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Michael We.

VARIOUS: We Bring You A King With A ...

... Head Of Gold - Dark Britannica II


VARIOUS: We Bring You A King With A ...
Genre: Folk
Verlag: Cold Spring


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"Folk don't change much. Your ancestors, my ancestors, felt love and hate, joy and sorrow, lust and longing, pride and shame, in much the same way that we do. And folk music, real folk music, bears witness to these eternal aspects of the human condition, no matter whether the tune is as old as the hills or written last week."
Aus dem Vorwort von SIMON COLLINS

Drei Jahre nach dem mit viel Aufmerksamkeit bedachten Sampler "John Barleycorn Reborn" schickt COLD SPRING den Nachfolger ins Rennen, aufgrund der langen Zeitspanne über jeden Verdacht der schnellen Geldmacherei erhaben. Eine Zusammengehörigkeit ist dennoch sofort festzustellen, denn viele Äußerlichkeiten ähneln oder gleichen sich: Das Cover ist vom selben Künstler gestaltet worden, das umfangreiche Booklet mit erklärenden Worten (dieses Mal aus der Feder des Musikjournalisten SIMON COLLINS) wurde beibehalten, es sind wiederum zwei CDs. Der Untertitel "Dark Britannica II" schließlich verrät, dass das britische Label auch sein musikalisches Konzept auf den zweiten Teil übertragen hat.
"We Bring You A King ..." ist erneut eine Reise durch die Welt der britischen Folkmusik, wobei 'dark' weniger inhaltlich, sondern mehr zeitlich zu sehen ist. Es geht um Themen der 'dark ages', der dunklen Jahrhunderte, welche für Britannien mit dem Abzug der Römer begannen. Um "... elemental symbols of a life lived close to the earth and in accordance with the natural rhythms of the seasons ...", wie SIMON COLLINS etwas romantisiert schreibt, aber natürlich auch um Krankheit, Tod, Naturkatastrophen, vernichtete Ernten und die zahllosen paganen Glaubenselemente, welche die Christianisierung überdauern sollten. Im wörtlichen Sinne also eher Folklore – das 'Wissen des Volkes' – als das, was wir heute Folk nennen.

Viele Songs erinnern mich an den Vortrag von STEELEYE SPAN, deren Geschichten und Interpretationen alter Volkslieder. Allerdings kommen die meisten hier vertretenen Musiker ohne jegliche Elektronik aus und bieten vor allem leise Töne, sehr naturverbunden, mystisch und geheimnisvoll, manchmal auch düster und bedrohlich. Die Begleitung beschränkt sich oft auf Akustikgitarre und ein oder zwei weitere Instrumente wie Geige oder Akkordeon. Wie auch der erste Teil bietet "Dark Britannica II" vielen jungen, unbekannteren Bands ein Forum, einige 'große Namen' sind aber auch dieses Mal dabei. Manche Tracks sind sogar unveröffentlicht oder zumindest überarbeitet, und selbst Wiederholungen im Line-Up gibt es kaum: Lediglich DROHNE und TINKERSCUSS sind mir auf den ersten Blick vom Vorgänger bekannt.

Stellvertretend sollen einige wenige Stücke vorgestellt werden, da mit den vorangegangenen Erläuterungen die Richtung von "We Bring You A King ..." sicher klar ist: Zu den besten Liedern beider Sampler gehört der Opener von BARRON BRADY auf CD 1, "Earthen Key". Das junge Paar – ROS BRADY und SI BARRON – spielt seit ungefähr fünf Jahren zusammen und hat sich auf Schilderungen der Gegend um Devon (England) spezialisiert, wo die beiden wohnen. In ihren Landschaften geschehen allerdings viele seltsame Dinge: Räuber fangen an zu fliegen, der Teufel malt Zeichen ins Korn, die Hecken zum Nachbargrundstück verschwinden. Die bezaubernd traurige Mädchenstimme von ROS beginnt a capella, untermalt nur von einem Harmoniumdrone. SI stößt mit Stimme und Gitarre dazu, und es entwickelt sich ein zartes, melancholisches Duett, das zahllose Bilder von alten Landschaften, Dörfern, Feldern im Kopf aufblühen lässt. TONY WAKEFORD liefert eine überarbeitete Version von "The Devil Went A' Travelling", im Original auf "Into The Woods". Nun nur noch mit "The Devil" betitelt, ist diese Variante um einige Instrumente reduzierter, direkter, nicht mehr ganz so verschroben. Von seiner geheimnisvollen, dunklen Aura verliert das Stück allerdings nichts, nach wie vor versetzt es den Zuhörer in alte, dichte Wälder Britanniens, wo Mörder, Diebe und Ausgestoßene lauern.
Die gebürtige Kanadierin AUTUMN GRIEVE lebt inzwischen in Brighton (England) und hat schon mit vielen der hier vertretenen Künstler zusammen musiziert, unter anderem mit TONY WAKEFORD. Ihr Titel "Within Hollows" (vom Album "Stray Birds") gehört zu den zerbrechlichsten; ihre ohnehin zarte Stimme weht durch die Luft, wird davongetragen von Klavier und Streichern, einer jungen – und sehr nachdenklichen – KATE BUSH nicht unähnlich. RICHARD MASTERS schließlich vertont mit "The Wind Knows" ein Traditional, wofür er neben seinem narrativen Gesang zwar viele Instrumente, jedes einzelne aber sehr spartanisch einsetzt. Die Klarinette – außergewöhnlich auf dieser Zusammenstellung – gibt dem Song ein Flair von Klezmer.

Es ist wie schon auf "John Barleycorn Reborn" höchst erstaunlich, dass es – zum Teil unentdeckt – offenbar so viele gute britische Folkbands gibt. Allein auf den beiden Compilations befinden sich mehr als 60, und das ohne nennenswerten Ausfall. "We Bring You A King ..." gelingt es ohne Abstriche, ebenso wie dem Vorgänger, eine durchgängig historische und erdhafte Umgebung zu schaffen, dieses Mal vielleicht etwas bodenständiger und weniger psychedelisch. Selbst die paar Songs, die aus irischen Kneipen oder von modernen, massenkompatiblen Folksängerinnen stammen könnten, fügen sich nahtlos in diese Atmosphäre ein. Ich bin beglückt und freue mich auf den dritten Teil!

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» COLD SPRING @ myspace
» "We Bring You..." @ discogs


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