vor FORSETI einen Hauch innovativer gewesen wäre. Macht aber nichts: Gelungener Auftakt, der zwar nicht den Preis für musikalische Neuerfindung gewinnt, aber frisch und schwungvoll genug war – auch, wenn nicht jeder ein Freund deutscher Reimeskunst vom Schema AB ist. Ein schöner Festivalstart.
Nach einer kurzen Umbauphase, die Gelegenheit bot, sich auf der Suche nach recht teuren Getränken durch den mittlerweile ziemlich vollen Volkspalast zu schieben, folgte der Auftritt von OF THE WAND AND THE MOON. Es stellte sich allerdings recht schnell heraus, dass die Dänen um KIM LARSEN leider in dieser vergleichsweise großen Location mehr oder weniger untergingen, obgleich es an der Akustik in der Kuppelhalle an sich wenig auszusetzen gibt. Eigenartig leise waren (zumindest weiter hinten) – gerade im Vergleich mit den kraftvollen JÄNNERWEIN – die Gitarren; die Lieder, ältere Stück und Material aus der „Sonnenheim“ (Ob auch etwas von KIMs neuem Projekt SOLANACEAE dabei war, konnte ich  unter diesen Umständen nicht identifizieren) gingen teilweise recht indifferent ineinander über, und auch die Wand des Publikums wirkte irgendwie dämpfend. Vielleicht war es auch die Lautstärke der versammelten Menschenmenge in der Kuppel (sogar eine konsequent schweigende Menge dieser Größe ist einfach laut, und von Schweigen konnte kaum die Rede sein), die für einen seltsamen Effekt sorgte: Im Vorraum der Kuppel, wo das Konzert über Lautsprecher übertragen wurde, war von der Musik mehr (und vor allem das gesamte Tonspektrum) zu hören als im Hauptsaal selbst. Vielleicht sind die subtilen Klänge von OTWATM aber auch eher ein Fall für kleine intime Konzerte in weniger gewaltigen Räumen. Auch eine Bestuhlung wäre dem angemessenen Genuss zuträglich gewesen, so dass man insgesamt sagen kann, dass die Band im Schauspielhaus wohl besser aufgehoben gewesen wäre.
Die folgende Umbauphase nutzen wir zu einem Ausflug in den benachbarten Supermarkt, und aufgrund vielfältiger ungeklärter Umstände zog unsere Abwesenheit sich länger hin, als geplant oder beabsichtigt. Mit anderen Worten: Wir kamen zu spät zu ROME, die aber – wenn man berücksichtigt, dass wir wirklich eine ganze Weile unterwegs gewesen waren – immer noch spielten als wir zurückkamen, und das auch noch ziemlich lange. Viel dazu zu sagen, fällt mir schwer: Irgendwie springt bei ROME live der Funke bei mir nicht richtig über, die Stücke, die schon auf CD einander stark ähneln, kann ich kaum auseinander halten, und ohnehin klang alles ziemlich nach Konserve: Oh, ROME spielen ihre CD(s) ab, denn exakt so klang es: Kühl, perfekt, und ohne die "Ungenauigkeiten" oder Variationen, die einen Liveauftritt ausmachen. Im Publikum gab es genug begeisterte Stimmen, aber sorry, an mir ging das Ganze vorbei; allerdings bin ich, von einzelnen Liedern abgesehen, auch kein großer ROME-Fan. Vielleicht kann einer meiner Mitschreiber hierzu mehr beitragen.
Höhepunkt des Abends war im Anschluss ohne Zweifel IAN READ mit FIRE & ICE. Zu sagen, dass es ein magischer Auftritt war, ist fast noch untertrieben; selten habe ich eine solche Bühnenpräsenz erlebt, die ganz ohne Show und sogar ohne große Bewegung allein von der Person des Künstlers lebte, der einfach nur dastand – und sang. Allerdings litt IAN teilweise sichtlich unter dem Kunstnebel, musste seine Augen mit Wasser benetzen, und gegen Ende auch an Erschöpfung – dennoch ließ er sich eine Zugabe nicht nehmen. Hymnen wie „Greyhead“, „Birdking“, „The Wind That Shakes The Barley“„Long Lankin“ und „Gilded By The Sun“ waren ergreifend und fast von sakraler Anmutung. Man konnte nur ergriffen stehen und in regloser Andacht lauschen, während des Hörens ein kleiner ewiger Moment. Wer da nicht in Begeisterung ausgebrochen ist, dem ist nicht mehr zu helfen, und wer nicht anschließend wie in anderen Sphären in die kalte Nacht schwebte, dem ohnehin nicht. Noch so etwas Profanes wie eine der zahlreichen WGT-Diskoveranstaltungen aufzusuchen, verbot sich da eigentlich von selbst. Und so ließen wir den Abend mit Wein und Nachtstille ausklingen und nahmen anschließend – irgendwann – ein Taxi. Denn schwieriger, als den Volkspalast zu finden, ist eigentlich nur, ihn zu vorgerückter Stunde ("fährt hier irgendwo ein Bus??") wieder Richtung Stadt zu verlassen.

