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ALBIN JULIUS / DER BLUTHARSCH

Im Bett mit DER BLUTHARSCH


 ALBIN JULIUS / DER BLUTHARSCH
Kategorie: Spezial
Wörter: 1804
Erstellt: 12.10.2007
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Mit dem neuen Album „The Philosopher's Stone“ ist DER BLUTHARSCH hörbar und endgültig zu einer Band geworden, das Gesamtbild zeigt wesentlich deutlichere Spuren von dieser speziellen, dunklen Psychedelik, die gern Bilder vom Ende der Hippie-Kultur heraufbeschwört: „Gimme Shelter“ in Altamont,  Vergewaltigungen in Woodstock, niedergeknüppelte Aufstände in den Hauptstädten der Welt, Heroin all over the place, der ganze Scheiß...

Scheiß? Ich glaube gerade, das war das Beste an der Hippiebewegung... scheiß auf das ganze „Love and Peace“-Gequatsche! 1969 war das beste Jahr in der Rockgeschichte,  und „Heroin all over the place“ klingt für mich wie Weihnachten und Ostern zusammen...

Jaha, geht mir als Kind des Punks ähnlich, irgendwas kickt mich an diesem Kontrast. Mit viel gutem Willen oder gutem Stoff lässt sich in eurem Sound sogar eine Nähe zu den STOOGES feststellen (man höre die mäandernden Vollversionen von „Ann“ und „No Fun“ auf der Deluxe-Edition ihres Debüts und vergleiche sie mit Track 2 und 4 auf dem neuen Album.
 

Also DAS nehm ich jetzt mal als ganz DICKES Kompliment!

So war es gemeint, Albin.

Oh, Danke!

In Details fühle ich mich manchmal auch etwas an die 80er-Entsprechungen wie SPACEMEN 3 und LOOP erinnert, an bessere Shoegazer und an Proto-Stoner wie MONSTER MAGET oder gleich an steinalten, obskuren Psych/Hard Rock mit Hang zum Schmutz (GEORGE BRIGMAN, RANDY HOLDEN) und natürlich seltsamster Krautrock, GERMAN OAK und ähnliches... Diese beschriebenen Anleihen, Einflüsse und Referenzen kann man zur Zeit bei vielen, zumeist amerikanischen Bands hören - natürlich in unterschiedlichsten Ausprägungen, aber selbst PSYCHIC TV haben mit ihrem letzten Album zum Teil in ähnlichen Gewässern gefischt - sind dir Gemeinsamkeiten bewusst, spielt dir Jörg so etwas vor oder ist das alles komische Koinzidenz?
 
Es handelt sich, glaube ich, hier einfach um ein „Back to the Roots“ –  was die Musik angeht. Ich höre ja privat sehr viel unterschiedliche Musik. Ich kann Dir z.B. gar nicht das Gefühl beschreiben, als ich endlich mal HAWKWIND live sah (das war 1994, zehn Jahre nachdem ich die Band für mich entdeckt habe), erste Reihe, WAHNSINN! PINK FLOYD waren seit meiner Jugend absolute Helden für mich... „The Pipers at the Gate of Dawn“ ist bis heute eines meiner absoluten Top Alben... und irgendwann werde ich Jörg auch DAVID BOWIE nahe bringen... so langsam kommt er auf den Geschmack, Jörg muss noch viel über Rockmusik lernen.

HAHA! Macht ihr da jetzt einen Wettstreit draus?
 
Nein, wieso? Es gibt halt immer wieder Bands die mir Jörg näher bringt, und dafür bin ich auch dankbar, und umgekehrt hab ich ihm Bands nähergebracht, die er halt nicht kannte. Es ist kein Wettstreit, sondern ein kreativer Austausch, und das ist ja nichts Schlechtes.

GERMAN OAK kenne ich übrigens durch Douglas, er hat mir die CD 1997 vorgespielt, als wir TCAC aufnahmen, aber er hat es, glaub ich, nur wegen des Namens gekauft, wer weiß das schon? Und zu den erwähnten amerikanischen Bands... THE DANDY WARHOLS, LOW; BRIAN JONESTOWN MASSACRE, THE WARLOCKS... wenn sich so „Retro“ anhört, dann möchte ich mehr davon!!!!
 
Eine meine absoluten Lieblingsbands (seitdem ich 17 bin) sind THE SEEDS, hatte vor drei Jahren das Vergnügen (eigentlich war es schon fast ein Orgasmus), sie endlich mal live zu sehen... selbiges könnte drei Tage vor meinem 40. sein, da schauen wir uns nämlich „The Monks“ an! Ich freu mich schon einen Haxen...

