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Endsal

WHEN: The Black Death

Svartedauen oder: Das Lied von der Pest


WHEN: The Black Death
Genre: Musique concrète
Verlag: Ideologic Organ
Erscheinungsdatum:
25. Mai 2015
Medium: Vinyl LP
Preis: ~18,00 €
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WHENs "The Black Death" erschien ursprünglich 1992 im CD-Format beim norwegischen TATRA-Label, welchselbiges einen eher zweifelhaften Bekanntheitsgrad erlangte, weil von dort aus anno dunnemals das schwachbrüstige EBM-Geboller der Landsmänner von APOPTYGMA BERZERK unter die Leute gebracht wurde. Hier veröffentlichte LARS PEDERSEN, der Mann hinter WHEN, bereits mit seiner Vorgängerband HOLY TOY einige LPs, und so kam es denn, dass auch die frühen Alben von WHEN, wiewohl stilistisch Lichtjahre vom eindimensionalen Uffz-uffz der seinerzeit leidlich populären Labelkollegen entfernt, hier zum ersten Mal das Licht der Öffentlichkeit erblickten. PEDERSEN selbst entstammt übrigens einem dezidiert musikalischen familiären Umfeld: Sein Vater war Musical-Komponist und gemeinsam mit seinen älteren Geschwistern musizierte der kleine LARS bereits in den frühen 70er-Jahren im Rahmen von öffentlichen Auftritten, was Vergleiche mit den JACKSON 5 und der PARTRIDGE FAMILY nach sich zog. Dergleichen harmlos-trivialen Unterhaltungsgefilden kehrte er jedoch gleich zu Beginn seiner Karriere mit aller Entschiedenheit den Rücken und veröffentlichte nach seiner Zeit bei HOLY TOY in den frühen 90er-Jahren unter dem Moniker WHEN im Alleingang einige, auch heute noch ungewöhnliche und hoch spannende Alben, die durch ihren collagenhaften Duktus und diffuse Düsternis eher Assoziationen zum Soundtrack eines Horrorfilms oder einer musikalischen Gothic Novel wecken.

Das einflussreichste dieser Alben war bzw. ist eben jenes, das uns nun in einer Vinyl-Neuauflage durch STEPHEN O'MALLEY's Label IDEOLOGIC ORGAN bzw. EDITIONS MEGO kredenzt wird. "The Black Death" bezieht sich unmittelbar auf das 1900 erschienene Bändchen "Svartedauen" des norwegischen Malers THEODOR KITTELSEN, das mit ebenso märchenhaften wie beklemmend-morbiden Illustrationen nebst kurzer, begleitender Gedichte jene katastrophale erste Pestepidemie thematisiert, die Norwegen im Jahre 1349 heimsuchte und etwa zwei Drittel der Gesamtbevölkerung des Landes dahinraffte. KITTELSEN, dessen naturmystische Bilder von Wäldern und Fjorden, Trollen, Hexen und Elfen in Norwegen schon lange zur Volkskunst gehören, war außerhalb seiner Heimat lange Zeit praktisch unbekannt, dies änderte sich jedoch spätestens mit der ersten norwegischen Black Metal-Welle (der mit den brennenden Kirchen ...) Anfang der 90er-Jahre bzw. insbesondere mit der Veröffentlichung der BURZUM-Alben "Hvis lyset tar oss" und "Filosofem", für deren Coverartwork man sich mit ausgesuchter Vorliebe der Bilder aus dem "Svartedauen“-Zyklus bediente – nicht zuletzt deshalb erfreut sich KITTELSEN insbesondere innerhalb der Black Metal-Gemeinde mittlerweile eines soliden Bekanntheitsgrades. Wie übrigens der Promotext zum vorliegenden Vinyl-Re-Release aufklärt, sollen VARG VIKERNES und andere Protagonisten der norwegischen Black Metal-Ursuppe große Bewunderer von WHENs "The Black Death" gewesen sein, was angesichts der fiebrig-finsteren Atmosphäre, die das Album atmet, auch kaum verwundern kann.

Rein musikalisch betrachtet haben wir es im Falle von "The Black Death" mit einer Musique-concrète-Collage von knapp 39-minütiger Dauer zu tun, die von Rattengefiepe über Pferdegewieher, vom agonalen Keuchen Sterbender, hexenhaftem Gekicher, über knarzendes Holz und Rabengeschrei bis hin zu orchestralen Einschüben, Einsprengseln traditioneller norwegischer Volksmusik und tribalesken Percussionpassagen so ziemlich mit allem aufzuwarten weiß, was dazu angetan ist, dem Hörer jene apokalyptische Heimsuchung so plastisch wie möglich zu vergegenwärtigen, die Norwegen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in einen Vorhof der Hölle verwandelte. Will man stilistische Vergleiche bemühen, so drängen sich die frühen NURSE WITH WOUND geradezu auf, doch auch neuere skandinavische Acts wie ÄTTESTUPA oder SVARTE GREINER bieten Parallelen zu jener archaischen Soundlandschaft, die LARS PEDERSEN mit WHEN vor beinahe einem Vierteljahrhundert da kreiert hat. Nichtsdestoweniger ist die Grundstimmung auf "The Black Death" so intensiv, so dicht und beklemmend, dass der aufmerksame Hörer am Ende zu der Einsicht gelangen dürfte, es hier in der Tat mit einem einzigartigen Stück Musik zu tun zu haben, das derartige Vergleiche bestenfalls als vage Annäherungen toleriert.

Da der Rezensent bedauerlicherweise nicht mit einem Original-Vinyl-Exemplar beglückt wurde, kann er hinsichtlich der optischen und haptischen Eigenschaften des physischen Tonträgers nur nachplappern, was der, übrigens vom norwegischen Noise-Urgestein LASSE MARHAUG verfasste, Promotext hergibt: "Pristine vinyl cut by Dubplates & Mastering and packaged in a gatefold sleeve featuring texts and interviews with and about Pedersen as well as a 12-booklet of Kittelsen's drawings for Svartedauen. The rats would be pleased." – Völlig ungeachtet dessen, was die Ratten dazu zu sagen haben, handelt es sich bei "The Black Death" zweifellos um einen auch heute noch faszinierenden Klassiker, dessen Vinyl-Neuauflage im Grunde längst überfällig war und auch für Inhaber der CD-Version, wie der Autor einer ist, eine reizvolle Anschaffung darstellen dürfte. Schön wäre es freilich, wenn noch weitere, längst vergriffene Juwelen aus dem WHEN-Backkatalog wie "Death In The Blue Lake" oder "Black, White And Grey" folgen würden.


 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» WHEN @ discogs
» WHEN-Infos @ home.online.no
» IDEOLOGIC ORGAN-Homepage
» EDITIONS MEGO-Homepage


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Zusammenfassung
Ein zeitloser Klassiker feiert seine Wiederauferstehung im Königsformat: "The Black Death" ist wohl einer DER musikalischen Beiträge zum Thema Pest schlechthin und ein stilbildender Meilenstein für Post Industrial, Black Metal & angrenzende Genres. Absolute Empfehlung!

Inhalt
01: The Black Death (38:28)

LP im Klappcover mit Texten & Interviews, 12-seitiges Booklet mit Theodor Kittelsens Zeichnungen für "Svartedauen".
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