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Roy L.

THOMAS NÖLA - A WOLF AMONGST MEN...

"sounds like fun"


THOMAS NÖLA - A WOLF AMONGST MEN...
Kategorie: Spezial
Wörter: 1297
Erstellt: 27.10.2007
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THOMAS NÖLA: To The Wolves...
Wölfe sind die besseren Menschen



Wer ist BRUNO HELDEN? Was hat er auf Lager für seinen jungen und wilden Schützling? Wo kommen die beiden her, und was treibt sie an? Fragen, mit denen THOMAS NÖLA, Regisseur, Soundtrack-Komponist und Musiker von "To The Wolves", seinen Film auf dem DVD-Cover einführt. Er gibt allerdings auch im selben Atemzug zu, dass viele Antworten nicht (oder zumindest nicht vordergründig) gegeben werden: "Dieser Film könnte ein wenig Licht auf die Dinge werfen". Bedeutet andersherum: muss er aber nicht. Es stellen sich, im Gegenteil, bei jeder weiteren Betrachtung der 87 Minuten neue Fragen: Ist es nicht die vorteilhafteste Art und Weise, sich instinktiv durch das Leben zu bewegen? Sind Wölfe die besseren Menschen? Und warum, zum Teufel, ist der Small Talk erfunden worden? Dass das neueste Werk von NÖLA trotz des nahezu unermesslichen Raumes für Interpretationen den Zuschauer nie unzufrieden zurück lässt, spricht für seine Größe.

Die Handlung ist recht schnell erzählt und - sagt der Regisseur - eigentlich auch gar nicht so wichtig. Der verarmte und heruntergekommene Sprössling einer großen und mächtigen Familie, BRUNO HELDEN, lernt den namenlosen DOCTOR kennen, der offenbar in den Wäldern bei "Wölfen und Raben" aufgewachsen ist. Er macht es sich zur Aufgabe, ihn in die Gesellschaft einzuführen und ihm seine tierischen Instinkte abzugewöhnen. Beide reisen zusammen durch die Welt und die Geschichte, weg von der Insel, auf der sie geboren wurden, um ihren jeweiligen Sinn im Leben zu finden. Am Ende geraten sie, obwohl inzwischen zu Freunden geworden, über eine Banalität in Streit, und es kommt zu einem Duell mit kuriosem Ausgang. Diese Handlung, erzählt in einer Abfolge von scheinbar lose aneinander gereihten Szenen, ist tatsächlich nur ein Vehikel; die Oberfläche, unter der sich die "unspoken story" (NÖLA) abspielt, welche als misanthropische Weltanschauung durch die vielen surrealistischen Bilderrätsel dringt.

"To The Wolves" beginnt mit einem DEATH IN JUNE-Song ("13 Years Of Carrion" aus "Roseclouds Of Holocaust") und Bildern von einer Herde Wölfe, die kämpfen, spielen und jagen. Ausschnitte, die laut NÖLA ("The opening says all that needs to be said") schon alle wichtigen Inhalte des Films zusammenfassen und den Rest zu einem "Bonus" machen. Die ersten Sequenzen mit HELDEN (gespielt von DUSTIN T. ROONEY von DUSTMUFFIN & THE ALUMINIUM CANS) und THE DOCTOR (gespielt von JERRY ADAMS) lassen schon so viele Spekulationen und Deutungen zu, dass es gar keinen Sinn macht, sich damit aufzuhalten, weil man sonst etwas verpassen würde. HELDEN nimmt dem Doktor mit einer Spritze Blut ab, das er einem scheinbar Kranken oder Sterbenden (im Booklet als BLOODMILKMAN beschrieben) in einem Glas Milch verabreicht, welches dieser gierig trinkt. Den BLOODMILKMAN lässt HELDEN übrigens später während einer seiner vielen Lektionen, die er seinem Schützling gibt, zu Demonstrationszwecken sterben. Die Gewissheit, dass THOMAS NÖLA ein Faible für Filmblut hat, stellt sich mit einer der nächsten Episoden ein (und wird außerdem durch die immer wieder leicht rotstichige Optik unterstrichen). HELDEN und THE DOCTOR wohnen einer Beerdigung bei, die - neben einigen Gedanken zum Kreislauf von Leben und Tod und der Macht der Natur, über die auch später im Film immer wieder philosophiert wird - eine weitere Lektion für den Doktor bietet: Wie zerlege ich fachgerecht eine Leiche? Beim Versuch ("Hören Sie auf, Sie schneiden gegen die Faser!") fallen allerlei Eingeweide zu Boden. Der schwarze Humor und eine Leidenschaft für Ekliges ziehen sich durch den Film und erinnern stellenweise an den US-Regisseur JOHN WATERS.
Zwischen diese beiden beschriebenen Szenen ist einer der zahlreichen Monologe von HELDEN geschnitten. Er spricht zu zwei stummen (und offenbar auch dummen) Männern mit Schweinegesichtern (‚das Volk’?) über die Bedrohung seiner Heimat, der Insel, auf der er und der Doktor leben, warnt vor den "crawling people" und den "snow people", die täuschen, betrügen und unterjochen. Auch dieses Motiv, die Angst vor Fremden, taucht später im Film wieder auf, als HELDEN und der DOCTOR dem FOREIGNER begegnen, dem man (HELDEN) "nicht trauen kann". Der FOREIGNER wird dann vom DOCTOR umgebracht, allerdings nicht aus ‚menschlichen’ Motiven wie Habgier oder Hass, sondern aus Hunger nach Blut.