Aber diese Soft-Psychedeliker meinte ich weniger als z.B. so etwas wie diese ganzen Erben des Post-Metals und Desert/Stoner Rocks, also was sich so im Gefolge von EARTH, NEUROSIS und KYUSS gegründet hat, von GRAILS über ISIS bis zu QUOTSA; hinzu kommen noch die streckenweise stärker zum Rock als zum Folk tendierenden, etwas hilflos „New Weird America“ getauften Bands wie AKRON/FAMILY, COMETS ON FIRE, ENTRANCE, OAKLEY HALL, SIX ORGANS OF ADMITTANCE, vielleicht noch VETIVER,  ...

Na ja, ich war vor drei Monaten auf dem QOTSA Konzert und habe alle Ihre Alben, auch ISIS mag ich sehr, detto NEUROSIS und im Hintergrund läuft grad die neuen „The Angels of Light“, die ich hiermit zum ALBUM DES JAHRES erkläre!

Vielen Bands & Künstler benutzen in der Produktionsphase bestimmte künstlerische Werke (Platten, Bilder, Bücher), die ihnen als Inspiration oder im Falle der Musik auch mal als Sound-Referenz dienen - wurden die Arbeiten an „The Philosopher's Stone“ von irgendetwas ähnlich begleitet?


Also wenn dir die Bedeutung „Philosopher Stone“ bekannt vorkommt - dann hast Du die Antwort! 

Philosopher Stone? HARRY POTTER?!  Nein, --- Alchemist? Immer noch damit beschäftigt, Scheiße in Gold zu verwandeln?
 
Braune Scheiße in glitzernde Münze sozusagen... =)

Kleiner Tipp... es hat was mit „mushrooms“ zu tun...! Musikalisch erweisen wir sicherlich (im Intro) EARTH eine Referenz, ich glaube, das lässt sich sehr schwer leugnen!? Obwohl ja EARTH auch eigentlich eine Referenzband von NEIL YOUNG sind, quasi die härtere Version vom Dead Men-Soundtrack.

Als „Dead Men“ erschien, hatten EARTH schon dreieinhalb Alben draußen.

Ja, aber ich meine aber den Sound den sie seit Hex haben...

Ich verstehe schon, laut Dylan haben aber DUANE EDDY und besonders, was die Titel angeht CORMAC McCARTHYs Alptraum-Western „Blood Meridian, or the Evening Redness in the West“ (deutsch „Die Abendröte im Westen“) mehr zum Album beigetragen. Aber egal, ich gebe es nicht auf: Du sammelst bekanntlich altes Equipment - irgendwelche analogen Gerätschaften, effektvolle Mördermaschinen, antike Folterinstrumente, whatever - was davon hatte welche Auswirkungen auf den Sound oder auf die Struktur der neuen Songs? Auffällig finde ich mal wieder die Gitarren, die sich oft in mehreren Lagen übereinander schichten und von einzelnen Songs förmlich Besitz ergreifen, Track 4 von „The Philosopher's Stone“ ist dafür ein perfektes Beispiel - während sich bei anderen „Hits“ des Albums, wie dem vorab als Teaser veröffentlichten „I sailed a sea of blood“ zusätzlich wundersamere Dinge eingeschlichen haben; in Track 6 ist z.B. offensichtlich eine Orgel aus SKY SAXONs Weinkeller zu hören...

 
Nein, SKY SAXON hab ich keine Orgel gestohlen... =) Obwohl der mich mit Marthynna nach dem Konzert zu einem Dreier überreden wollte und versucht hat, uns ins Hotel abzuschleppen, wir waren aber schon zu betrunken, um sein Angebot anzunehmen. Hätte nicht schön geendet ...

Wird bei solchen Songs so lange Schicht auf Schicht aufgetragen bis es stimmt? Klingt irgendwie doof, ich hoffe du verstehst - dieses „Schichten“ soll ja auch kompositorisch gemeint sein, nicht nur als Overdub... Mir fallen eben nur diese vielen „Layer“ auf, nicht zuletzt das macht die Musik ja auch erst so reizvoll (und psychedelisch)...

Bezüglich des Schichtens: Das hast du recht gut getroffen, das ganze Album wurde eigentlich so komponiert. Im Prinzip ist es aber die übliche DB-Arbeitsweise, ich habe ja immer schon so gearbeitet, dass ich eine Basisspur hatte (Rhythmus, Melodie oder Gesangslinie) und darum den Rest des Liedes "geschichtet" habe. Ich verstehe mich selber ja nicht als Komponist, sondern eher, wie es Lina mal so schön ausgedrückt hat als "Soundcomposer". Also hat sich prinzipiell an der Arbeitsweise nichts geändert. Dass das Album vielschichtiger geworden ist, liegt zum einen daran, dass ich nicht mehr alleine an den Liedern arbeite, an der Instrumentierung und den vielen Instrumenten. Auch produktionstechnisch hat sich einiges geändert. Ich habe jetzt ein analoges Mischpult mit 56 Audiospuren und einen 48 Spur Recorder, da geht schon einiges, und man kann viel herumexperimentieren.

