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Michael We.

ODA RELICTA / OLEGH KOLYADA

Der ukrainische Mischmeister im Interview


ODA RELICTA / OLEGH KOLYADA
Kategorie: Spezial
Wörter: 722
Erstellt: 15.04.2008
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OLEGH, was ist Dein inhaltliches Ziel mit ODA RELICTA? Arbeitest Du Stück für Stück die Geschichte der Ukraine auf, zunächst das Verhältnis zwischen Adel und Bauern ("The Crown & The Plough"), nun zwischen Kirche und Volk ("Czarstvo Dukha")?

ODA RELICTA versucht, die Vergangenheit von ganz Europa darzustellen, oder zumindest eine gemeinsame slawische Vergangenheit, wenn Du so willst. Die Geschichte der Ukraine ist nur der Ausgangspunkt. Von da aus können wir anfangen, über alles nachzudenken. Im Prinzip geht es darum, das Thema 'Identifikation mit einer Nation' aus der Sicht ihrer Bewohner in Musik umzusetzen. Geschichte ist voll von Gegensätzen, Widersprüchen und Feindschaften. Das Ziel meiner Musik ist es, die goldene Mitte zu finden, die Gegensätze zusammenzubringen. Ich will dabei niemanden in irgendwelche Kategorien einteilen, aber generell glaube ich, dass jede Nation eine freiwillige Hierarchie braucht, um in Harmonie existieren zu können.

Was genau verstehst Du unter einer 'freiwilligen Hierarchie'?


Jeder nimmt den ihm gebührenden Platz ein, verrichtet seine Arbeit so gut, wie er kann und respektiert seine Mitmenschen. Jeder versteht Arbeit und Arbeitskraft als etwas Notwendiges, denn es ist keine Zeit für Tagträume, wenn Du willst, dass aus Deinem Land etwas wird. Geistige Aufgeklärtheit ist für so ein Szenario natürlich verpflichtend, damit alle 'die 4te Tarotkarte' als Schicksal akzeptieren.

Die vierte Tarotkarte ist der Herrscher/Kaiser. Bedeutet diese Metapher, dass Du Dir für die Ukraine eine Monarchie wünschst?

Richtig. Ich wünsche mir ein Hetmanat für die Ukraine. Keine Ironie. (Anmerkung der Red.: 'Hetman' war ein Feldherrentitel der ukrainischen Kosaken. Der Hetman war zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert der wichtigste Staatsmann neben dem König.)

Gerade das erste ODA RELICTA-Album – mit Ausschnitten von Militärmärschen – fanden einige Rezensenten sehr 'nationalistisch'. Wie würdest Du Dein Verhältnis zu Deinem Heimatland beschreiben?

Ich hätte nichts dagegen, wenn die Ukrainer sogar noch etwas nationalistischere Naturen wären, als sie es heute schon sind. Wie an alle vergleichbaren Länder wird man sich an uns wohl als unteilbare oder untrennbare Nation erinnern. Einzelne Namen oder Personen werden keine Rolle spielen. Ich bejahe und unterstütze diese nationalistische Bewegung innerhalb der Ukraine. Gut, ich gebe zu, dass es seltsam ist, von 'Unterstützung' zu sprechen bei etwas, das sowieso in jedermanns Bewusstsein verankert sein sollte. Aber das ist nun mal die Realität. Wir müssen unsere Sprache, unsere Grenzen und unsere kulturellen Vorzüge ständig behaupten, denn sie werden bedroht von hochnäsigen Nachbarn, von konspirativen Maulwürfen, die immer noch an ein gemeinsames Kaiserreich glauben, von einer Verschmelzung alles Slawischen oder anderen Utopien, die kriminell sind und bestraft gehören. ODA RELICTA soll auch für die spirituelle Wiederbelebung unserer Nation stehen.

Du scheinst ganz besonderes Deine Heimatstadt, Zhytomyr, zu lieben. Du arbeitest mit regionalen Musikern zusammen, hast auch einen Sampler über den Raumfahrtingenieur KOROLYOV aus Zhytomyr zusammengestellt. Kannst Du uns das Besondere an Deiner Stadt näherbringen?

Erst einmal ist es einfach die Stadt, in der ich jetzt schon seit ein paar Jahrzehnten lebe. Ich bin stolz auf Zhytomyr, weil viele Menschen hier gelebt haben, die die Geschichte der Menschheit beeinflusst haben oder ganz einfach berühmt sind: Wie erwähnt S. P. KOROLYOV, einer der Begründer der Raumfahrt, oder S. RICHTER, ein genialer Pianist – um mal einige wenige Namen zu nennen. Auf diese ‘Landsmänner’ bin ich eigentlich stolzer als auf die Stadt als architektonisches Ganzes. Ich hoffe, dass hier in Zukunft viel mehr restauriert und damit bewahrt wird. Ich kann Leute nicht verstehen, die ein Land oder eine Stadt verlassen (außer unter extremen Umständen), nur weil sie nach einem 'besseren Leben' streben. Es ist doch ein gutes Leben, als Bürger seinem Land etwas geben zu können, in einer Stadt, die auf einem guten Weg ist und gedeiht.

Spätestens seit der 'Orangenen Revolution' ist die Ukraine hin- und hergerissen zwischen einer Annäherung an den Westen und einer Anlehnung an Russland. In welche Richtung würdest Du gehen?

Ich würde den goldenen Mittelweg wählen. Ein einheitlicher, ein unitarischer Staat, der zu seinen Nachbarn friedliche Beziehungen unterhält, die sich ebenfalls um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern und sich nicht einmischen. Es sind die Politiker, die das Land teilweise zerrissen haben, nicht die Menschen hier. Wir sind eine freundliche Nation, beständig und weise, und wir erlauben ein paar Bürokraten nicht, uns zu trennen. Politiker kommen und gehen, das Land bleibt.

Interview Teil 2
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Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» ODA @ myspace
» FHF @ myspace
» FHF (nostalghia) @ myspace
» UKRAINIAN DARK SYNDICATE
» SYNDICATE @ myspace
» NEUROPA (ODA-Label)
» Stadtjournal Zythomyr (ukr.)

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