Sonnabend
Der folgende Abend führte zwar nicht musikalisch, aber doch örtlich in eine ganz andere Richtung: In den weiter nördlich gelegenen Anker, was erneut eine längere Straßenbahnfahrt notwendig machte. Deutlich kleiner als die Kuppelhalle, füllte sich auch hier der Raum rasch mit Konzertgästen, und aufgrund der niedrigeren Deckenhöhe wurde die Luft relativ schnell stickig. Aber als erfahrener WGT-Besucher hat man einen gewissen Sauerstoffmangel ohnehin eingeplant, und das gehört auch irgendwie zum Feeling.
Auch hier wurde es voll, und auch hier ging es nach Einlass zügig mit dem ersten Konzert los: Dunkelheit senkte sich herab, und eine Gestalt mit hochgeschlagener Tarnfleckkapuze eröffnete, Fackeln entzündend, den Auftritt von DIE WEISSE ROSE. Das Anzünden nahm eine gewisse Zeit in Anspruch; ob das so geplant war, oder ob die auf der Bühne aufgestellten Fackeln Widerstand leisteten, bleibt spekulativ. DIE WEISSE ROSE, die ihr musikalisches Schaffen in einer historisch-dokumentierenden Funktion sieht, inszenierte sich martialisch, und so etwas wie eine Bühnenshow gab es auch: Ab und zu verließen Mitglieder der Band die Bühne, oder sie wandten dem Publikum den Rücken zu, es wurde dunkel, Text wurde proklamiert, was Bewegung in den ansonsten recht statischen Auftritt (Trommeln, Sprechgesang) brachte. Das Feuer erwähnte ich bereits. In der Bahn hörte ich später jemanden sagen, dass die WEISSE ROSE kaum ein Klischee unerfüllt gelassen habe: Feuer, Frauen an den Trommeln, martialischer Aufzug, Proklamationen, Tarnfleck, Sprachsamples – und sogar Sirenen. Nun. So kann man das nennen, oder „Kombination bekannter Elemente“. Ob man dies nun wegen mangelnder Originalität in Grund und Boden verdammen muss oder möchte, ist die andere Frage; wenn man diesem Kriterium folgt, müsste man jedenfalls noch einen ganzen Teil weiterer Bands abräumen (Neofolk muß sterben?!). Aber das ist ein generelles Problem. Diese Art der Präsentation fand jedenfalls auch Anhänger im Publikum, nicht zuletzt dank der trommelnden Damen. Dargeboten wurde jedenfalls Material aus dem soeben erschienenen Debüt-Album „A Martyrium of White Roses“.

