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Michael We.

WÖLJAGER: Van't Liëven Un Stiäwen

Dunkle Akustik-Geschichten im Dialekt des Münsterlandes


WÖLJAGER: Van't Liëven Un Stiäwen
Genre: Neofolk
Verlag: Prophecy
Erscheinungsdatum:
Mai 2016
Medium: Buch & CD
Preis: ~25,00 €
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Vom Ansatz her erinnern mich WÖLJAGER an Bands wie wie STURMPERCHT oder FRÄKMÜNDT. Also an Bands, die auf sehr urige Art und Weise Sagen und Geschichten aus bestimmten Regionen vertonen. Musikalischer vielleicht etwas weniger rau als die beiden genannten, kümmert sich das Trio tatsächlich um die Heimat von Sänger und Projektchef MARCEL DRECKMANN: um das Münsterland und das dort gesprochene, fast ausgestorbene Platt. DRECKMANN, ansonsten Sänger bei der deutschen Pagan-Metal-Band HELRUNAR, hat sich für WÖLJAGER noch STEFAN DRECHSLER und ÁRNI BERGUR ZOËGA (beide bei ÁRSTÍ∂IR LÍFSINS) zur Seite geholt. Sie setzen, überwiegend mit Gitarre und Geige, die ursprünglich als Theaterstück geschriebenen Texte um, in denen es um einen sogenannten Spökenkieker geht – einen Hellseher der westfälischen und niederdeutschen Folklore, der allerdings nur Unglücke voraussagen kann. Alles wird gesungen und vorgetragen im erwähnten Platt einer Gegend, die MARCEL DRECKMANN selbst als nicht besonders spektakulär, aber abseits der größeren Städte mit einer sehr eigenen Atmosphäre beschreibt, "besonders im Herbst und Winter… karg, erdig, verregnet, rauchig und neblig." Und so klingt überwiegend auch die Musik.

"Vüörgeschicht" (01) ist ein historisch wirkendes und damit sehr passendes instumentales Intro, mit dezenten Streichern und Bläsern. Getragen und weit, am Ende stimmt die Gitarre eine Melodie an, die der Titeltrack "Van't Liewen Un Stiäwen" (02) weiterführt. Als absolut neofolkig würde ich dessen Stimmung bezeichnen: ruhige Gitarrenakkorde mit wehmütigem und getragenem Gesang, und es ist erstaunlich, wie gut dieser Dialekt dazu passt. Der für mich übrigens nach ganz 'normalem' Platt klingt, so wie ich es ab und zu im NDR sehe oder höre. Durch diesen traurigen, romantischen Gesamteindruck gleiten auch nahtlos "Swatte Äer" (03) und "Summer" (04), ein Stück geht ins andere über, melodieführend sind glasklare Gitarre und Geige, die dunkle Rezitation besticht. Bei der schmissigen, aufregenden Lagerfeuererzählung "Kuem To Mi" (06) hätte ich fast mitgesummt, sehr piratig und, ja, einfach schön. Auch "Junge Dään" (07) hat diese Shanty-Atmo, wohlig schunkelnd, aber auf eine ganz und gar nicht anbiedernde Weise.
Gerade als die Stücke anfangen, sich ein bisschen zu ähneln, sorgt eine hervorragend düstere Countryballade für Abwechslung, ebenso "Vettainachtain" (11) mit martialischen Einsprengseln aus dem Aufruf von KAISER WILHELM II. ("Darum, auf zu den Waffen" von 1914), inklusive anschließender Reflektion über den Begriff 'Vaterland'. Das verwehte, mysteriöse Instrumental zum Ausklang nimmt die Stimmung gut ab.

Ähnliche Musik gab es sicher schon häufiger. Dass "Van't Liëven Un Stiäwen" zu etwas Besonderem wird, liegt sicher an diesem prägnante Dialekt, der für mich immer nach rauen Felsen und Meeresrauschen klingt. Von der Stimmung der Stücke kann man sich sehr leicht mitreißen lassen, wenngleich echte musikalische Kanten bei diesen Geschichten aus alten Zeiten fehlen. Ebenfalls auffällig ist der treffsicherere, dunkle und warme Gesang mit einigen Variationen, mit verschiedenen Erzählhaltungen. Ein sehr rundes Album, dessen 60-seitige Buchausgabe mit allen Texten in hochdeutscher Prosa und eigens angefertigten Aquarellen die Musik und die Lyrics wunderbar ergänzt!


 
Michael We. für nonpop.de



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Zusammenfassung
Ähnliche Musik gab es sicher schon häufiger, ganz außergewöhnlich ist hier aber der prägnante Dialekt. Ebenfalls auffällig ist der treffsicherere, dunkle und warme Gesang mit einigen Variationen, mit verschiedene Erzählhaltungen. Ein sehr rundes, neofolkiges Album!

Inhalt
CD mit Buch

01. Vüörgeschicht
02. Van't Liewen Un Stiäwen
03. Swatte Äer
04. Summer
05. Magdalene
06. Kuem To Mi
07. Junge Dään
08. Üöwer De Heide
09. Up'n Likwäg
10. De Aolle Schwatters Föert To'n Deibel
11. Vettainachtain
12. Dat Glas Löp Rask
13. Aomdniewel

~ 51 min.
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