Das eigentliche "Problem" bei dieser Produktion war eigentlich der Mix. Eingespielt haben wir die Lieder sehr schnell jeweils, doch danach dann die "Linie" und das "Feeling" eines Songs herauszuarbeiten, war das eigentlich Schwierige. Genau dadurch, dass wir oft fünf bis acht Gitarren- oder Orgelspuren hatten, musste entschieden werden, welche Gitarrenspur die "Leadgitarre" stellt, welche Gitarre lediglich als Rhythmusgitarre in den Hintergrund gestellt wird, ob die Melodie oder der Beat dominanter sein soll etc. Eine Nummer war im Roughmix eigentlich eine totale "Schweinerocknummer" - Jörg meinte: "Das ist ja totaler Schweinerock, die können wir nicht nehmen" - und im Endeffekt hab ich daraus etwas ganz anderes gemacht. Indeed... ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden!

Wir sprachen über die „Dunkle Seite der Psychedelik“ - Mal so ganz suggestiv gefragt: Du lieferst doch mit deinen eher von zwischenmenschlichen Höllenritten als von Nymphen und Blümchensex bestimmten Lyrics eine Antwort auf die Liebeskinder unserer Zeit, oder etwas nicht?
 
Life is dark, there ain't too much sunshine anymore!

Aber ich finde, gerade in den dunklen Momenten des Lebens gibt es das meiste Licht.
Und - Blümchensex ist die langweiligste Form des Sexes... eindeutig!
 
Du beharrst weiterhin darauf, deinen/euren Songs keine Titel zu geben. Laut eigener Aussage willst du damit Journalisten und (!) Radio-Leuten das Leben schwer machen (HA!) -  das kann doch noch nicht alles gewesen sein, dahinter versteckt sich doch mehr... ?!   Du bist auch sonst ein Freund der griffigen Parole, überkommt dich da nicht manchmal die Sehnsucht, den Kindern Namen zu geben?
 
Weißt Du, wenn man zum 500sten mal diese stupide Frage gestellt bekommt, was soll man darauf Antworten? Außerdem, ihr Schreiberlinge kapiert es einfach nicht. Die Lieder haben ja Titel: Track 1, Track 2...

Brüller! Wird die neue musikalische Ausrichtung von DB Auswirkungen auf die Live-Präsentation haben - werden wir Albin als Frontsau erleben,  Fuß auf der Monitorbox, ausladende Gesten, wehendes Haar, Go-Go-Girls, ... ? Was wären zum jetzigen Zeitpunkt die idealen Ausgangsbedingungen für den perfekten Auftritt?
 

Die ideale Ausgangssituation wäre dieselbe wie bei der letzten Tour... die richtigen Leute zur richtigen Zeit am selben Ort. Das Lineup steht, und wenn wir wieder die selben guten Clubs spielen, dann denke ich, wird es eine ideale Tour 2009!

Geht's etwas inspirierter? Vielleicht im Mondlicht, vor einer imposanten Bergkulisse, Blitze durchzucken die warme Luft, ein Grollen lässt die Erde erbeben, riesige Tannen wiegen sich im aufkommenden Wind, Vögel verdunkeln den Himmel ... 
 
Ähm, das hab ich jeden Tag. Ich lebe im Wienerwald, drei Kilometer vom nächsten Dorf entfernt. Na ja, Berge hab ich keine, aber Wald und Hügel rundherum - seit zwei Jahren hab ich der Stadt den Rücken gekehrt - es sind nur 14 km bis nach Wien, trotzdem ist das hier eine andere Welt, ... und ein anderes Leben.

Den bevorstehende Auftritt in London absolvierst du zusammen mit Marthynna und Jörg als Albin Julius & Friends - warum nicht als DER BLUTHARSCH, wird den Engländern in der Vorweihnachtszeit etwas anderes kredenzt - Jazz & Poetry, DB unplugged,  ...?
 
Weil wir nicht Blutharsch-Nummern spielen werden. Neben uns werden auch noch Christine K an der Klarinette, John Murphy (Drums) und die Naevus- Leute an wechselnden Instrumenten als „Friends“ dabei sein. Was uns erwarten wird, wir wissen es selber noch nicht, es bleibt also spannend.

Seid ihr parallel zur Veröffentlichung des aktuellen schon in der Pre-Produktion zum nächsten Album? Du deutetest so etwas an ... Lässt sich die weitere musikalische Entwicklung schon skizzieren?
 
Wichtigstes Projekt ist die Vorbereitung des Slimelight-Konzertes... Daneben geschieht musikalisch momentan nicht viel... Ab Dezember wird allerdings an einem neuen Album gearbeitet, geplanter VÖ Termin wird Frühjahr 2009 sein, rechtzeitig zur nächsten Tour!




Danke für die Aufmerksamkeit, Vorhang, ab.

 
für nonpop.de


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