 

Anschließend: Umbau und steigende Temperaturen im Tanzsaal, nebenbei Ei- und Gurkenbrote. Warten, durch die Menge schieben. Ab und zu Richtung Tür gehen, atmen. Schließlich betraten die Russen von NEUTRAL die Bühne – kein Geheimtipp mehr ist diese Band spätestens seit ihrem Album „Serpents in the Dawn“. Mit Gitarren, Schlagzeug und Violine legten die Jungs auch gleich los. Einen Hauch unsicher wirkte vielleicht noch das erste Stück, sie spielten sich aber schnell ein und bald entfaltete sich der ganze melancholische Zauber und die Intensität der russischen Schwermutseele. Neben Songs von der genannten Veröffentlichung – großartig: „Serpents In The Dawn“ und „Starfall of the Nevermore“ –, gab es auch ältere Stücke, etwa das erhebende „Diamonds in your hands“ – und ein Lied auf Russisch, meiner Meinung nach „Luna“ von der „Serpents“. Das Ganze war durchgehend intensiv und atmosphärisch dicht, und deutlich trat ein Charakteristikum live gespielter Musik hervor: Es klang eben nicht alles haargenau wie auf der CD, und gerade hier trat für mich etwa der Unterschied zum ROME-Auftritt deutlich hervor.

 

Was OSTARA betrifft: Abermals führten ungeklärte Umstände dazu, dass ich eine Weile draußen war, beziehungsweise, wieder im Inneren, meine Aufmerksamkeit nicht ungeteilt der Band galt. Allerdings weiß ich nicht mehr wirklich, warum eigentlich. Vermutlich begannen Hitze und Sauerstoffmangel sich auszuwirken. Ich erinnere mich vage an einige Songs vom neuen Album „The Only Solace“ und an eine Videoshow, und RICHARD LEVIATHAN tauchte zum Glück nicht in Lackhose und Netzhemd auf – und überlasse hier das Wort anderen. Gleiches gilt für 6COMM.

Da sich im Laufe des Abends eine leichte Zeitverzögerung gegenüber dem Programm aufgebaut hatte, war anschließend Eile geboten, um ans andere Ende der Stadt zum Mitternachtskonzert von CURRENT 93 (bzw. ANOK PE CURRENT 93) zu gelangen. Es stellte sich jedoch heraus, dass das Zeitfenster, das die Veranstalter eingeplant hatten, groß genug war, so dass vor der Agra-Halle, umgeben von Neon-Hüpfern und Lack-Latex-Krankenschwestern, noch ein Imbiss möglich war ("Es" war ... essbar. Allerdings würde ich nicht soweit gehen, es weiterzuempfehlen). Ich muss gestehen, dass ich die Agra-Halle seit 2003 nicht mehr von innen gesehen hatte – und die Erinnerung daran war auch gar nicht mal so gut, eingedenk schlechter Akustik und dem eklatanten Mangel an jeglicher Art von Atmosphäre. Daher: Skepsis angesichts der Entscheidung, CURRENT ausgerechnet hier spielen zu lassen – wobei wohl ohnehin niemand damit gerechnet hätte, dass CURRENT überhaupt jemals ausgerechnet auf dem WGT spielen würden. Schon wenig später stellte sich allerdings die Verlegung in die Agra-Halle als nicht ganz unberechtigt heraus: Denn es wurde voll. Nicht berstend voll, an den Rändern der Halle war noch genug Platz, jede andere Location hätte jedoch arge Probleme bekommen, und Vorwärtskommen war schon hier größtenteils kein Vergnügen mehr. Was dann folgte, als das Licht sich verdunkelte, war DAVID TIBET in Anzug und rosa (?) Hemd – und mit einem Großaufgebot an Musikern und Equipment, so dass auch die große Bühne plötzlich ihren Sinne hatte. Mit dabei waren Musiker von der „Aleph At The Hallucinatory Mountain“, u.a. BABY DEE, JAMES BLACKSHAW, MATT SWEENY und ANDREW W. K., und auch das musikalische Programm stammte größtenteils vom aktuellen Album. Und: Verdammt noch mal, CURRENT rockte. Wer die CD bereits kennt, kann sich das ungefähr vorstellen, wenn er große Boxen und eine gute Portion Live-Atmosphäre dazuaddiert. Das ging durch und durch, und gerade die Befürchtung, der berüchtigte Agra-Sound könnte das Konzert-Erlebnis ruinieren, traf glücklicherweise nicht zu. Geteilt waren indes die Reaktionen der Besucher: Große Begeisterung, ja Euphorie, über einen Meilenstein einerseits, vage Enttäuschung über die musikalische Wandelung andererseits. Gleichviel: Eines war der Auftritt in jedem Fall: Denkwürdig. Und für die Fans der „klassischen“ CURRENT gab es mit „Coal Black Smith“, „Niemandswasser“ und „Sleep has his house“ einen Hauch von „Früher“. Übrigens schließe ich mich meinem Vorredner an: Surreal war es. Dieses eigenartige Licht in der riesigen Halle, in dem man trotzdem nicht richtig sehen konnte, die nächtliche Stunde, an den Seiten Gastronomie-Bespaßung, überall Bewegung, Gemurmel, Geräusche... und am Ende sicherlich auch einfach die pure Erschöpfung sorgten beim Aufwachen am nächsten Morgen momentelang für die Frage: War das wirklich?

