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Michael We.

FACTORY RECORDS: Communications 1978-92

Aus dem FACTORY-Poesiealbum der NONPOP-Redakteure


FACTORY RECORDS: Communications 1978-92
Kategorie: Spezial
Wörter: 858
Erstellt: 22.03.2009
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Redakteur: MARTIN L.

1) Dein(e) wichigste(r) FACTORY-Band / -Künstler


JOY DIVISION selbstverständlich, respektive eben Sankt IAN CURTIS, für mich immer noch der überragendste poète maudit, den die Rockmusik hervorgebracht hat.

2) Der beste / wichtigste Song, der je bei FACTORY rausgekommen ist

Ich muss gestehen, dass ich bei allem Respekt einen heftigen, tief sitzenden Aberwillen gegen die klassischen JD-Songs "Atmospheres" (den mein Kollege Nemesis hervorgehoben hat) sowie den auch bei Hinz und Kunz populären "Love Will Tear Us Apart" in mir trage. Nicht weil ich diese schlecht fände, im Gegenteil, weil ich sonst kaum Songs kenne, die eine derart schmerzhafte, wehrkraftzersetzende Wirkung auf mich ausüben, mit Ausnahme von BONNIE PRINCE BILLIEs "I See a Darkness", wenn JOHNNY CASH das singt. JOY DIVISION-Lieder sind wie gefrorenes Eis, auf dem man über den Sumpf gehen kann. Aber diese beiden sind ein aqua corrosiva, wie das in der Alchemie heißt, da beginnt das Eis zu schmelzen, und das kalte Wasser und den Schlamm durchdringen und eindringen zu lassen. Ich denke, wer diese Schwere im Herzen trägt, muss sich entweder mit 23 erhängen oder sein Leben lang vorzüglich in den kälteren Zonen verweilen. "Decades", ein weiteres Meisterwerk, mit den unvergesslichen Zeilen "Here are the young men, the weight on their shoulders, here are the young men, well where have they been?" ist haarscharf an der Grenze, und für mich gerade noch erträglich. Das nun gesagt, ist für mich persönlich "Day Of The Lords" der gewaltigste Song von JOY DIVISION. 

"This is the room, the start of it all
No portraits so fine, only sheets on the wall
I've seen the nights full of bloodsport and pain
And the bodies obtained, the bodies obtained...

Where would it end, where would it end?"


Und an zweiter Stelle, darauf kann ich unmöglich verzichten, nenne ich "Heart And Soul", das ist vielleicht meine persönliche Hymne schlechthin.

"An abyss that laughs at creation,
A circus complete with all fools,
Foundations that lasted the ages,
Then ripped apart at their roots.

Beyond all this good is the terror,
The grip of a mercenary hand,
When savagery turns all good reason,
There's no turning back, no last stand.

Existence, well what does it matter?
I exist on the best terms I can
The past is now part of my future
The present is well out of hand."


3) Die unterbewertetste Band


Für diese Frage besitze ich leider keine Kompetenz. Außer den Standards wie NEW ORDER, HAPPY MONDAYS, OMD und DURUTTI COLUMN, plus die etwas abgelegeneren ROYAL FAMILY AND THE POOR kenne ich kaum etwas, geschweige denn könnte ich sagen, welchen Status diese Dinger mittlerweile haben oder nicht.

4) Warum war FACTORY stilprägend?

Die Cover waren am besten?

5) Dein 'first contact'?

Ich muss wohl um 1994 das erste Mal JOY DIVISION gehört haben, weil ich damals ein Teenage Goth Boy war und irgendjemand mich darauf hinwies, dass ich deswegen eben JD kennen müsse, um "true" zu sein. Ich lieh mir die Singles-Collection "Substance" aus und überspielte sie auf Kassette (Ich besitze bis heute keine CD davon, nur dieses Tape.), aber es wollte nicht so recht zünden. Und gegen die oben erwähnten "Love Will Tear Us Apart" und "Atmospheres" hatte ich schon damals eine instinktive Abneigung, wie gegen einen Todfeind. Mir gefiel ein einziger Song, "Warsaw" ("I was there at the backstage ..."), aber der ließ mich dafür nicht los, und aus irgendeinem unerfindlichen Grund war das von nun an für mich der Inbegriff von "Goth Rock", das Wort hatte ich irgendwo aufgeschnappt, hatte aber kaum eine Ahnung von CHRISTIAN DEATH und Konsorten, und in der Wiener Szene hörte man damals nur DEINE LAKAIEN und ähnlichen Müll. Also ein Rätsel, aber das war's subjektiv für mich: Der "Goth Rock", dieser eine Song, obwohl ich schon BAUHAUS und XMAL DEUTSCHLAND kannte.
Ein Schulfreund, Frontmann einer lokal populären Band namens STONE FREE, nannte irgendwann, als darauf die Rede kam, JD vollmundig die "letzte echte Kultband". Das war so überzeugend apodiktisch gesagt, dass von nun an auch für mich die Sache entschieden war. Ich musste allerdings noch ein, zwei Jährchen reifen, bis ich es wirklich kapierte, und mir "Unknown Pleasures" auf CD und "Closer" auf Vinyl kaufte. Da erkannte ich auch, woher das Graffiti an einer Wiener Hausmauer stammte, an dem ich seit Jahren vorbeispaziert war, und das dort der szeneinternen Legende nach schon seit den 80ern prangte: I PUT MY TRUST IN YOU. Vielleicht steht es heute noch dort, ich war schon lange nicht mehr in diesem Bezirk.
Bis ich dann FACTORY als solches tatsächlich wahrnahm, dauerte es noch einige weitere Jahre, als 2002, 2003 der grandiose Film "24 Hour Party People" in die Kinos kam, ich hatte es also bis dato ernsthaft, über Jahre hinweg, verirrt im Labyrinth der WORLD SERPENT-Family und den "gruftigeren" 4AD, geschafft, FACTORY zu ignorieren, obwohl ich ein Dutzend JD-Songs auswendig konnte. So kommt das manchmal.

6) Das Artwork von FACTORY ist ...


Äh, generell gut. Richtige Antwort? Siehe auch Frage 4.

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Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» A Factory Discography v7.7
» The CREPUSCULE and FACTORY Pages
» privat weitergeführte FACTORY-Seite
» FACTORY @ Wiki
» WILSON-Interview
» WILSON-Interview (2)
» FACTORY-Dossier
» WILSON @ youtube


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