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Michael We.

WHITE HOSPITAL: Holocaust

Industrial-Highlight, neu veröffentlicht


WHITE HOSPITAL: Holocaust
Genre: Industrial
Verlag: Steinklang
Erscheinungsdatum:
März 2014
Medium: CD / LP
Preis: ~13,00 €
Kaufen bei: Labelshop


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Als 'Heiligen Gral des Industrial' bezeichnet das Label "Holocaust" von WHITE HOSPITAL im Rahmen dieser Wiederveröffentlichung. Mir fallen da zwar auch noch ein paar andere Alben ein, die – allein rein zeitlich – vermutlich mehr Einfluss auf das Genre hatten, aber die LP des japanischen Duos von 1984 ist ohne Zweifel ein wichtiger Bestandteil der Industrialgeschichte. JUN KONAGAYA und TOMOSADA KUWABARA veröffentlichten genau dieses eine Album sowie eine Single mit zwei Stücken und lösten 'die politische Einheit', wie sie sich selbst nannten, anschließend wieder auf. KONAGAYA gründete das Soloprojekt GRIM (Noise / Industrial) und verschwand nach LP, Single und EP gegen Ende der 1980er-Jahre in der Versenkung. Ebenfalls auf STEINKLANG ist im vergangenen Jahr mit "Psycho Sun" das überraschende Comeback erschienen. KUWABARA bildete damals mit zwei anderen Musikern VASILISK (Industrial / Ritual / Noise), blieb musikalisch aktiver (zuletzt mit einem Vollzeitalbum 2012) und veröffentlicht nun – auch auf STEINKLANG – den Backkatalog der Gruppe, inklusive dem wohl wichtigsten Werk, dem Debüt "Whirling Dervishes" von 1987. Nach Labelangaben standen übrigens beide Musiker gemeinsam im vergangenen Dezember (2013) in Tokio auf der Bühne, als HOWLING OF HIMALAYA – so nannte sich bisher ein kleines Seitenprojekt (ein Song) von JUN KONAGAYA. Ob dies der Beginn einer neuen und sicherlich spektakulären Kooperation ist oder ein einmaliges Ereignis war, bleibt offen.



Die Wiederveröffentlichung auf STEINKLANG erfreut vor allem durch musikalischen Mehrwert. Im Original keine 30 Minuten lang, befinden sich nun die beiden Songs der Single "We Wish You A Merry X'mas" sowie drei bislang unveröffentlichte Livestücke auf der CD mit elegantem Klappcover. Ein Text, etwa eine Biografie der beiden Musiker oder eine kurze Einführung in japanische Industrial-Musik, fehlt leider komplett.

"Hymn Of Heaven" (01) liegt mit seinen seltsamen Gesängen zwischen Kirchenchor, Weinen und Wahnsinn. Das recht ergreifende Orgelspiel gegen Ende klingt seltsam dumpf und weist den Weg auf das, was kommt. In "Robotomy Operation" (02) wird das derbe, wütende Text-Kreischen von einem ungeheuer rhythmischen Stampfen und Wummern begleitet, dazu trommelt das Schlagzeug stoisch – einer der fiesesten, eindringlichsten Tracks. Dagegen wirkt "Body And Flesh" (03) mit Ethno-Geheul und -Getrommel eher wie ein Stammesritual, der Tanz ums Feuer. So abwechslungsreich, wie die ersten drei Stücke sind, bleibt auch der Rest des Albums: Neben klassisch noisigen Stücken mit massiven Bohrgeräuschen oder dem typischen Blechdonnern, den kreischenden Stimmen kurz vorm Überschnappen – im live eingespielten Titeltrack sogar zusammen mit E-Gitarren – stehen solche wie "Ginny Voice" (06): eine dumpfe, im Hintergrund sprechende Kinder- oder Elfenstimme, dazu Glöckchenklang und eine mächtige Trommel.
Die beiden Tracks der Single sind herausragend: In "We Wish You A Merry X'mas" (09) stürzt sich eine gruselige Schweinehorde unter Glockengeläut auf die Sängerin. "White Christmas" (10) besteht aus nichts als ein paar Loops, die sich überlagern, woraus zusammen mit der maschinellen, dumpfen Trommel ein unwiderstehlicher, schleifender, mitziehender Rhythmus entsteht. Die drei zusätzlichen Livetracks, die wohl etwas später als das Album entstanden sind, klingen erstaunlicherweise fast nach Psychedelic Rock.

Klar liegen Vergleiche mit THROBBING GRISTLE, NURSE WITH WOUND, SUTCLIFFE JUGEND und vor allem SPK auf der Hand. Doch obwohl auf "Holocaust" fast durchweg Wut und Brutalität spürbar sind, obwohl sich die damals vermutlich bewusst gesetzte Lo-Fi-Produktion der Stimmung anpasst, handelt es sich nie um reinen, zerstörerischen Krach. Im Gegenteil, zwischen Schreien und Zerren liegen hypnotisierende Rhythmen und einige seltsam betörende Momente. Um pathetisch zu werden: ein Ansatz von Menschlichkeit, der dieses Album auch nach 30 Jahren so urwüchsig klingen und ins Innere des Hörers vordringen lässt.
Wer sich für GRIM und VASILISK interessiert, sollte zunächst, wie erwähnt, bei STEINKLANG weitersuchen. Dort existiert einiges an Material, die VASILISK-Alben der 80er wurden alle neu aufgelegt. Auf VINYL ON DEMAND ist 2011 eine GRIM-Sammlung (3 LPs) mit Stücken zwischen 1983 und 1989 erschienen.


 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» "Holocaust"-LP in transparentem Vinyl
» STEINKLANG RECORDS


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Zusammenfassung
Klar liegen Vergleiche - v.a. mit SPK - auf der Hand. Doch obwohl fast durchweg Wut und Brutalität spürbar sind, handelt es sich nie um reinen, zerstörerischen Krach. Ein Ansatz von Menschlichkeit lässt dieses Album auch nach 30 Jahren so urwüchsig klingen und ins Innere des Hörers vordringen.

Inhalt
13 Tracks, ~ 43 min.

01. Hymn Of Heaven
02. Robotomy Operation
03. Body And Flesh
04. Transfer-15
05. Holocaust (Live)
06. Ginny Voice
07. Fair Warning
08. White Hospital
09. We Wish You A Merry X'mas*
10. White Christmas*
11. D.S. Propaganda**
12. Red Wedge**
13. Dirty God**

* "We Wish You Are Merry X'mas" 7inch
** unveröffentlichte Livestücke
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