Sonntag
Ausgerechnet der programmtechnisch allgemein als „dünn“ empfundene Sonntag bot am nächsten Tag Gelegenheit, Neues kennenzulernen. In meinem Fall die mir bis dato kaum bekannten DER BLAUE REITER aus Spanien, die im Schauspielhaus eine Show mit Trommeln, akustischen und elektronischen Instrumenten, weiblichem und männlichen Gesang sowie Bildprojektionen inszenierten. Thematisch stand das Ganze im Zeichen der Tschernobyl-Katastrophe; ein Bezug, der eingangs explizit durch Kontaminations-Schutzanzüge und eine entsprechende Texteinblendung hergestellt wurde, der Bilder aus dem Unglücksgebiet folgten – verlassene Räume, Gebäude, Installationen, etc. Wie einfallsreich diese Themenwahl ist, darüber lässt sich streiten; das Dargebotene – Trommeln in Begleitung von elektronischer und klassischer, teilweise soundtrackartiger Musik; ein- und ausgeleitet wurde das Konzert von Marschmusik-Samples – hatte dennoch durchaus seinen Reiz, gerade in der Atmosphäre des Schauspielhauses, das an diesem Tag, angesichts fehlender „großer“ Namen, auch nicht überfüllt war. Irritierend wirkten allerdings die eigenartig exaltierten Armbewegungen von SATHORYS ELENORTH beim Trommeln (nein, es sah eben nicht cool aus). Auch schien ELENOTH, der gleichzeitig trommelte und für die Elektronik verantwortlich war, gelegentlich mit dem manuellen Weiterschalten der Bildershow nicht nachzukommen. Gegen Ende kam es noch zu einem kurzen, relativ spontan entstandenen Gastauftritt von THOMAS von der WEISSEN ROSE.

 

Was nach einer Umbaupause folgte, die sich etwas hinzog und Gelegenheit bot, sich im Vorraum des Theatersaals auszubreiten, wurde überraschend zu DER Entdeckung des diesjährigen Treffens: Die sympathischen Australier BRILLIG, die in NICK CAVE-Manier (aber doch ein bisschen anders) über ihre Lieblingsthemen sangen: Death and Drinking. Die Gesangsparts übernahmen die Multiinstrumentalisten MATT SWAYNE und ELIZABETH REID (in einem entzückenden schwarzen Kleid), die neben dem Singen kräftig in diverse Tasten und Saiten (Gitarren, Banjo, Ukulele, Akkordeon, Autoharp) griffen. Höhepunkte waren zweifellos die Ballade über den verstorbenen „Old Captain“, „The Frozen Lake“ – und ein beschwingtes, grünlich-schillerndes Stück, das Zeug zu DER Absinth-Hymne überhaupt hat: „Absinthe makes the heart grow fonder.“ Absinth brought me here and absinthe makes me stay, Absinthe makes it go away – die Bühne passend dazu in Absinth-grünes Licht getaucht, ein schönes Detail.