Die Beschreibungen der letzten Zeilen spiegeln nur die ersten Minuten des Films wieder, der so komplex und sprunghaft ist, wie es klingt. Von einem flüchtigen Gedanken zum nächsten, ganz anderen. Obwohl die uns von der Filmindustrie antrainierten Sehgewohnheiten auf den Kopf gestellt werden (kein klarer Plot, kein Spannungsbogen und auch kein verständliches ‚Happy End’), ist es nicht schwer, den Bildern zu folgen, die Aussage gewissermaßen zu erspüren oder oft einfach nur zu schmunzeln, wenn der DOCTOR zum Beispiel den lächerlichen Small Talk der ‚besseren Gesellschaft' als "dämlich" entlarvt oder HELDEN versucht, Begründungen zu erfinden, warum es Pornokinos gibt („for the education“). In eines davon führt er übrigens den DOCTOR und schwadroniert, während er mit einer Art Drehorgel alte Pornovideos - vermutlich vom Anfang des 20. Jahrhunderts - abspielt, über seine ruhmreiche Herkunft. Verweise auf diese von NÖLA geliebte Zeit, die 1920er und 30er Jahre, werden immer wieder eingestreut, neben den erwähnten Filmchen sind es Sequenzen von alten Zügen und Autos sowie die Kleidung der Hauptfiguren. Dass die 'Salonmusik' von THOMAS NÖLA und seinem Orchester ganz wunderbar zu dieser Atmosphäre passt, ist selbstverständlich.

Was ist nun dieser Film? Diese Frage hat natürlich ebenso viele Antworten, wie der DOCTOR in "To The Wolves" scharfsinnige Bemerkungen über das Verhalten der Menschen macht. Er ist ein kluger Roadmovie, denn später verlassen die beiden Protagonisten die 'Insel', treffen in fremden Ländern grausame Zaren und wohnen in kaiserlichen Palästen. Er ist ein Naturdokument, denn Bilder von der Brandung des Meeres, von Riesenheuschrecken, Wespennestern, Lagerfeuern und giftigen Blumen spielen eine große Rolle, und als HELDEN und der DOCTOR am Ende, in der 'Königlichen Stadt', beinahe in einer ewig dauernden Nacht versinken, rettet sie die aufgehende Sonne. Mit zunehmender Dauer konzentriert sich der Film (oder der Zuschauer) aber vor allem die beiden Hauptdarsteller und die Frage, welcher von beiden Lebensentwürfen tragfähiger ist. HELDEN, vordergründig hart, im Kern aber tief traurig und unglücklich, wird von 'menschlichen Trieben' wie Geldsorgen, Sucht nach Achtung und Anerkennung und Stolz auf seinen berühmten Namen geleitet. Er hat einen gescheiterten Selbstmordversuch hinter sich und findet in der Aufgabe, den DOCTOR gesellschaftsfähig zu machen, einen Sinn und später einen Freund, für den er sogar tötet (die Folterer, die seinem Schützling das Tierische austreiben sollen; er hat sie allerdings auch selbst engagiert). Der DOCTOR lässt sich treiben ("Ich lebe ohne Pläne"), geleitet nur von seinen tierischen Instinkten, etwa dem Durst nach Blut. Er entlarvt die Menschen als berechnende Scharlatane und Lügner. Nach dem Motto HELDENs ("Gentlemen do as they please!") lebt eigentlich nur der DOCTOR. So ist "To The Wolves", wenn man sich der Weltanschauung des DOCTORs anschließt (und das fällt leicht), ein Plädoyer für Wildheit, Natürlichkeit, Individualität und Spontaneität. Das überdurchschnittliche Spiel der beiden Hauptdarsteller (genial: der meist treue und unbeteiligte Hundeblick von ADAMS) sowie die ‚Underground’-Technik (Videokamera, leichte Tonschwankungen) unterstützen die Direktheit und Unmittelbarkeit des Films. Die dritte Regiearbeit von NÖLA ist sein sinnlicher Höhepunkt, eine feinfühlige Betrachtung der Welt und gleichzeitig ein wilder, oft spaßiger Ritt durch das B-Movie-Splatterkino. Hoch lebe der Untergrund!

Wer wissen will, wie es mit dem DOCTOR weitergeht, kann sich den gleichnamigen, zweiten Film von NÖLA besorgen ("The Doctor"), der zeitlich nach "To The Wolves" spielt, aber vorher (2004) gedreht wurde. Darin hat der DOCTOR schon viel von seiner tierischen Unschuld verloren, aber das ist eine andere Geschichte...


Fakten:
ESKIMO FILMS
Preis: 13 Euro

Technische Details:
- NTSC
- Region Free
- 16:9 Widescreen
- 87 Minuten

Special Features:
- Trailer / Teaser
- Behind The Wolf - Die Produktion
- Thomas Nöla Et Son Orchestre (Musikvideos)
- Kapitelauswahl

Solange der Vorrat reicht, liegt eine Bonus-CD mit dem Filmsoundtrack (ohne die DEATH IN JUNE-Songs) bei.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Eskimo Films
» Thomas Nöla et Son Orchestre @ MySpace
» Eskimo Films @ MySpace
» Punch:-Records
» Punch:-Records @ MySpace
» Thomas Nöla @ IMDb

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