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Michael We.

HANS JOHM im Interview

Zwischen SANDRA und ANNE CLARK - ein Staatsstreich!


HANS JOHM im Interview
Kategorie: Spezial
Wörter: 714
Erstellt: 21.02.2008
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Warum werden alle sue-Projekte von einer Aura des Geheimnisvollen umgeben? Man weiß relativ wenig über sie, Vor- oder Nachnamen werden abgekürzt (wie bei HIGH TIDE oder LLOVESPELL)...

Das ist keine gezielte Vernebelungsaktion, um Dinge unnahbar und mysteriös erscheinen zu lassen. Einige der Kulturschaffenden auf sue veröffentlichen lieber unter einem Künstlernamen, es scheint ihrem jeweiligen schöpferischen Ansinnen dienlicher. Andere nutzen Initialen – aus selbigem Grund.

Bist Du befreundet mit den Musikern Deines Labels? LLOVESPELL wohnen z.B. auch in Leipzig...

Die sue-Belegschaft ist schon eine Art Familie. LLOVESPELLs sehe ich mehrmals wöchentlich. Ich könnte mir eine Zusammenarbeit ohne ein Funktionieren auf menschlicher Ebene kaum vorstellen. MR. HITIDE ist oft in Leipzig, wir pflegen ein freundschaftliches Verhältnis. Letzteres gilt auch für KRUTAR TETOX, der sich im Moment zu Studienzwecken nach Thüringen abgesetzt hat.

Wie sehr bist Du Chef bei der Labelarbeit? Machst Du eine letzte Abnahme aller Arbeiten? Gibt es Bereiche, für die Du komplett allein verantwortlich bist, wie das Artwork?

Letztlich segne ich jede Veröffentlichung ab, rede aber kaum hinein – nach meinem Empfinden. Die visuelle Produktgestaltung liegt zu 100% bei mir. Die Musiker können aber Wünsche einbringen.

Wie schwer ist es, für eine immer größer werdende Familie die Verantwortung zu tragen?

Wichtig ist die Verantwortung für das eigene Handeln, Reflektiertheit. Eine wachsende Struktur erfordert ein gesteigertes Maß an Aufmerksamkeit. Auch Organisation spielt eine große Rolle.

Dein Projekt RADIO EICHENLAUB (zusammen mit STEPHAN S.) war 2001 der Startschuss für Dein Label. Warum gibt es RE nicht mehr?

Wir hatten zu viele Ideen, die die Grenzen von RE sprengten. Verschiedene Wege zeigten sich auf. Es war ein friedvolles Dahinscheiden.

Gab es davor schon musikalische Gehversuche Deinerseits, die veröffentlicht worden sind?

Nein.

Ist ANTLERS MULM als Fortsetzung von RE zu sehen – so verschieden sind die beiden musikalisch ja gar nicht...

Ja, das ist ein Aspekt von AM.

Die Labelsampler "Funkfeuer" (gerade ist #4 erschienen) kommen auf Kassette heraus – warum? Bist Du ein Anachronist, auch abgesehen vom Tonträgermaterial?

Ein neues Ladengeschäft irritiert mich lange, schließende ältere bringen mich nachhaltig durcheinander. Wenn in dem von Dir regelmäßig frequentierten Gemüseladen plötzlich hippe Schuhmode für unausgelastete Spätzwanziger angeboten wird und die dann ein halbes Jahr später dem obligatorischen Mobilfunkshop weicht, ist das erst einmal sehr anstrengend. Eigentlich ging es dort ja um Gemüse. Und Obst. Nachdem einmal die ganze Existenzgründer-Klaviatur hoch und runter gespielt wurde und sich alles etwas beruhigt hat, kommt ja vielleicht der Gemüseladen zurück. Man braucht da wahrscheinlich einfach Geduld… Ich stehe auch technischen Neuentwicklungen nicht unbedingt aufgeschlossen gegenüber. Bis zum CD-Spieler habe ich es aber geschafft! Kassetten sind ein sinnlicher Genuss, auch Tonbänder sind ein sehr erfreuliches Medium. Vielleicht spielt da auch der Artenschutzgedanke eine Rolle.



Funkfeuer #3 (Cover)

Im Interview mit den weißrussischen Kollegen von STIGMATA schimpfst Du auf den Kapitalismus, die Konsumwelt. Wie würdest Du vor diesem Hintergrund damit umgehen, wenn Deine Platten plötzlich massenhaft gekauft und in Mainstream-Magazinen besprochen würden? Passiert ja ab und zu dem einen oder anderen subkulturellen Künstler...

Ich würde ein subversives Printmagazin aus der Taufe heben, das Layout übernehmen (und den Inhalt absegnen…), es über mehrere Ausgaben finanzieren (werbefrei) und je nach Stimmungs- und Wetterlage einen Staatsstreich durchführen – allein zu dem Zweck, ausschließlich Pferdegespanne als zum Forstdienst zugelassen zu erklären und sämtliches motorisiertes Forstgerät still- und mit dem Reichsbann zu belegen. Darüber hinaus würde ich jedem deutschen Staatsbürger einen Baum schenken (zzgl. dem nötigen Boden und Pflegehinweisen). Allgemeine Neuverwurzelung. Danach könnte man damit in den angrenzenden Staaten weitermachen. Ich würde mir mehr Bücher im festen Einband leisten. Und besseren Wein.

Die meisten Tonträger auf sue sind limitiert, manche Sonderausgaben gibt es nur wenige Male. Ist das finanzielle Kalkulation oder der Anspruch, sowieso nur für ein ganz bestimmtes, zahlenmäßig begrenztes Publikum zu arbeiten? Welches?

Beiderlei. Einerseits muss ich das Label am Leben erhalten und zum anderen ist es eine alte Vorliebe, die Dinge generell nicht als unbegrenzt verfügbar zu betrachten. Schätze wollen gehoben und gehütet werden. Welches Publikum? Die recht heterogene Hörerschaft von SONDERÜBERTRAGUNG.

Start
Interview (1) - Innen (mit Steckbrief)
Interview (3) - Vergangenheit und Zukunft


 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» JACK OR JIVE (Review)
» HIGH TIDE TECHNOLOGY (Review)
» ANTLERS MULM (1) (Review)
» ANTLERS MULM (2) (Review)
» BEACHHEAD (Review)
» LLOVESPELL (Review)

Themenbezogene Newsmeldungen:
» Drei neue Veröffentlichungen auf SONDERÜBERTRAGUNG

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