 

Das Publikum war zu Recht hingerissen, und als am Ende eine junge Dame aus dem Umfeld der Band umherging und CDs verkaufte, fanden nicht wenige davon (inklusive Button) Abnehmer. Der eigentliche Grund meines Besuchs im Schauspielhaus waren jedoch die folgenden ANTIMATTER, die in minimalistischer Dreierbesetzung die dunkle Bühne betraten, die während der gesamten Zeit auch nicht viel heller wurde. MICK MOSS und seine Begleiter kamen, setzten sich, und fingen an – ein Auftritt, der gänzlich ohne Show auskam, keine Licht-, Video-, Feuer-, etc.-Effekte; mancher „Act“ auf der Agra-Bühne (o-Ton: Mädchen in der Tram: texttexttext FEUERSHOW bei LETZTE INSTANZ texttexttext; in der Agra-Halle rechnet man inzwischen ohnehin fast damit, dass im nächsten Moment die Matrix ausbricht, oder mindestens jemand anfängt sich zu beamen) sollte sich ein Beispiel nehmen daran, denn so geht es auch. Gute Musik braucht keinen Firlefanz; viel beeindruckender, wenn sie völlig aus den Musikern heraus lebte, die völlig in sich selbst und ihr Tun versunken sind. So wie diese drei auf der Bühne, die sich absolut selbst genug waren, vielleicht sogar das Publikum vergaßen, so schien es zumindest, und die nebenbei allenfalls gelegentlich einen Schluck Wein tranken. So entfalteten die schwermütigen Gitarrenstücke auch eine regelrechte Sogwirkung, Gänsehaut-Qualität, allen voran „The weight of the world“ und „Legions“ oder „Leaving Eden“ sorgten für Entrückungs- und nahezu Erweckungseffekte.

 

Durch und durch beeindruckend, magisch, intensiv; ein nachdenkliches, in sich gekehrtes Konzert, das, aufgrund der Beschränkung auf zwei Gitarren und eine E-Piano-Spielerin deutlich weniger rockig ausfiel als das „Leaving Eden“ Album. Die Massen zog das Konzert nicht an, so dass das Schauspielhaus angenehm nicht-überfüllt war, und beim Entschwinden in die Nacht hatte sich eine ähnliche Stimmung eingestellt, wie nach dem FIRE & ICE Konzert. Eingedenk von „Absinthe makes the heart …“ wäre nun ein Besuch in der Sixtina ein schöner Ausklang gewesen … aber irgendwie kam es dann doch anders, vielleicht, weil es in Leipzig immer anders kommt, als man denkt, und gemütlich vor der sich leerenden Moritzbastei zu sitzen und die iesjährigen gothischen Modetrends zu betrachten (zu beobachten war ein steigendes Aufkommen von Hörnern … keine Methörner, sondern bunte Plastikhörner für den Kopf; daneben schien die Angst  vor der Schweinegrippe Einzug gehalten zu haben, denn zahlreiche Gestalten trugen Mundschutz), hatte auch etwas für sich.

von Caillean K.


 
Tony F. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Offizielle Seiten des WGTs
» NONPOP-Galerie zum 18. WGT
» PETER MURPHY auf dem 18. WGT (NONPOP-Besprechung)
» QUELLENTHAL in Leipzig

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Fall apart
(20-06-2009, 16:42)
"Wahnwitziges ging mir dabei durch den Kopf: Binnen so kurzer Zeit IAN READ, PATRICK LEAGAS und nun auch noch DAVID TIBET zu sehen, das ist für einen (immer noch) bekennenden Neofolker schon eine Art Kuriosum. Dass alle drei zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten auftraten, steht symbolisch für die Zerrissenheit der einst so harmonischen WORLD SERPENT-“Familie“."

Nicht zu vergessen John Murphy, den ich bei Current 93 auch im Publikum gesehen zu haben glaubte. Mir ist erst Tage später eingefallen, dass er ja quasi Current 93-Gründungsmitglied war. Dass er jetzt bei der Weissen Rose gelandet ist potenziert oben angesprochene Zerrissenheit noch einmal um ein Vielfaches.
haha
(16-06-2009, 12:09)
Roy & Martin (Our fav Nonpop Twins!)

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